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Banken quälen sich mit neuen Vergütungsvorschriften

Bankerboni werden gedeckelt: Die Finanzinstitute müssen ihre Vergütungssysteme überarbeiten.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Bankerboni – das Thema sorgte nach der Finanzkrise für viel Kopfschütteln, und hält jetzt auch die Personalverantwortlichen der Finanzinstitute auf Trapp: Die Umsetzung der regulatorischen Anforderungen hat derzeit für 36 Prozent der rund 60 von Towers Watson befragten Personalverantwortlichen in Banken und Versicherungen höchste Priorität. Ein weiteres knappes Viertel will in den kommenden zwölf bis 18 Monaten die Vergütungssystematik in ihrem Unternehmen anpassen.

Laut der neuen EU-Regulierung, die zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist, dürfen die Boni das Grundgehalt sogenannter Risikoträger bei den Banken nicht mehr übersteigen. Nur wenn die Hauptversammlung ausdrücklich zustimmt, dürfen 200 Prozent des eigentlichen Fixgehalts ausgezahlt werden.

Einige Banken haben bereits darauf reagiert – allerdings vor allem, indem sie Schlupflöcher der neuen Regelung nutzen, damit die Gehälter der Topbanker nicht sinken: Die britische HSBC etwa führt für ihre betroffenen Bankereine fixe Zulage ein. Andere Banken wollen die Fixgehälter erhöhen.

Vergütung: Öffentlicher Druck zwingt Banken zum Umdenken

Towers Watson warnt daher davor, die Vergütungsstrukturen nur auf die neuen Vorgaben anzupassen: „Mittelfristig ist ein großer Wurf beim HR-Management gefragt“, sagt Martin Emmerich, Director Talents und Rewards bei der Personalberatung. Die Vergütungspolitik müsse grundsätzlich überdacht werden. Dazu zwinge der öffentliche Druck, aber auch ein gestiegener Ertrags- und Kostendruck bei den Banken selbst. Gerade im Investmentbanking haben in den vergangenen Monaten einige Banken angekündigt, viele Stellen zu streichen.

Die regulatorischen Vorgaben für die Vergütung haben aber auch einen Einfluss auf die Mitarbeitergewinnung: „Bislang setzten die Unternehmen in der Finanzbranche vor allem auf eine gute Vergütung, um talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden“, sagt Emmerich. Hier bestehe jetzt Handlungsbedarf. Die Banken sollten Umdenken und andere Anreize schaffen.

Außerdem werfen die neuen Vorgaben Fragen der internen Vergütungsgerechtigkeit auf. So gaben 43 Prozent der Befragten an, dass sie die Implementierung einer gruppenweiten Vergütungsstrategie als größte Herausforderung sehen. Das liegt zum einen daran, dass die Regelungen international nicht harmonisiert sind. Zum anderen könnte es auch bereichsübergreifend unterschiedliche Vorschriften geben, wenn Gesellschaften die Institutsvergütungsverordnung für Banken als auch das Kapitalanlagegesetzbuch für Asset-Manager erfüllen müssen. Die Bonusbegrenzung könnte in dem Fall eine Ungleichbehandlung nach sich ziehen. Vor den Banken liegen also noch einige Baustellen bei der Vergütung.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de