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Corona: So schlagen sich die Landesbanken

Die Helaba ist ebenso wie die übrigen Landesbanken bislang gut durch die Coronakrise gekommen. Foto: Comofoto/stock.adobe.com

Risikovorsorge, Zinserträge und der bange Blick auf die Kosten – das Coronavirus hat das Potential, in den Banken einiges durcheinanderzuwirbeln. Doch die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft haben die Landesbanken in Deutschland bislang nur wenig belastet. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Ratingagentur Creditreform, die die Performance der vier größten Landesbanken LBBW, Helaba, BayernLB und NordLB seit Ausbruch der Pandemie verglichen hat.

Grund dafür, dass bislang kaum Auswirkungen spürbar waren, dürften in erster Linie die staatlichen Hilfen sein. Die Hilfen haben dazu geführt, dass einige Unternehmen in Schieflage die Krise überlebt haben – und entsprechend nicht als Ausfälle auf die Kreditportfolien der Banken durchschlagen. Die traditionell vor allem im Mittelstand stark verankerten  Landesbanken haben etwa bei der Weiterreichung der KfW-Hilfskredite ein großes Rad gedreht.

Doch von den Erholungsprozessen im ersten Halbjahr 2021 haben nicht alle gleichermaßen profitiert. So konnten LBBW, Helaba und BayernLB den Aufschwung mitnehmen, doch die NordLB fällt aufgrund des schwachen Neugeschäfts deutlich zurück und bleibt damit das Sorgenkind unter den Landesbanken. Die Hannoveraner befinden sich noch immer tief in der laufenden Restrukturierung.

Landesbanken können ihre Kosten senken

Die schwache Position der Norddeutschen zeigt sich beispielsweise bei der Ertragskraft, für die die Creditreform-Analysten unter anderem die Cost-Income-Ratio (CIR) der Landesbanken verglichen haben. So konnten mit Ausnahme der NordLB im ersten Halbjahr alle Landesbanken ihre CIR unter 70 Prozent senken und liegen damit sogar deutlich besser als vor Ausbruch der Krise. Dabei profitieren die Institute nicht zuletzt vom Abbau der Rückstellungen für die Risikovorsorge.

Im Gegensatz zur Konkurrenz schoss die CIR der NordLB jedoch im ersten Halbjahr 2021 aufgrund gestiegener Kosten für die Restrukturierung und eines Einbruchs beim Zinsüberschuss um ein Fünftel auf 103,3 Prozent nach oben – eine CIR über 100 Prozent bedeutet, dass die Erträge nicht ausreichen, um die Aufwendungen zu decken. Der Konzernverlust vor Steuern lag mit 59 Millionen Euro leicht unter dem schwachen Vorjahresergebnis.

LBBW und Helaba über Vorkrisenniveau

Ein differenziertes Bild zeigt sich auch beim Blick auf die Gesamtkapitalrentabilität. Bei der BayernLB fiel sie 2020 von zuvor 0,2 Prozent auf knapp unter 0,1 Prozent und stagniert seitdem auf diesem Niveau. Dagegen konnten sowohl der Landesbankenprimus LBBW als auch die Helaba ihre Performance im ersten Halbjahr wieder auf Vorkrisenniveau heben. Beide erreichten wieder eine Gesamtkapitalrentabilität um die 0,2 Prozent, die LBBW landete sogar leicht darüber. Deutlich abgeschlagen bleibt die NordLB, die sogar eine negative Quote ausweist.

Deutlich geringer  als erwartet hat sich das Coronavirus bisher auf die Asset-Qualität der Banken ausgewirkt. So blieb die Quote der Non Performing Loans (NPL) – nicht zuletzt dank massiver Coronahilfen – für die Banken beherrschbar. Zwar stieg die Quote im ersten Halbjahr leicht an, dank der Stützungskredite blieb sie bei BayernLB, Helaba und LBBW mit jeweils rund 1 Prozent aber auf niedrigem Niveau. Die NordLB konnte den Anteil fauler Kredite zuletzt sogar verringern, ein positiver Effekt des aktuellen Schrumpfungskurses: Ihre NPL-Quote sank von 3 auf 2 Prozent.

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EZB-Chefin warnt vor zu viel Optimismus

Doch trotz der bislang ausgebliebenen Pleitewelle ist es für ein kollektives Aufatmen bei den Landesbanken noch zu früh. Der Anteil an Distressed Debt und Insolvenzen könnte deutlich steigen, wenn die Hilfen auslaufen. Hinzu kommen Probleme etwa durch gestörte Lieferketten, die derzeit die Automotive-Branche unter Druck setzen. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte bei der Eröffnung des Bankenaufsichtsforums in dieser Woche vor übertriebenem Optimismus, was die Auswirkungen der Coronakrise auf die Banken angeht.

So hätten die staatlichen Finanzspritzen und regulatorischen Unterstützungsmaßnahmen den Blick auf die tatsächliche finanzielle Situation zahlreicher Unternehmen bisher verschleiert. Erst mit dem Ende der letzten Maßnahmen dürfte sich dies ändern. Die endgültigen Auswirkungen auf die Qualität der Assets werden sich nach Lagardes Ansicht wohl erst in den kommenden Jahren zeigen. Viel wird dann auch davon abhängen, wie stark die wirtschaftliche Erholung ausfällt. Allerdings deute der Anteil  der Kreditstundungen und wertbeeinträchtigten Kredite bereits auf eine Verschlechterung der Lage hin, mahnte die EZB-Präsidentin.

thomas.holzamer[at]finance-magazin.de

Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.