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Crédit Agricole will mehr Firmenkunden

Hat neue Firmenkunden und eine bessere Verzahnung der einzelnen Einheiten im Blick: Crédit-Agricole-Deutschlandchef Frank Schönherr.
Crédit Agricole

Mit der Crédit Agricole schaltet sich eine weitere Auslandsbank in den harten Kampf im deutschen Firmenkundengeschäft ein: „Wir werden unser Kundensegment im Corporate- und Investmentbanking erweitern“, kündigt Landeschef Frank Schönherr an. Statt wie bislang auf Unternehmen ab 2 Milliarden Euro Jahresumsatz zuzugehen, adressiert die französische Großbank jetzt deutsche Firmen mit Erlösen ab 1 Milliarde Euro. „Damit rücken 160 weitere Unternehmen in unseren Fokus“, so der seit 2013 amtierende Deutschlandchef.

Für diese Offensive will die französische Großbank in ihrer Frankfurter Niederlassung neue Mitarbeiter einstellen. Eine komplett neue Kundenansprache – und damit Investitionen in größerem Umfang – hält Schönherr allerdings nicht für notwendig: „Wir bleiben weiterhin auf Großkunden fokussiert. Grundsätzlich unterscheidet sich der Marktantritt in diesen Umsatzgrößenordnungen nicht.“ Derzeit hat Crédit Agricole nach eigenen Angaben 60 Firmenkunden in Deutschland, inklusive Finanzdienstleistern und öffentlichen Instituten seien es etwas mehr als 100.

Crédit Agricole meldet Erfolge im M&A-Geschäft

Dass die Bank die neu ins Visier genommenen Unternehmen nicht alle als Kunden gewinnen wird, ist auch Schönherr klar. Mit Blick auf die Konkurrenz, die ebenfalls um die Gunst deutscher CFOs buhlt, sieht der Deutschlandchef allerdings zwei Stärken auf Seiten der Crédit Agricole: Zum einen sei die Gruppe mit einer harten Kernkapitalquote (Core Tier 1 Ratio) von 14,5 Prozent die „bestkapitalisierte Bank der Euro-Zone“. Dementsprechend gäbe die Bilanz noch viel Raum für Wachstum her. Zum anderen nennt der Deutschlandchef regionale Alleinstellungsmerkmale: „Wir sind beispielsweise eine der letzten Banken, die noch Geschäft in der Ukraine machen.“

Produktseitig sieht sich die Bank, die sich selbst als „European Debt House“ bezeichnet, vor allem im Debt-Capital-Markets-Geschäft stark aufgestellt. Im vergangenen Jahr begleitete die Crédit Agricole etwa Anleiheplatzierungen der Deutschen Bahn und von BASF. In den League Tables der DACH-Region, die der Datenanbieter Dealogic für FINANCE erstellt, taucht die französische Großbank im vergangenen Jahr allerdings nicht in den Top-10 auf.

Als erfolgreich beschreibt Deutschlandchef Schönherr auch das erst vor gut zwei Jahren in Deutschland gestartete M&A-Geschäft unter der Leitung des inzwischen zum Investmentbanking-Chef beförderten Simon Wilske. Hier war die Bank 2016 bei fünf Transaktionen mit einem gesamten Deal-Wert von 2,5 Milliarden Euro als M&A-Berater an Bord. Das Gros entfällt allerdings auf die 1,7 Milliarden Euro schwere Übernahme des Besteckherstellers WMF durch den französischen Haushaltswarenkonzern SEB,  die Crédit Agricole als Exclusive M&A Advisor begleitete.

Auch im Transaction Banking legte die Bank nach: Anfang letzten Jahres warben die Franzosen Tanja Verseck vom US-Konkurrenten JP Morgan ab. Sie leitet bei Crédit Agricole das Transaction Banking für die Kunden in deutschsprachigen Ländern.

Firmenkundengeschäft soll stärker mit Amundi kooperieren

Doch Schönherr benennt auch Schwächen: So räumt er ein, dass die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Geschäftseinheiten der Crédit Agricole in Deutschland noch wenig ausgeprägt ist. Die französische Großbank ist hierzulande mit sechs unabhängigen Gesellschaften unterwegs. Dazu gehören neben dem Corporate- und Investmentbanking auch der Factoringanbieter Eurofactor und der Asset Manager Amundi, der gerade den Konkurrenten Pioneer Investments übernimmt.

„Wir haben einige Firmenkunden, die mit uns auch Factoring oder Asset Management betreiben könnten“, sagt Schönherr. Deren Ansprache will der Deutschlandchef intensivieren – auch mit Blick auf das negative Zinsumfeld: 7 Milliarden Euro kurzfristige Liquidität haben Kunden bei der Bank in Deutschland geparkt. Diese sähe die Crédit Agricole, die „in Einzelfällen“ Strafzinsen der EZB an ihre institutionellen Kunden weiterreicht, natürlich lieber in Geldmarktfonds von Amundi investiert. Die bessere Verzahnung der einzelnen Einheiten in Deutschland soll zudem bis 2019 Synergien über 40 Millionen Euro einbringen.

Crédit Agricole baut Zins- und Provisionsüberschuss in Deutschland aus

Während sich die französische Großbank im vergangenen Jahr erstmals zu ihren Plänen im deutschen Firmenkundengeschäft äußerte, legte die Bank jetzt auch Zahlen für das deutsche Geschäft in 2016 vor: So belief sich der Gesamtertrag der Bank in Deutschland (Zins- und Provisionsüberschuss vor allen Kosten) im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016 auf 513 Millionen Euro, was einem Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Zu beachten ist, dass diese Zahl in vollem Umfang das Konsumentenfinanzierungsgeschäft umfasst – ein 50:50 Joint Venture mit dem italienischen Autobauer Fiat, das auf Gruppenebene lediglich at Equity bilanziert wird. Aus den Erträgen erwirtschaftete die Bank, die in Deutschland knapp 1.500 Mitarbeiter beschäftigt, ein Nettoergebnis von 153 Millionen Euro.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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Nicht nur die Crédit Agricole will bei deutschen CFOs punkten. Wie sich andere Banken im Firmenkundengeschäft positionieren, das erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite.