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Bafin will Banker-Boni kappen

Bafin will Banker-Boni kappen
Thinkstock / Getty Images

Die fetten Banker-Boni sind Geschichte. Sofern die EU-Mitgliedsländer ihre Zustimmung erteilen, werden die neuen Boni-Regeln ab Januar 2014 gelten. Sie sind Teil eines umfassenden Gesetzespakets im Zuge der Umsetzung von Basel III.

Damit geraten auch die deutschen Banken in Zugzwang. Beispiel Deutsche Bank: Erst kürzlich hat Deutschlands größte Bank verkündet, die Boni für die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen für das Jahr 2013 zu begrenzen. Beide sollen maximal 7,55 Millionen Euro bekommen, bei einem Fixgehalt von 2,3 Millionen Euro. Dieser Vorschlag soll nun der Hauptversammlung vorgelegt werden.

Doch selbst mit Zustimmung der Aktionäre wäre diese abgespeckte Vergütung nach den neuen EU-Regeln nicht mehr möglich, denn dann dürfen die Boni das Grundgehalt grundsätzlich nicht mehr übersteigen. Nur wenn die Hauptversammlung ausdrücklich ihren Segen gibt, darf das Doppelte des Fixgehalts ausgezahlt werden. Aber auch damit würde der Bonustopf für Fitschen und Jain um jeweils rund 3 Millionen Euro sinken – es sei denn, das Fixgehalt würde zum Ausgleich erhöht

Gleiche Gehaltsexzesse, weniger Flexibilität?

Das wäre möglich, denn eine absolute Gehaltsobergrenze sehen die neuen Regeln nicht vor. Deshalb warnen Bankenkritiker auch schon davor, dass die neue Regelung nur dazu führen würde, dass die Fixgehälter steigen. Die Folge wären unflexible Kostenstrukturen mit hohen Fixkostenblöcken, die im Fall schlechter Ergebnisse das Eigenkapital belasten.

Doch die Regulierer lassen sich davon nicht beeindrucken. „Es bleibt abzuwarten, ob als Reaktion auf die Deckelung der variablen Gehälter eine Anhebung der Fixgehälter erfolgt“, sagt Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht Bafin.

Bafin-Mann Raimund Röseler: „Kein Realismus“

Ohnehin geht es den Regulierern nicht um eine Einkommensbeschränkung, sondern darum, falsche Anreize zu verhindern. Denn „falsche Anreize bei der Vergütung waren eine wesentliche Ursache für die Finanzkrise“, so Röseler.

Dennoch sehen sich die Banken zu Unrecht im Visier der Regulierer. „Die starre Obergrenze von Bonuszahlungen zum Festgehalt halten wir für falsch und unnötig“, sagt Bankenverbandschef Michael Kemmer. Bereits heute müssten die Institute darauf achten, dass die fixe und die variable Vergütung in einem angemessenen Verhältnis zueinander stünden. Damit spielt Kemmer auf die bereits 2010 in Kraft getretene Institutsvergütungsverordnung an, die genau dies vorschreibt – allerdings ohne diesen Punkt weiter zu konkretisieren.

Entsprechend verhalten fällt Röselers Fazit zu dieser Richtlinie aus: „Wir überprüfen derzeit, inwieweit die neuen Regelungen umgesetzt worden sind. Bei der variablen Vergütung ist die Entwicklung von 2010 zu 2011 insgesamt uneinheitlich.“

Die EU gibt den Regulierern nun ein Papier mit Zähnen an die Hand. Und das scheinen die Aufseher zu nutzen, denn die Einwände der Banken machen wenig Eindruck auf sie. „Wenn sich Mitarbeiter von Banken darüber beschweren, dass der variable Anteil ihrer Vergütung zu gering sei, fehlt ihnen ein realistischer Blick auf Risiken durch Fehlanreize – in einer Branche, die mit erheblichen Steuermitteln gestützt werden musste“, meint Röseler. Für Banker scheint die Zeitenwende endgültig zu beginnen.

tobias.schmidt[at]finance-magazin.de