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Deutsche-Bank-Aktionäre votieren gegen neues Vergütungssystem

Die Aktionäre der Deutschen Bank erteilen Aufsichtsratschef Paul Achleitner einen Dämpfer.
Deutsche Bank

Die neuen Boni-Pläne der Deutschen Bank sind bei den Aktionären auf der gestrigen Hauptversammlung auf großen Widerstand gestoßen: Nur 48 Prozent des dort vertretenen Kapitals billigten das neue Vergütungssystem, teilte Aufsichtsratschef Paul Achleitner mit. Das Votum ist zwar rechtlich nicht bindend, doch Achleitner betonte, dass die Stimmen der Aktionäre bei der Ausgestaltung des neuen Systems berücksichtigt werden. Ob das bisherige Modell damit vom Tisch ist, ist unklar.

Seit diesem Jahr sollen für die Bezahlung der Vorstände der Bank neue Regeln gelten, sie sehen Extra-Boni für Vorstände vor, wenn ihre Sparte gut läuft. Liefen die Geschäfte im Investmentbanking beispielsweise besonders gut, könnte Vorstand Jeff Urwin im besten Fall mit bis zu 13,2 Millionen Euro eine höhere Vergütung als der Vorstandsvorsitzende John Cryan erhalten. Cryan hingegen käme im besten Fall auf 12,5 Millionen Euro.

Cryans Grundgehalt bleibt auch nach dem neuen System bei 3,8 Millionen Euro. Die übrigen Vorstände, darunter auch CFO Markus Schenck, bekommen 2,4 Millionen Euro garantiert. Für das Jahr 2016 hat der Aufsichtsrat die Gehälter für alle Vorstände erneut auf je 9,85 Millionen Euro gedeckelt – ein Maximum, das wegen der schlechten Geschäftslage kaum ausgeschöpft werden dürfte. Trotzdem wähnen Kritiker in dem neuen Vergütungssystem versteckte Gehaltserhöhungen. Die Transparenz des neuen Systems wurde von mehreren Aktionären bemängelt. Bereits im Vorfeld hatten mehrere einflussreiche Aktionärsberater empfohlen, das neue System abzulehnen.

Deutsche Bank-Aufseher Achleitner mit 89 Prozent entlastet

Das Votum der Aktionäre überrascht nicht, denn mit einem Rekordverlust von 7 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015, Rückstellungen von 5,4 Milliarden Euro für Rechtskosten – die ziemlich sicher noch weiter aufgestockt werden müssen – sowie einem rekordtiefen Aktienkurs von 15 Euro gab es viele Angriffspunkte. Hinzu kommt, dass die Aktionäre weder dieses noch kommendes Jahr eine Dividende erhalten werden.

Nicht nur bei der neuen Vorstandsvergütung brachten die Aktionäre ihren Ärger zum Ausdruck – auch bei der Entlastung des Aufsichtsratschefs zeigte sich die schlechte Grundstimmung. Achleitner wurde mit 89 Prozent entlastet, die neuen Vorstände um Cryan hingegen mit rund 98 Prozent. Achleitner strebt trotzdem eine zweite Amtszeit an. Zur Wahl stellen muss er sich in einem Jahr.

julia.schmitt[at]fiance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.