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EBA: Banken rechnen sich Basel-III-Kapitalanforderungen schön

Banken rechnen Risiken künstlich herunter und drehen die Basel III-Kapitalanforderungen.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Eigentlich sollte Basel III dafür sorgen, dass Banken weniger in riskante Assets investieren – sich also von ausfallgefährdeten Krediten oder Anleihen trennen. Stattdessen scheinen sich viele Banken ihre Risiken künstlich herunter zu rechnen. Das sind die vorläufigen Ergebnisse einer Studie der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) unter 89 Banken in 16 EU-Staaten. Sie untersuchte, warum der Wert von risikogewichteten Aktiva in den Bankbüchern so erheblich variiert.  

Das Ergebnis: Nur 50 Prozent der Variation geht auf objektive Faktoren zurück – also auf unterschiedliche nationale Regulierungsanforderungen und die Bilanzstruktur der Banken.  Die andere Hälfte ergibt sich daraus, welche internen Modelle Banken bei der Berechnung von Risiken zugrunde legen. Mit anderen Worten: Wer seine Modelle clever kalibriert, kann tricksen und Risiken künstlich niedrig halten.

EBA fordert einheitliche Regeln bei der Risikobewertung

Das ist deshalb so entscheiden, weil sich die Höhe der Eigenkapitalanforderungen nach Basel III an diesen Werten orientiert. Eine Bank muss über eine Kernkapitalquote von mindestens 7 Prozent der risikogewichteten Assets verfügen. Wenn deren Wert fällt, sinkt dementsprechend auch der notwendige Eigenkapitalpuffer. Darüber freuen sich die Banken, denn vielen fällt es schon jetzt schwer, die Anforderungen zu erfüllen.

Die Regulierer sehen das naturgemäß anders. „Die Abweichung ist signifikant und erfordert möglicherweise neue Vorschriften. Wir werden sicherstellen, dass risikogewichtete Aktiva bei allen Banken einheitlich und zuverlässig bewertet werden, um ihr wahres Risikoprofil wiederzugeben“, sagt EBA-Chef Andrea Enria. Die Bankenaufsicht will zunächst detaillierte Studien abwarten.

Einige Banken könnten daher gezwungen sein, ihre Risiken neu zu bewerten und weiter herunter zu fahren. Mit ihrer Kreditvergabe könnten sie sich in Zukunft noch stärker zurückhalten – insbesondere bei langen Laufzeiten und Unternehmen, die jetzt schon als risikobehaftet gelten. Für CFOs werden Kredite teurer.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de