Commerzbank-Finanzchef Stephan Engels kann mit den Zahlen seiner Bank für das zweite Quartal 2014 zufrieden sein. Die Commerzbank konnte das operative Ergebnis auf 257 Millionen Euro steigern. Für das gesamte erste Halbjahr 2014 summiert sich der operative Gewinn auf 581 Millionen Euro, 8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Das zentrale Ergebnis beim Sezieren des Zahlenwerks: Auf die wichtige Mittelstandsbank ist weiterhin Verlass. Das Firmenkundengeschäft steigerte sich im zweiten Quartal beim operativen Ergebnis gegenüber dem Vorjahr von 215 Millionen Euro auf 267 Millionen Euro, lag damit aber um 70 Millionen Euro unter dem Ergebnis des ersten Quartals. Die Ertragsdynamik der Mittelstandsbank lässt laut Engels auch wegen Gewinnrückgängen nach, die die Commerzbank bei Kapitalmarktprodukten wie etwa Zins- und Devisenabsicherungen erlitten hat. Im Privatkundengeschäft verbuchte die Commerzbank dank einer erfolgreichen Marketingkampagne steigende Gewinne und 95.000 Nettoneukunden–der höchste Zuwachs seit zwei Jahren.
Commerzbank kommt bei Risikoabbau voran
Einen hohen Ergebniseffekt hatte die Reduzierung der Risikovorsorge, für die im zweiten Quartal nur noch 257 Millionen Euro fällig wurden nach 537 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Dies lag aber nicht an sinkenden Risiken in der Kernbank – dort blieb die Risikovorsorge konstant –, sondern an Fortschritten beim Abbau der Altlasten in der Abwicklungseinheit. Auch dank des Abverkaufs toxischer Portfolios konnte Engels die Risikovorsorge der Abbaueinheit um fast 300 Millionen Euro zusammenkürzen.
Die guten Fortschritte bei der Bereinigung der Altlasten haben auch zu einem deutlichen Risikoabbau bei den Non-Core Assets (NCA) geführt. Ursprünglich hatte die Bank das Ziel ausgegeben, die Exposures-at-Default (EaD) bis 2016 auf 93 Milliarden zu reduzieren. Diese Vorgabe ist nun bereits erreicht. Das neue Ziel für 2016 lautet jetzt 67 Milliarden Euro, „opportunistische Portfolioverkäufe“ nicht inklusive.
Besonders die CREs mit höheren Risiken konnte die Commerzbank seit dem dritten Quartal 2012 signifikant verringern. Schlugen diese damals noch mit 11,2 Milliarden Euro zu Buche, liegt der Betrag nun nur noch bei 600 Millionen Euro. Auch die Schiffsfinanzierungen mit mittleren und höheren Risiken wurden im gleichen Zeitraum laut Engels im Schnitt um über 30 Prozent reduziert.
Auf den EZB-Stresstest im kommenden Oktober sieht sich die Commerzbank dadurch gut vorbereitet. Der Kernkapitalquote unter vollständiger Anwendung der Basel-3-Vorgaben liegt nun bei 9,4 Prozent und steigerte sich im Vergleich zum ersten Quartal um 0,4 Prozentpunkte. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) liegt mit 3,3 Prozent über der EU-Vorgabe von 3 Prozent. „Wir fühlen uns gut gerüstet, die Prüfung zu bestehen“, sagte Finanzvorstand Engels.
Engels vermeidet Aussagen zum Thema Stellenabbau
Zu den Gerüchten um weitere Sparmaßnahmen und einen damit einhergehendem Stellenabbau, über die auch FINANCE berichtet hatte, wollte sich Engels nicht äußern. Lediglich die kolportierte Zahl der etwa 500 gefährdeten Arbeitsplätze wurde dementiert. Im vergangenen Jahr seien aber bereits 5.200 Stellen abgebaut worden, berichtet die Commerzbank.
Auch die Rechtsrisiken aufgrund von Streitigkeiten mit der US-Justiz wollte CFO Engels nicht kommentieren. Ähnlich wie die Deutsche Bank ist die Commerzbank in mehrere Prozesse verwickelt. Engels gab auch bekannt, dass sich die Commerzbank an allen EU- und US-Sanktionen gegenüber Russland beteiligen werde.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.