Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank Paul Achleitner strebt eine zweite Amtszeit an. „Wenn die Abstimmung jetzt stattfände, würde ich erneut kandidieren“, sagte der 59-Jährige in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Die nächste Abstimmung findet im kommenden Jahr statt, Achleitner werde zu gegebener Zeit über eine abermalige Kandidatur entscheiden.
Zuletzt waren in den Medien Gerüchte aufgekommen, wonach einige wichtige Investoren von Deutschlands größtem Geldhaus über eine Ablösung des Chefaufsehers nachdenken. „Ich lese solche anonymen Aussagen zwar immer wieder, aber in dem intensiven Dialog, den wir mit unseren Investoren pflegen, hat keiner diese Forderung erhoben“, sagte Achleitner dazu, dass keiner der Kritiker sich öffentlich bekannte.
Aufsichtsratschef Achleitner steht wegen der Krise der Deutschen Bank stark in der Kritik. 2015 war ein turbulentes Jahr: Mitte des Jahres gab die Bank bekannt, dass die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen dem Briten John Cryan weichen müssen. Zudem verbuchte die Deutsche Bank einen Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro. Das globale Investmentbanking der Deutschen Bank ist um 20 Prozent eingebrochen und läuft auch in diesem Jahr schwach. Achleitner galt immer als der Mann, der letztlich für die strategische Entscheidung verantwortlich war, die Deutsche Bank antizyklisch im Investmentbanking wachsen zu lassen, während viele anderen Banken ihr Investmentbanking bereits vehement zurückfuhren.
Das Festhalten am Investmentbanking hat aber auch dazu geführt, dass die deutschen Firmenkunden der Deutschen Bank immer weniger vertrauen, wie eine Umfrage des FINANCE-Magazins unter deutschen CFOs im vergangenen Sommer herausfand. „Ich stelle mich der Verantwortung, ich klebe aber nicht an meinem Stuhl“, sagte Achleitner zu der schwachen Zwischenbilanz. Am Ende müssten die Aktionäre entscheiden, ob sie ihn wiederwählten.
Achleitner verweist auf seine Erfolge, die er seit seinem Dienstantritt 2012 errungen habe. Die Bank habe den Vorstand und Aufsichtsrat weitgehend neu aufgestellt, das Kapital um 12 Milliarden Euro gestärkt und sich grundlegend umgebaut. Dazu gehört auch die Zusammenlegung der Bereiche Corporate Banking & Securities und Global Transaction Banking zu Beginn des Jahres. So will die Bank sich für ihre Firmenkunden wieder attraktiver machen.
Deutsche-Bank-Aktie unter Druck
Noch zeigen die Umbaumaßnahmen aber nicht die gewünschte Wirkung: Auch der Start ins Jahr 2016 verläuft bislang alles andere als gut. Seit Anfang des Jahres hat die Deutsche Bank ein Drittel an Börsenwert verloren, derzeit notiert die Aktie bei 14 Euro und ist sehr volatil. Analysten erwarten zudem ein schwaches erstes Quartal der Frankfurter.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.