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Deutsche Wohnen: Warum PwC der neue Abschlussprüfer wird

Der Immobilienriese Deutsche Wohnen schreibt das Prüfmandat neu aus. Es gibt einen eindeutigen Favoriten. Foto: Deutsche Wohnen
Der Immobilienriese Deutsche Wohnen schreibt das Prüfmandat neu aus. Es gibt einen eindeutigen Favoriten. Foto: Deutsche Wohnen

Seit 2016 prüft KPMG den Immobilienriesen Deutsche Wohnen, doch 2023 könnte damit Schluss sein, denn der MDax-Konzern hat das Prüfmandat neu ausgeschrieben. Während die meisten Prüferwechsel mit der gesetzlichen Prüferrotation begründet werden – ein Wechsel muss seit dem Wirecard-Skandal nun schon nach spätestens zehn Jahren erfolgen – gibt es bei der Deutschen Wohnen einen anderen Grund, das Mandat neu auszuschreiben: die Übernahme durch Vonovia.

„Die Ausschreibung erfolgt im Zusammenhang mit dem Mehrheitserwerb der Vonovia an der Deutschen Wohnen. Damit soll dem Aufsichtsrat die Möglichkeit eröffnet werden, die Abschlussprüfersituation neu zu beurteilen“, heißt es. Interessierte WP-Gesellschaften könnten sich bis zum 21. April bewerben. Neben Erfahrungen in der Prüfung von kapitalmarktorientierten Konzernen legt die Deutsche Wohnen besonderen Wert auf „ausführliche Erfahrung mit Immobilienbewirtschaftung und -bewertung sowie komplexen Entwicklungsprojekten“.

PwC soll Abschlussprüfung bei Vonovia übernehmen

Was zunächst nach einer ergebnisoffenen Suche klingt, dürfte am Ende aber wahrscheinlich auf PwC hinauslaufen. Der Grund: Deutsche Wohnens neuer Eigentümer Vonovia hat erst vor wenigen Tagen PwC zum neuen Abschlussprüfer ab 2023 auserkoren (hier war aber tatsächlich die gesetzliche Rotationsfrist der Grund). Unternehmen präferieren einen konzerneinheitlichen Abschlussprüfer, um langwierige – und damit kostspielige – Abstimmungen unter mehreren WP-Häusern zu vermeiden. Dass die Deutsche Wohnen ihren Wirtschaftsprüfer nun früher als gesetzlich erforderlich und zum gleichen Zeitpunkt wie die neue Eigentümerin Vonovia wechselt, deutet auf den Wunsch nach einem konzerneinheitlichen Prüfer hin.

Natürlich muss sich PwC trotzdem erst in einem fairen Auswahlverfahren beweisen, hat aber eindeutig die besten Karten. Fraglich ist, ob sich vor diesem Hintergrund überhaupt noch ein anderes WP-Haus bewirbt – mindestens eine Bewerbung muss es aber geben, damit ein Auswahlverfahren möglich ist. Womöglich nutzt ein WP-Haus die Gelegenheit, sich vorzustellen, um für Beratungsleistungen bei dem neuen Riesenkonzern Vonovia/Deutsche Wohnen einen Fuß in die Tür zu bekommen.

KPMG verliert wohl Vonovia und Deutsche Wohnen

Dass sich KPMG nochmal um das Mandat bewirbt, scheint sehr unwahrscheinlich, da das Mandat wegen der gesetzlichen Rotationsfrist von zehn Jahren ohnehin drei Jahre später auslaufen würde. EY hat zwar den Vorteil, dass das Big-Four-Haus die Deutsche Wohnen bis 2016 geprüft hat und das Unternehmen somit kennt – dürfte aber derzeit wohl noch mit der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals beschäftigt sein und würde womöglich keine Ressourcen in einen eher aussichtslosen Pitch stecken. Deloitte wiederum bringt Erfahrung in der Prüfung von Immobilienunternehmen mit, etwa bei der Hamborner Reit und bei Patrizia Immobilien, ist aber bereits bei Vonovia abgeblitzt.

KPMG wird sich damit 2023 voraussichtlich von zwei großen Immobilienkonzernen als Kunden verabschieden müssen, denn auch Vonovia wurde bisher von KPMG geprüft. Der Dax-Konzern zahlte KPMG zuletzt über 8 Millionen Euro für die Prüfung, bei der Deutschen Wohnen waren es zuletzt 2,8 Millionen Euro. KPMG tut sich bislang noch etwas schwer damit, die vielen rotationsbedingten Abgänge gerade bei den großen Kunden auszugleichen. 

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.