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Bank of China profitiert vom M&A-Boom

Die Bank of China will im Ausland wachsen, Deutschland ist dabei ein wichtiger Markt. Der hiesige Chef Bernd Meist muss liefern.
Bank of China

Jürgen Fitschen blickt mit Sorge nach Fernost: Der scheidende Co-Chef der Deutschen Bank warnte jüngst vor der stärker werdenden Konkurrenz durch die großen chinesischen Staatsbanken. Europas Banken drohten nicht nur gegenüber US-Instituten, sondern auch gegenüber ihren chinesischen Wettbewerbern den Anschluss zu verlieren, so Fitschen in seiner letzten Rede als Präsident des Bundesverbands deutscher Banken vor zwei Wochen.

Für Bernd Meist, Deutschland-Chef der Bank of China, hätte es kaum ein besseres Kompliment geben können: „Ich habe die Äußerung von Herrn Fitschen mit Interesse zur Kenntnis genommen“, sagt Meist im Gespräch mit FINANCE. „Wir haben eine klare Wachstumsstrategie in Deutschland, die von China aus finanziell unterstützt wird.“

Im Klartext heißt das: Über eine adäquate Eigenmittelausstattung, deren Mangel Europas Institute schon seit langem zu Schrumpfkuren zwingt, muss sich die Bank of China wenig Sorgen machen. Bei Bedarf schießt die finanzkräftige Zentrale nach. Die harte Kernkapitalquote der Deutschland-Niederlassung lag 2015 im Durchschnitt über 16 Prozent, und das obwohl das mit Kapital zu unterlegende Geschäft deutlich gewachsen ist.

Schwächelndes Wirtschaftswachstum bremst Bank of China

Dabei war 2015 auch für die Bank of China kein leichtes Geschäftsjahr: Erstmals seit Jahren ging der Betriebsgewinn der Gesamtbank leicht auf 229 Milliarden Renminbi zurück. Das waren umgerechnet aber immer noch 31 Milliarden Euro – ein Wert, von dem westliche Banken derzeit nur träumen können. Aber auch die Bank of China hat Probleme: Der Anteil notleidender Kredite nahm wegen der schwächelnden Konjunktur im Reich der Mitte zu, und die wiederholten Leitzinssenkungen der chinesischen Zentralbank PBoC auf aktuell 4,35 Prozent drückten auf das Zinsergebnis.

Für Deutschland weist die Bank of China keine gesonderten Zahlen aus. Doch auch hierzulande hat die Melange aus Renminbi-Abwertung, Leitzinssenkung und Konjunktureintrübung auf das Geschäft gedrückt: „2015 war im Hinblick auf die Profitabilität sehr herausfordernd für uns“, sagt Meist. Details will er nicht nennen, bekräftigt aber: „Unseren Wachstumsambitionen tut das keinen Abbruch.“

Das sind keine leeren Worte: Erst vor wenigen Tagen hat die Bank ihre insgesamt sechste deutsche Filiale in Stuttgart eröffnet. Mit nunmehr 250 Mitarbeitern – 10 Prozent mehr als im Vorjahr – ist die Bank of China hierzulande das größte chinesische Institut. Diesen Vorsprung will der Deutschland-Chef weiter ausbauen.

Bank of China mischt beim Milliardendeal um EEW mit

Ein Wachstumstreiber für die Bank of China ist der M&A-Boom: 36 Übernahmen haben chinesischen Unternehmen im vergangenen Jahr einer Studie der Unternehmensberatung EY zufolge in Deutschland getätigt: „In neun von zehn Fällen sind wir bei der Akquisitionsfinanzierung mit an Bord“, behauptet Meist. So wohl auch bei dem Verkauf des Müllverbrenners EEW Energy from Waste, der im Februar für 1,4 Milliarden Euro vom PE-Investor EQT an den chinesischen Staatskonzern Beijing Enterprises gegangen war. Es war der erste Zukauf  eines chinesischen Unternehmens in Deutschland, der die Milliardengrenze knackte.

Der M&A-Trend lässt auch die Bank of China in Deutschland wachsen. Das Kreditvolumen der Bank of China in Deutschland hat sich Angaben von Meist innerhalb von zwei Jahren nahezu verdoppelt. 2013 hatte es noch bei 1,78 Milliarden Euro gelegen. Diese Steigerung ist zwar enorm, auf dem deutschen Markt ist das Institut damit aber weiterhin ein kleiner Player. Zum Vergleich: Die Commerzbank hatte 2015 ein Kreditbuch von 230 Milliarden Euro.

Deutsche Firmenkunden zeigen sich zurückhaltend

Die gestiegene Kreditvergabe ist auch darauf zurückzuführen, dass sich die Bank of China stärker an syndizierten Krediten deutscher Firmenkunden beteiligt und auch bei Schuldscheinen als Investor einsteigt. Beides hatte Meist vor anderthalb Jahren im Talk mit FINANCE-TV angekündigt.

Dennoch hinkt die Bank ihrem Ziel hinterher, innerhalb von zwei Jahren den Anteil der deutschen Firmenkunden von damals 20 auf dann 50 Prozent zu steigern. „Derzeit sind wir etwa bei einem Verhältnis von 30 Prozent deutschen und 70 Prozent chinesischen Firmenkunden“, sagt der Banker. Bis Ende dieses Jahres wird die Bank ihr Ziel also kaum erreichen. Auf dem hartumkämpften deutschen Firmenkundenmarkt müssen auch die Chinesen Abstriche an ihren Wachstumsplänen machen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de