Die gebeutelte Bankenwelt kommt nicht zur Ruhe. Da ist einerseits der Libor-Skandal, bei dem es heute zu einer Entscheidung gekommen ist. Die Europäische Union hat gegen sechs internationale Großbanken wegen der Manipulation mehrerer Referenzzinssätze eine Rekordstrafe von 1,71 Milliarden Euro verhängt.
Den Kreditinstituten drohen weitere Rückschläge. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge sollen mehrere internationale Großbanken im Verdacht stehen, Währungskurse manipuliert zu haben. Die Kreditinstitute sollen möglicherweise Geschäfte mit fremden Währungen in der Absicht getätigt haben, den Kurs zu bestimmten Terminen zu beeinflussen und so mit Hilfe von Kurswetten Gewinne zu machen, heißt es. Wenn sich dieser Verdacht erhärtet, könnte der Skandal größere Ausmaße annehmen als der Libor-Skandal.
Hedgingstrategien vieler Unternehmen betroffen
Sollten Währungskurse tatsächlich manipuliert worden sein, könnten viele Unternehmen, die Währungen auf dem globalen Devisenmarkt tauschen, davon betroffen sein. Erste Anhaltspunkte für einen Manipulationsverdacht wären bereits im Oktober dieses Jahres aufgekommen, als die Schweizer Finanzaufsicht mitgeteilt hatte, gegen mehrere heimische Institute zu ermitteln, heißt es in dem Bericht weiter. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA soll die Vorwürfe bereits seit April prüfen.
Die deutsche Bankenaufsicht BaFin ist eigenen Angaben zufolge seit diesem Sommer in die Untersuchungen involviert. „Bislang gibt es keine Anhaltspunkte, dass Händler deutscher Banken in Manipulationen involviert waren“, sagte ein Sprecher der BaFin zu FINANCE. „Das ist allerdings eine Momentaufnahme. Die Untersuchungen laufen immer noch.“ Zudem gebe es im Moment noch keine Sonderprüfung. „Diese könnte aber folgen, sofern das zur Aufklärung des Sachverhalts erforderlich ist“, sagte der BaFin-Sprecher weiter.
Einige Großbanken haben offenbar schon umfangreiche interne Ermittlungen eingeleitet. Barclays und Citigroup sollen im Zuge der Ermittlungen in London einzelne Händler beurlaubt haben. Auch die Deutsche Bank, die mit rund 15 Prozent den größten Marktanteil im globalen Devisenhandel hält, gehört dazu. Im Zwischenbericht zum 3. Quartal 2013 heißt es, die Bank habe „Auskunftsersuchen von bestimmten Aufsichtsbehörden, die den Handel im Devisenmarkt untersuchen“ erhalten. Die Bank unterstütze diese Untersuchungen, die sich jeweils in einem frühen Stadium befänden. Auf Anfrage von FINANCE wollte die Deutsche Bank sich nicht weiter zu den Vorwürfen äußern.
Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.