Das Beratungshaus Youmex meldet sich zurück. Wie Inhaber Kai Hartmann gegenüber FINANCE bestätigte, hat das Frankfurter Investment- und Corporate-Finance-Haus das Privatkundengeschäft des Vermögensverwalters Inprimo übernommen. Neben dem Kundenstamm, der laut Hartmann aus vermögenden Privatpersonen und Family Offices besteht, wechselt auch der langjährige Inprimo-Manager Thomas Herrmann als Vorstand zu Youmex. Hermann war die vergangenen vier Jahre Geschäftsführer von Inprimo und hatte davor für die UBS, die BHF Bank und den Liechtensteiner Asset Manager LGT gearbeitet.
Hartmann begründet die Akquisition auch mit Vorteilen für das alte Youmex-Stammgeschäft Corporate Finance, das er wieder stärker voranbringen will. „Der Einstieg in die Vermögensverwaltung ist eine erstklassige Synergie zu unserem Corporate-Finance-Geschäft. Auf der einen Seite suchen wir Anlagemöglichkeiten für Investorengelder, auf der anderen Seite betreuen wir Kunden bei der Kapitalsuche. Das sind zwei Seiten der gleichen Münze, die wir jetzt stärker zusammenführen wollen“, erklärte Hartmann gegenüber FINANCE.
Youmex richtet Corporate-Finance-Geschäft auf Real Estate aus
Durch die Inprimo-Übernahme ist Youmex nun wieder im Kapitalmarktgeschäft aktiv. Der neue Fokus liegt laut Hartmann „auf Wealth Management und Nachhaltigkeit“, wozu er eher Real-Estate-Transaktionen als Mittelstandsanleihen zählt. Laut des Youmex-Chefs sei auch diese Umorientierung mit dafür verantwortlich gewesen, dass sich Hartmann im Sommer 2015 mit seinem Geschäftspartner Andreas Wegerich überwarf. Hartmann hatte Wegerich abberufen, wogegen dieser sich zur Wehr setzte. Die Auseinandersetzung und anschließende Einigung der beiden Youmex-Chefs führte schließlich zur Spaltung der Unternehmensgruppe: Wegerich nahm die Schwestergesellschaft Youmex Invest mit und führte sie unter eigenem Namen als Wegerich & Cie. weiter.
Hartmann deutet an, dass weitere Neueinstellungen für sein Corporate-Finance-Team unmittelbar bevorstehen: „Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit bekannten Namen und zuversichtlich, in wenigen Wochen Vollzug melden zu können.“ Auch das Finanzierungs-, Investment- und Vermögensverwaltungsgeschäft will er im weiteren Jahresverlauf „operativ und personell“ ausbauen.
Kein Glück mit Mittelstandsanleihen
Youmex zählte bis zur Trennung der beiden Chefs zu den aufstrebenden Playern im Small-Cap-Kapitalmarktgeschäft. Die Frankfurter sind Listing Partner der Deutschen Börse und haben nach Angaben von Youmex-Vorstand Martin Attenhauser seit 2010 für Mittelständler insgesamt 1,1 Milliarden Euro bei Investoren platziert – als Eigenkapital, Fremdkapital oder in Form von Mezzanine-Finanzierungen.
Besonders stark engagiert war das Youmex-Kapitalmarktteam um Andreas Wegerich bis 2015 im Marktsegment der Mittelstandsanleihen, das nach zahlreichen Pleiten schwere Auflösungserscheinungen zeigt. Auch wichtige Youmex-Kunden gerieten unter die Räder: Der Landwirtschaftkonzern KTG Agrar brach unter spektakulären Umständen zusammen. Der Erotikhändler Beate Uhse versuchte vergeblich, seine Mittelstandsanleihe zu restrukturieren und kämpft jetzt um den Turnaround.
Youmex setzt jetzt auf „hochwertige“ Asset-based-Bonds
Hartmann sah in diesem Marktsegment keine Zukunft mehr für sein Unternehmen. 2016, als das Neuemissionsgeschäft mit Mittelstandsanleihen schon stark zurückging, fuhr Youmex laut Aussage Hartmanns diesen Teil des Corporate-Finance-Geschäfts ebenfalls zurück und konzentrierte sich stattdessen auf Mezzanine-Kapital für Immobilienprojekte und die Begleitung von größeren Immobilienfinanzierungen.
Der Immobilienbereich soll auch die Basis für den Wiederaufbau des Corporate-Finance-Geschäfts bilden. Hartmann sieht Youmex künftig als Arrangeur von „Asset-based-Bonds hoher Qualität mit einem Volumen von über 100 Millionen Euro“. Immobilien sollen laut Hartmann als Sicherheiten eine große Rolle spielen. „Die ersten Transaktionen dieser Art sind schon in Vorbereitung“, kündigte er gegenüber FINANCE an.