Christian Sewing hält Deutschland noch immer für „overbanked“. Der Privat- und Firmenkundenvorstand sowie neben Marcus Schenck einer der beiden stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank meint, dass sich das bald ändern könnte. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Verweis auf eine Rede Sewings im Rahmen der diesjährigen „Euro Finance Week“ in Frankfurt.
Zwar sei die Anzahl selbstständiger Banken hierzulande zuletzt um 25 bis 30 Prozent auf 1.700 Institute gesunken, im europäischen Vergleich hinke Deutschland jedoch weit hinterher. In Spanien läge die Konsolidierungsquote beispielsweise bei 45 Prozent und in Frankreich sei sogar jedes zweite Institut vom Markt verschwunden.
Der Grund dieses Kontrasts: Der deutsche Bankenmarkt ist stark von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken geprägt, die jeweils als selbständige Häuser in die Rechnung einfließen dürften. Die Konsolidierung in diesem Sektor hat zwar schon angefangen, dürfte aber noch lange nicht beendet sein.
Christian Sewing erwartet große europäische Bank-Merger
Damit rechnet auch Sewing. Dafür sorgen nach Dafürhalten des Deutschbankers schon der Druck der härteren Regulierung und das anhaltend niedrige Zinsumfeld. Vor allem kleine Banken kämpfen mit der Last hoher Regulierungskosten, da sie im Vergleich zu großen Banken weniger Erträge erwirtschaften, um diese abzufedern. Über Fusionen könnten kleine Banken hier Geld sparen. Das Zinsumfeld trifft Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken besonders hart, da deren Geschäftsmodelle sehr kreditlastig sind.
Sewing rechne laut „Handelsblatt“ damit, dass nach der Vollendung der Europäischen Bankenunion die Zeit reif für „große grenzüberschreitende Fusionen in der EU“ sein könnte. So könnten Großbanken entstehen, die den dominierenden US-Banken das Wasser reichen können. Zuletzt wurde immer wieder über einen Verkauf der Commerzbank spekuliert. Besonders heiß wurde die französische BNP Paribas als möglicher Fusionspartner gehandelt, die Deutschland zu einem Heimatmarkt machen möchte.