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EY gewinnt lukratives Commerzbank-Mandat

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Die Commerzbank hat ihr Prüfungsmandat neu ausgeschrieben. Aller Voraussicht hat Ernst & Young (EY) das Mandat gewonnen.
Commerzbank AG

Großer Erfolg für Ernst & Young (EY): Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat das Prüfungsmandat bei Deutschlands zweitgrößter Bank Commerzbank gewonnen. Das geht aus der Einladung zur Hauptversammlung am 3. Mai der Commerzbank hervor, laut der der Aufsichtsrat vorschlägt, EY zum neuen Abschlussprüfer zu wählen. Die Bestätigung durch die Hauptversammlung ist in der Regel nur noch eine Formsache. EY hat sich dabei gegen Deloitte durchgesetzt.

Damit muss der bisherige Prüfer PwC das Mandat abgeben. Der Grund für die Ausschreibung ist die neue Regelung zur verpflichtenden Abschlussprüferrotation, die seit Juni 2016 gilt. Demnach müssen Unternehmen künftig spätestens nach zehn Jahren ihr Prüfungsmandat neu ausschreiben. Laut Commerzbank prüft PwC die Bilanzen des Instituts bereits seit einigen Jahrzehnten.

Deloitte kann mit EY nicht mithalten

Für EY ist das neue Mandat ein besonderer Erfolg, denn die Gesellschaft war im Dax30 bisher nur mit drei Mandaten vertreten. Das mit Abstand größte ist Siemens – Beiersdorf und Heidelberg Cement sind wesentlich kleiner, zumindest was die Höhe des Honorars anbelangt. KPMG und PwC dominieren innerhalb der Big Four mit 18 und neun  Mandaten die Prüfung der Dax-Unternehmen. Entsprechend viele Mandate müssen die beiden Gesellschaften wegen der Prüferrotation abgeben. Jede der Big Four will die Regelung aber auch nutzen, um neue Mandate zu gewinnen.

EY hatte bereits vor über einem Jahr angekündigt, die Prüferrotation nutzen zu wollen, um die Anzahl der Mandate zu verdoppeln. Diesem Vorhaben ist der Prüfer nun einen Schritt näher gekommen. Das neue Mandat dürfte EY auch deshalb freuen, weil die Geschäftszahlen des vergangenen Jahres mau ausgefallen sind. Als Einzige der Big Four hat EY in der Wirtschaftsprüfung an Umsatz eingebüßt.

Commerzbank zahlte über 46 Millionen Euro an PwC

Auch Deloitte hatte angekündigt, die Prüferrotation für sich nutzen zu wollen. Die Gesellschaft ist mit Abstand am Schwächsten im Dax30 vertreten und hatte nach dem Abstieg vom K+S in den MDax einige Zeit lang gar kein Mandat im Dax30. Vor kurzem hatte Deloitte für eine große Überraschung gesorgt, als ausgerechnet die kleinste der Big Four das Bayer-Mandat gewann. Das Commerzbank-Mandat hätte ein weiterer Coup sein können, doch hier war EY offenbar stärker. Für die WP-Gesellschaften ist es bitter, wenn sie den Pitch nicht gewinnen, da sie häufig viel Zeit und Geld in die Vorbereitung stecken.

Die Commerzbank gehört zu den Unternehmen, die die höchsten Honorare im Dax zahlt: Im Geschäftsjahr 2016 kassierte PwC über 46 Millionen Euro für alle Dienstleistungen, die es bei der Bank erbracht hat, mehr als 16 Millionen Euro entfielen dabei auf die Abschlussprüfung. Damit gewinnt EY ein lukratives Mandat und hat gleichzeitig ihre Chancen auf Mandate bei anderen Banken in der Dax-Familie wie der Deutschen Bank, Aareal Bank oder der Deutschen Pfandbriefbank erhöht. Sie alle müssen in den kommenden Jahren ihre Prüfer wechseln. 

IFRS 9 forciert den Abschlussprüferwechsel

Eigentlich hätte die Commerzbank noch bis 2020 Zeit gehabt, um den Prüfer zu wechseln. Der Grund für die vorzeitige Ausschreibung ist der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 9, der ab dem Geschäftsjahr 2018 angewandt werden muss. IFRS 9 regelt die Bilanzierung von Finanzinstrumenten und krempelt vor allem bei Banken die Bilanzierung ordentlich um. Für den Abschlussprüfer ist das eine erhebliche Mehrarbeit, da er die Rechnungslegung genau unter die Lupe nehmen muss.

Auch die Aufsichtsbehörden wie die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) haben die Bilanzierung unter dem neuen Standard genau im Blick, Fehler sollten daher unbedingt vermieden werden. Damit sich nicht zwei Prüfer mit der neuen Bilanzierung bei der Commerzbank auseinandersetzen müssen, wechselt die Bank ihren Prüfer schon jetzt, erklärt sie in der Einladung zur Hauptversammlung.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

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Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.