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Deutsche Bank kann Skandale nicht hinter sich lassen

Polizeiautos vor der Deutsche-Bank-Zentrale: Seit dem gestrigen Donnerstag durchsucht die Frankfurter Staatsanwaltschaft Büros des Geldhauses.
picture alliance/AP Photo/Michael Probst

Die Deutsche Bank will sich eigentlich auf die Zukunft konzentrieren, doch jetzt zeichnet sich ein neuer Compliance-Skandal ab. Wie am gestrigen Donnerstag bekannt wurde, haben die Staatsanwaltschaft Frankfurt, das Bundeskriminalamt (BKA), die Steuerfahndung und die Bundespolizei mit 170 Beamten die Büros in der Zentrale in Frankfurt am Main durchsucht. Medienberichten zufolge soll die Razzia an der Taunusanlage aufgrund der sehr umfangreichen Untersuchungen am heutigen Freitag fortgesetzt werden.

Der Verdacht der Behörden: Die Deutsche Bank soll Kunden dabei geholfen haben, Briefkastenfirmen in Steueroasen zu gründen. Die Bank soll zudem Gelder aus Straftaten überwiesen haben und verpasst haben, wegen des Verdachts auf Geldwäsche Anzeige zu erstatten. Auf den Fall gestoßen ist das BKA beim Auswerten der sogenannten „Panama Papers“.

Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge steht die Gesellschaft „Regula Limited“ im Zentrum der Ermittlungen. Sie war im Zuge der „Panama Papers“-Affäre um Steuerschlupflöcher und Geldwäsche weltweit schon länger im Verdacht. Die Tochter der Deutschen Bank habe demnach noch 2017 zum Konzern gehört. Erst Ende März 2018 habe das Institut die Gesellschaft komplett verkauft.

Deutsche Bank: Compliance-Chefin unter Druck

Besonders pikant ist an den jüngsten Durchsuchungen, dass es sich bei den untersuchten Fällen keineswegs um Vergehen aus der fernen Vergangenheit handelt. Die Ermittlungen bezögen sich „mindestens auf einen Zeitraum von 2013 bis 2018“ und liefen seit August dieses Jahres, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt laut der Nachrichtenagentur dpa.

Damit könnte die Razzia auch für den seit April 2018 amtierenden CEO Christian Sewing zum Problem werden. Die betroffenen Mitarbeiter arbeiten dem „Handelsblatt“ zufolge in der Compliance-Abteilung und im Private-Wealth-Banking der Bank. Sewing war für das Privatvermögensressort bis zu seinem Aufstieg zum Chef des größten deutschen Geldhauses zuständig. Etwaige Verfehlungen des Instituts könnten ihm daher durchaus angelastet werden.

Brenzliger ist die Lage jedoch für die Compliance-Vorständin der Deutschen Bank, Sylvie Matherat. Über ihren bevorstehenden Abgang war in den vergangenen Wochen bereits in Medien spekuliert worden, da sie zuletzt vermehrt mit Aufsichtsbehörden aneinandergeraten sein soll. Nun soll die Staatsanwaltschaft laut „Handelsblatt“ auch ihr Büro durchsucht haben. Dies dürfte sie zusätzlich in Bedrängnis bringen.

Deutsche-Bank-Aktie geriet diese Woche wieder unter Druck

Die Deutsche Bank reagierte indes überrascht auf die Durchsuchung: „Wir waren der Ansicht, dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten“, teilte das Institut bereits am Donnerstag in einer Pressemitteilung mit. Man werde nun eng mit der Staatsanwaltschaft kooperieren, da es auch der Deutschen Bank wichtig sei, „alle Verdachtsmomente aufzuklären“.

Die Aktie des Geldhauses gerät im Zuge der Razzia-News nun abermals unter Druck. Waren die Wertpapiere Mitte der Woche noch 8,70 Euro wert, notierte die Aktie am heutigen Freitagvormittag zwischenzeitlich nur noch bei 8,03 Euro und könnte unter die 8-Euro-Marke fallen. Zu Jahresbeginn waren die Wertpapiere noch doppelt so teuer.

Bereits in der Vergangenheit musste das Geldhaus hohe Strafen für Verfehlungen zahlen – wie etwa den 7,2 Milliarden US-Dollar schweren Vergleich mit US-Behörden im Streit um faule Hypothekenpapiere aus dem Jahr 2016. Die mutmaßlichen Manipulationen des Leitzinssatzes Libor sollen die Deutsche Bank insgesamt 4 Milliarden Euro gekostet haben.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.