Als die Deutsche Bank vor neun Tagen überraschend die Eckdaten für das zweite Quartal veröffentlicht hat, keimte noch die Hoffnung auf den Beginn einer Trendwende– sie waren deutlich besser als erwartet ausgefallen. Die heute vorgelegten Details zu den Zahlen relativieren diesen Hoffnungsschimmer jedoch. Sie sind geprägt von deutlichen Rückgängen, vor allem in den strategisch wichtigen Geschäftsfeldern.
Das Kapitalmarkt- und Großkundengeschäft, gebündelt in der Corporate & Investmentbank (CIB), ist davon besonders betroffen. Darunter leidet die gesamte Bank, denn die CIB allein erwirtschaftet derzeit deutlich mehr als die Hälfte des gesamten Konzerngewinns und soll laut CEO Christian Sewing auch künftig für mindestens die Hälfte der Erträge stehen.
Die Deutsche Bank verliert Geschäft
In den Kommentaren zu ihrem CIB-Geschäft spricht die Deutsche Bank heute von „geringeren Volumina in allen Geschäftsbereichen“. Der Vorsteuergewinn halbierte sich in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahr auf 678 Millionen Euro. Die Cost-Income-Ratio der CIB liegt bei hohen 90 Prozent, die Eigenkapitalrendite nach Steuern bei niedrigen 2,4 Prozent.
Im zweiten Quartal, das manche Beobachter in der vergangenen Woche noch zur Trendwende ausgerufen hatten, erreichte die Deutsche Bank in ihrem wichtigsten Geschäftsfeld nur eine marginale Verbesserung. Die Eigenkapitalrendite stieg gegenüber dem ersten Quartal auf 3,4 Prozent, die Kosten-Ertrags-Quote sank auf 86 Prozent.
Und es sind positive Sondereffekte aus Bewertungsanpassungen und Veräußerungsgewinnen, die die CIB-Kennzahlen aufpolieren. Davon profitierte vor allem die Transaktionsbank (Global Transaction Banking: GTB), deren Erträge im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr zwar um 4 Prozent stiegen, ohne Sondereffekte aber stagniert hätten. Die Transaktionsbank spielt in den Strategieplänen von Sewing eine wichtige Rolle, da sie im Gegensatz zum volatilen Aktien- und Anleihehandel stabile Erträge abwirft.
Anleihehandel bricht um 17 Prozent ein
Rückschläge gab es dafür erneut im Handelsgeschäft, dem traditionell mit Abstand wichtigsten Einzelbereich der gesamten Bank. Im Anleihehandel erlitt die Deutsche Bank im zweiten Quartal einen Ertragsrückgang von 17, im Aktienhandel von 6 Prozent. Dies drückte auch die Erträge des gesamten CIB-Bereichs im zweiten Quartal um 1 Prozent unter das Vorjahresniveau, als die Bank noch 3,6 Milliarden Euro verdiente. Laut Sewing soll die Zeit der Marktanteilsverluste in diesen beiden Geschäftsfeldern nun aber vorbei sein.
Besser lief es im Corporate-Finance-Geschäft rund um die Beratung und Unternehmensfinanzierung. Dort konnte die Deutsche Bank eigenen Angaben zufolge ihren weltweiten Marktanteil leicht auf 3,4 Prozent ausbauen und so einen Ertragszuwachs von 2 Prozent auf 577 Millionen Euro erzielen. Hervorgehoben wird das Geschäft mit Börsengängen, wo die Deutsche Bank für sich in Anspruch nimmt, im zweiten Quartal an sieben der zehn größten IPOs beteiligt gewesen zu sein.
Trade Finance: Deutsche Bank beklagt Margendruck
Doch die Verteilung der Zuwächse und Rückgänge spricht dagegen, dass die Deutsche Bank mit ihrer Strategie, sich auf die wichtigsten Kunden besonders aus der europäischen Großindustrie zu konzentrieren, ihre Rentabilität kurzfristig wird verbessern können.
„Die Deutsche Bank verliert nach wie vor Marktanteile.“
Rückläufig entwickelten sich beispielsweise die dafür wichtigen Bereiche Cash Management und Trade Finance. Dort beklagt die Deutsche Bank „anhaltenden Margen- und Provisionsdruck“, vor allem im Geschäft mit strukturierten Produkten. Auch das Provisionsaufkommen aus dem Aktien- und Anleihe-Emissionsgeschäft reduzierte sich „erheblich“.
Im Gegenzug berichtet die Deutsche Bank von starken Ergebnissen im Geschäft mit Hedgefonds sowie im Leveraged-Finance- und Hochzinsgeschäft. Den Hintergrund der dort erzielten Zuwächse erläutert die Deutsche Bank nicht. Aber es ist anzunehmen, dass die guten Geschäfte vor allem in den USA gemacht wurden – genau dort, wo der neue Bankchef Christian Sewing den Rotstift angesetzt hat.
Die Mehrzahl der Analysten kommentierte die detaillierten Ergebniszahlen verhalten. „Die Deutsche Bank verliert nach wie vor Marktanteile, und die Umsätze sowohl im Konzern als auch im Bereich CIB schrumpfen seit vielen Quartalen stärker als die Kosten. Trotzdem ist die Bereitschaft des Managements, radikal umzusteuern, gering“, kritisiert zum Beispiel die UBS. Für 2019 erwarten die Schweizer einen weiteren Rückgang der CIB-Erträge um 4 Prozent.
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