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ThyssenKrupp: KPMG sticht Deloitte aus

ThyssenKrupp wird künftig von KPMG geprüft – kein Unbekannter für den Industriekonzern.
ThyssenKrupp wird künftig von KPMG geprüft – kein Unbekannter für den Industriekonzern. Foto: ThyssenKrupp

ThyssenKrupp bekommt einen neuen Wirtschaftsprüfer: Nach Durchführung eines mehrstufigen Auswahlverfahrens hat der Prüfungsausschuss dem Aufsichtsrat empfohlen, KPMG als neuen Prüfer vorzuschlagen. Das geht aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor. Die Bestätigung auf der Hauptversammlung ist meist nur noch eine Formalie.

PwC darf ThyssenKrupp nicht mehr prüfen

KPMG soll das Mandat ab dem Geschäftsjahr 2022/23 übernehmen. Bisher hat PwC den Essener Industriekonzern geprüft und verliert das Mandat somit. PwC hatte die Bilanzen seit dem Geschäftsjahr 2012/13 unter die Lupe genommen. ThyssenKrupp hat im August 2020 das Prüfmandat jedoch ausgeschrieben, Grund hierfür war die verpflichtende Prüferrotation.

Doch damals war die Situation noch eine andere als heute: Unternehmen mussten zwar nach zehn Jahren das Mandat erneut ausschreiben, durften aber ihren alten Prüfer erneut wählen, sofern er sich in einem Auswahlprozess gegen die Konkurrenz durchsetzt. Damit hätte PwC erneut für maximal zehn weitere Jahre gewählt werden dürfen.

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Big Four

Noch nie war der Wettbewerb zwischen KPMG, PwC, Deloitte und Ernst & Young so hart wie jetzt. Wer schnappt sich die lukrativsten Mandate, wer wächst am stärksten und wer hat die beste Strategie?

Doch seit dem Wirecard-Skandal hat sich das verändert: Durch das kürzlich verabschiedete Gesetz FISG, das auch die Prüferbranche stärker reguliert, müssen Unternehmen ihre Prüfer endgültig nach spätestens zehn Jahren tauschen. Somit war PwC ohnehin raus.

Deloitte hatte sich auch um ThyssenKrupp beworben

Neben KPMG hat sich noch ein weiterer Wettbewerber bemüht: Deloitte hatte um das Mandat gekämpft, landete aber nur auf Platz zwei hinter KPMG. Das geht aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor.

Deloitte, aktuell die Nummer 4 unter den Big Four, hat sich in den vergangenen Jahren eher schwer damit getan, an große Prüfkunden zu kommen – meist gingen die Mandate an die Konkurrenten um PwC, KPMG oder EY, etwa bei der Deutschen Telekom oder Henkel. Gerade Dax-Konzerne bevorzugen oftmals Prüfer, die bereits Erfahrung im Dax vorweisen können – da zog Deloitte meist den Kürzeren, da das WP-Haus nur wenige Dax-Konzerne prüft.

Nichtsdestotrotz konnte Deloitte zuletzt einige beachtliche Erfolge erzielen. So gewann man etwa die Deutsche Post oder den Pharmakonzern Merck als Kunden.

KPMG kennt ThyssenKrupp gut

Dass das langjährige Dax-Mitglied ThyssenKrupp inzwischen in den MDax abgestiegen ist, dürfte die Chancen von Deloitte auf das Mandat aber nicht erhöht haben. Denn der Industriekonzern bleibt ein riesiges und komplexes Unternehmen, das eine spezielle Prüfexpertise erfordert. Genau diese bringt KPMG mit: Die Gesellschaft war nämlich vor PwC – also bis 2011/12 – bereits Abschlussprüfer von ThyssenKrupp. Damals segnete unter anderem noch Klaus Becker, heute Deutschlandchef von KMPG, die Bilanzen des Industriekonzerns ab.

KPMG selbst hat zuletzt einige namhafte Prüfmandate im Dax abgeben müssen, aber nur wenige hinzugewonnen, unter anderem E.on. Zwischenzeitlich musste KPMG sogar seine Position als Marktführer im Dax an PwC abgeben, durch die Erweiterung auf den Dax40 herrscht aber wieder Gleichstand.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.