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Das Bankensystem ist noch zu fragil

Alle fürchten einen Dominoeffekt. Wächst sich die Krise einzelner US-Banken zu einer neuen Finanzkrise aus? Foto: Andreas Prott – stock.adobe.com
Alle fürchten einen Dominoeffekt. Wächst sich die Krise einzelner US-Banken zu einer neuen Finanzkrise aus? Foto: Andreas Prott – stock.adobe.com

Als hätte die Weltwirtschaft nicht schon genug Probleme, gesellte sich zuletzt noch ein Bankenbeben hinzu. Das Phänomen wird kleingeredet: Von einer „Krise“ wollen viele Banker überhaupt nicht sprechen, es handle sich eher um Einzelfälle in der Schweiz oder den Vereinigten Staaten.

Mehrheitlich sehen deutsche Finanzentscheider das Ganze laut der aktuellen FINANCE-Umfrage unter 170 CFOs und Treasurern halbwegs gelassen, nur ein Drittel ist „stark“ oder „sehr stark“ beunruhigt (mehr in der aktuellen Titelgeschichte des FINANCE-Magazins). Ganz überwiegend halten sie die deutschen Banken für stabil. Das ist auch gut so: Denn für einen Moment zeigte sich, wie fragil das Bankensystem immer noch ist. Nach dem CDS-Anstieg bei der Deutschen Bank haben Anleger dort nach FINANCE-Informationen Gelder abgezogen. Hätten mehr so aktionistisch reagiert, hätte selbst ein großes deutsches Geldhaus in Nöte kommen können.

Liquidität ist das Problem

Die Eigenkapitalquoten sind post Lehman zwar besser geworden, doch das eigentliche Problem ist die Liquidität. Hier zeigt sich, wie wichtig die Einführung der Liquidity Coverage Ratio im Zuge von Basel III war. Diese soll sicherstellen, dass Banken erstklassige Vermögenswerte halten, die schnell in Barmittel umgewandelt werden können, um auch in ungünstigen Fällen 30 Tage „flüssig“ zu bleiben. Die Basel-III-Regeln inklusive Liquidity Coverage Ratio wurden von der Bankenlobby massiv bekämpft – und stellenweise (siehe USA) auch gefährlich aufgeweicht.

Das aktuelle Bankenbeben zeigt aber, dass nicht zu viel Regulierung das Problem war, sondern eher zu wenig. Oder – wie im Falle von Credit Suisse – ein zu laxes Auftreten der Finanzaufsicht. So lautet die Lehre: Im Sinne von Finanzentscheidern aus Unternehmen, die auf stabile Banken angewiesen sind, aber auch der Gesellschaft generell müssen die Banken stärker an die Kandare genommen werden. Zu leicht kann im Jahr 15 nach der Lehman-Pleite eine systemische Krise drohen.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.