Newsletter

Abonnements

Bonusdeckel: Banken erhöhen die Fixgehälter

Thinkstock / Getty Images

Die EU will Bankerboni deckeln. Doch anstatt ausufernde Gehälter einzudämmen, bewirkt die neue Regulierung offenbar das genaue Gegenteil. Mit der britischen Großbank HSBC hat nun eines der ersten Kreditinstitute auf den seit Jahresbeginn in Kraft getretenen Bonusdeckel reagiert. Im Jahresbericht 2013 legt die Bank offen, wie sie ihre Spitzenkräfte künftig entlohnen will. „Wir wollen diese Änderungen nicht, sind aber dazu gezwungen“, ließ sich CEO Stuart Gulliver bei der Veröffentlichung des Berichts zitieren.

Laut der neuen Regulierung dürfen die Boni das Grundgehalt sogenannter Risikoträger nicht mehr übersteigen. Nur wenn die Hauptversammlung ausdrücklich ihren Segen gibt, dürfen 200 Prozent des eigentlichen Fixgehalts ausgezahlt werden.

Um nicht dieser Deckelung zu unterliegen, führt die HSBC für ihre Risikoträger konzernweit eine fixe Zulage ein. Diese wird von der EU als Teil des Grundgehalts anerkannt und unterliegt damit nicht der neuen Regelung für Boni. Die Bank argumentiert, dass sie nur so ein attraktiver Arbeitgeber für internationale Topmanager bleiben könne, denn für Banken außerhalb der EU gelten die neuen Vorgaben nicht.

Banken umgehen Bonideckelung

Damit passiert nun offenbar genau das, was Kritiker schon im vergangenen Frühjahr bei der Ankündigung der neuen Regeln befürchtet hatten: Die Banken lassen die Fixgehälter steigen oder beschreiten, wie die HSBC, einen Mittelweg zwischen fester und variabler Vergütung, um die Auswirkungen der Bonideckelung zu dämpfen.

So rechnet die HSBC vor, dass das Grundgehalt von CEO Gulliver nach dem neuen Modell für 2013 um mehr als zwei Drittel höher ausgefallen wäre. Anstelle der ohne Deckelung gezahlten 2,5 Millionen Pfund hätte er 4,2 Millionen Pfund erhalten. Die Begrenzung der Boni könnte für die Banken paradoxerweise eine teure Angelegenheit werden.

Doch nicht nur international, sondern auch in Deutschland versuchen Banken, Wege aus den Vorgaben des Bonusdeckels heraus zu finden. Die Bankenaufsicht BaFin hat zu Jahresbeginn die ersten Ergebnisse einer noch laufenden Untersuchung zu den Vergütungssystemen deutscher Banken veröffentlicht. Diese zeigen, dass den Banken neben der Einführung neuer variabler Vergütungen noch ein weiteres Schlupfloch bleibt.

Extrem wenige Risikoträger

Denn betroffen vom Bonusdeckel sind nur die sogenannten Risikoträger. Wenig überraschend, dass die Institute extrem wenige Mitarbeiter als solche einstufen. Bei allen zwölf als "bedeutend" eingestuften Instituten wurden demnach „Mängel bei der Identifizierung der Risikoträger festgestellt“, heißt es in dem Papier der BaFin. Laut Untersuchung meldeten die insgesamt 14 bislang untersuchten Institute unter den in Deutschland beschäftigten Mitarbeitern zwar 87 Einkommensmillionäre, darunter aber nur 40 Risikoträger.

Die Bankenaufsicht stellt den Vergütungssystemen insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus. „Mehrfach war eine Ausrichtung der Vergütungssysteme an den Strategien und den hierin enthaltenen Zielvorgaben nicht sichergestellt“, schreibt die BaFin, die allen bislang untersuchten Instituten Qualitätsmängel in diesem Punkt bescheinigt.

Die Begrenzung der Bankerboni, die im vergangenen Jahr noch als echter Fortschritt begrüßt wurde, scheint ihren Zweck zu verfehlen. „Es bleibt abzuwarten, ob als Reaktion auf die Deckelung der variablen Gehälter eine Anhebung der Fixgehälter erfolgt“, sagte Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht BaFin, gegenüber FINANCE im vergangenen April. Die Reaktion der Banken ist eine andere, als die Regulierer sich erhofft hatten.

anne-kathrin.meves[at]finance-magazin.de