Newsletter

Abonnements

Basel III: Deutsche Großbanken brauchen noch 5 Milliarden Euro

Endlich einmal gute Nachrichten aus dem Bankensektor: Die deutschen Banken haben 2013 große Fortschritte beim Kapitalaufbau gemacht und überschreiten die im Rahmen von Basel III geforderten 7 Prozent hartes Kernkapital nun im Mittel deutlich. Zu dem Ergebnis kommt der aktuelle Halbjahresbericht des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, für den die Deutsche Bundesbank die Daten von 46 deutschen Banken beisteuert.

Ende Juni 2013 hatten demnach die acht größten deutschen Institute – darunter fünf Landesbanken – eine harte Kernkapitalquote von 8,3 Prozent. Die übrigen, kleineren Banken wiesen im Mittel sogar eine Quote von 12,3 Prozent aus. Im internationalen Vergleich schnitten die Großbanken mit 9,5 Prozent besser ab, die kleinen Institute dagegen mit 9,1 Prozent schlechter als die deutschen Wettbewerber.

Einzelne Banken benötigen dennoch mehr Kernkapital, da sie als systemrelevant eingestuft werden und daher bankspezifische Zuschläge anfallen. So haben die acht größten deutschen Banken noch ein Kapitalloch von knapp 5 Milliarden Euro. Die Lücke ist jedoch seit Ende Dezember 2012 bereits stark gesunken, damals waren es noch 14 Milliarden Euro. Den Banken bleibt außerdem noch Zeit, um diesen Bedarf zu decken, denn die Studie legt bereits jetzt die vollständige Umsetzung von Basel III zugrunde, die Übergangsregeln in der EU werden nicht berücksichtigt.

Leverage Ratio unter Banken und Regulierern umstritten

Von der erlaubten Verschuldungsobergrenze (Leverage Ratio) sind die deutschen Banken allerdings noch weit entfernt: Ende Juni 2013 erreichten oder übertrafen erst 70 Prozent aller teilnehmenden deutschen Banken die Basel-III-Vorgabe von 3 Prozent. Der durchschnittliche Leverage Ratio der deutschen Großbanken lag bei 2,2 Prozent. Zieht man diese Kennzahl heran, benötigten sie noch 37 Milliarden Euro Kernkapital.

Die verpflichtende Einführung einer Verschuldungsobergrenze in der EU ist allerdings umstritten, bisher ist das Regelwerk stark auf Kapital fokussiert. Anders als die Kernkapitalquote ist der Leverage Ratio nicht risikogewichtet, er setzt die Geschäfte der Bank unabhängig von ihrem Risiko ins Verhältnis zum Eigenkapital. Vor allem die Deutsche Bank, die ihre Bilanz in diesem Fall wohl verkürzen müsste oder das Eigenkapital noch einmal deutlich aufstocken müsste, läuft gegen den Leverage Ratio Sturm: „Der risikoorientierte Ansatz sollte das Maß aller Dinge bleiben“, sagte Co-CEO Jürgen Fitschen bei einer Bundesbank-Veranstaltung in der vergangenen Woche.

Banken berechnen risikogewichtete Aktiva unterschiedlich

Doch auch Regulierer sind skeptisch: „Wir wollen mit der Regulierung die richtigen Anreizstrukturen für Banken schaffen“, sagte die neue EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger bei derselben Veranstaltung. Das gehe nicht, wenn alle Geschäfte gleich bewertet würden. Der neue Bericht des Baseler Ausschusses deutet darauf hin, dass diese Anreize durchaus Früchte tragen: Die Verbesserung der Kernkapitalquote seit 2011 geht demnach zu einem nicht unwesentlichen Teil auf den Abbau risikoreicher Assets wie etwa Verbriefungen zurück. Lautenschläger machte außerdem auf unterschiedliche globale Bilanzierungsregeln aufmerksam, die die Vergleichbarkeit von Bilanzen schwierig machen und zu einer Ungleichbehandlung von Banken führen könnten.

Die Befürworter einer Verschuldungsobergrenze weisen dagegen darauf hin, dass auch die von den Banken ausgewiesenen Basel-III-Kernkapitalquoten nicht unbedingt vergleichbar sind. Denn die Modelle, mit denen Banken den Wert ihrer risikogewichteten Aktiva berechnen, weichen zum Teil stark voneinander ab. So können Banken ihren notwendigen Eigenkapitalpuffer herunter rechnen. Auch das ist nicht im Sinne der Regulierung.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de