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Bain: So können Banken in Deutschland 25 Milliarden Euro sparen

Der größte Klotz am Bein der Banken in Deutschland sind und bleiben die Kosten. Die neueste Bankenstudie von Bain zeigt sieben Schrauben, an denen Banken drehen können.
Disign Pics / Thinkstock / Getty Images

Nur 6 Prozent der deutschen Banken verdienen ihre Eigenkapitalkosten. Das ergab eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company, die 1.800 Kreditinstitute in Deutschland unter die Lupe genommen hat. Die Ertragslage der meisten Banken habe sich 2014 gegenüber dem Vorjahr zwar verbessert – die durchschnittliche Eigenkapitalrendite (englisch: Return on Equity, kurz: RoE) kletterte von 1,6 Prozent auf 2,1 Prozent. An den Kosten hat sich bei den Geldhäusern aber offenbar wenig getan. Das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag (englisch: Cost-Income-Ratio, kurz: CIR) verharrte im Schnitt bei ihrem langfristigen Durchschnitt von 70 Prozent.

Das größte Problem ist laut Bain die klaffende Lücke zwischen der Eigenkapitalrendite und den Eigenkapitalkosten: Die Kosten beliefen sich im Schnitt auf 7,7 Prozent, was einem jährlichen Fehlbetrag von 25 Milliarden Euro entspricht. Den Banken muss jedoch zugute gehalten werden, dass durch Basel III die Eigenkapitalquoten stark angeschwollen sind – ohne sie wäre der RoE wohl höher ausgefallen.

Die Kosten bleiben die Achillesferse der Banken: Abgesehen von den Direktbanken, die ihre CIR durchschnittlich von 81,4 auf 73 Prozent senken konnten, gelang es keiner Institutsgruppe, die Ausgaben konsequent zu senken: Die Großbanken und genossenschaftlichen Zentralbanken stagnieren bei einer CIR von rund 80 Prozent, die Landesbanken mussten sogar einen Anstieg von 57,9 auf 59,1 Prozent hinnehmen. Damit liegen sie jedoch noch weit vor den Privatbanken, deren CIR teilweise noch über 100 Prozent liegen.

Bain: An sieben Kostenschrauben müsst Ihr drehen

Laut Bain muss sich das ändern, denn die Kostenposition sehen die Unternehmensberater als entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die Zukunft. Insgesamt könnten Banken 25 Milliarden Euro einsparen – wohlgemerkt nicht pro Jahr, sondern insgesamt. Damit das gelingt, müssen sich die Banken auf bestimmte Geschäftsfelder konzentrieren, um die Komplexität aus den aufgeblähten Geschäftsmodellen herauszunehmen (Sparpotential: 7 Milliarden Euro). Dazu gehört auch, einzelne Kundengruppen und -Beziehungen zu überdenken, wie es derzeit beispielsweise die Deutsche Bank mit Teilen ihrer Firmenkunden macht. Auch die Royal Bank of Scotland hat sich in Deutschland komplett aus dem Cash Management zurückgezogen.

Deutschlands Geldhäuser müssen laut Bain außerdem ihre Kernprozesse besser automatisieren und vor allem ins Digitale Zeitalter voranschreiten (Sparpotential: 3,5 Milliarden Euro). Dazu sind hohe Investitionen in die IT-Landschaft nötig, wodurch Banken unter dem Strich 2,5 Milliarden Euro sparen könnten. Gleichzeitig fordert Bain, die Organisation zu straffen, was bedeutet, dass unnötige Führungsspannen und –ebenen weggekürzt werden müssen. Dadurch würden weitere 4 Milliarden Euro eingespart. Solche Überlegungen laufen derzeit bei der Commerzbank, die ihr Investmentbanking neu ausrichten will und dabei mit weniger Führungsebenen auskommt.

Zuletzt müssen die Banken von ihren Sachkosten herunter kommen. Das fängt laut Bain bei günstigeren Mieten an und geht bis hin zu Einkaufskooperationen mit Wettbewerbern (Sparpotential: 3 Milliarden Euro). Bain ermutigt die Banken zudem zur Konsolidierung, um Synergien im Personal- und Sachaufwand in Höhe von 3 Milliarden Euro zu heben. Vor allem kleinere Banken bekommen auf Dauer Probleme, wettbewerbsfähig zu bleiben. Der größte Kostenhebel sind jedoch die Personalkosten: Bain fordert an dieser Stelle den Abbau von 125.000 Arbeitsplätzen, weitere 115.000 könnten an externe Dienstleister ausgelagert werden. Outsourcing soll den Banken weitere 2 Milliarden Euro einsparen. Das haben die Banken bereits erkannt und flächendeckend Sparprogramme aufgelegt: Sei es die Royal Bank of Scotland mit 14.000 abgebauten Stellen, die HSBC mit rund 25.000 Jobs oder zuletzt die Deutsche Bank mit 15.000 gestrichenen Arbeitsplätzen – alle kürzen.

Bain bleibt pessimistisch

Gehen Banken diese Schritte konsequent an, errechnet Bain bis zum Jahr 2025 ein Einsparpotential von rund 30 Prozent, was insgesamt 25 Milliarden Euro entspricht. Die durchschnittliche CIR würde über alle Bankengruppen hinweg dann unter 50 Prozent stehen.

Doch selbst wenn die Geldhäuser eiserne Kostendisziplin an den Tag legen und das Maximum an Kostenersparnis herausquetschen, können sie laut Bain-Hochrechnungen die Lücke von jährlich 25 Milliarden Euro bis 2025 nur rund zur Hälfte schließen, denn höhere Anforderungen an die Eigenkapitalbasis, steigende Risikokosten und Steuern bedeuten für die Banken neue Kosten. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der deutschen Banken würde sich aber immerhin auf 4,9 Prozent verdoppeln.  

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Die Unternehmensberatung Bain & Company hat über den Zeitraum 2013 bis 2014 insgesamt rund 1.800 Kreditinstitute in Deutschland analysiert. Bain bezieht sich dabei auf eigene Umfragen, aber auch auf Daten der deutschen Bundesbank, der europäischen Zentralbank sowie Bankscope und Hoppensedt. Für das Einsparpotential nutzte Bain interne Benchmark- und Marktmodelle, Prognosen wurden mit Szenarioanalysen getroffen, die mit aktuellen Marktdaten von Bloomberg gespeist wurden.