Der Kredithandel in Europa steuert auf einen neuen Rekord zu: Während im vergangenen Jahr Kredite mit einem Gesamtvolumen von 91 Milliarden Euro gehandelt wurden, könnte das Volumen in diesem Jahr an die Marke von 100 Milliarden Euro herankommen. Das prognostiziert die WP-Gesellschaft PwC, die dafür gut 60 verschiedene Firmengruppen befragt hat – neben verkaufenden Banken auch potentiell als Käufer auftretende Hedgefonds und PE-Investoren.
Im vergangenen Jahr haben demnach Asset-Verkäufe von britischen, spanischen und deutschen Banken den Löwenanteil der Transaktionen in Europa ausgemacht. 2015 dürften diese drei Märkte in Gesamtvergleich leicht an Bedeutung verlieren – besonders der Handel in Italien dürfte dagegen zulegen. Unabhängig von der Region ist sich aber die Mehrheit der befragten Käufer und Verkäufer sicher, dass 2015 der Höhepunkt beim Handel mit Kreditportfolios erreicht wird: 57 Prozent rechnen in diesem Jahr mit einem Peak.
Kreditankäufer flirten mit mehr Leverage
Der Blick in die Kassen der Investoren untermauert diese Einschätzung: Nach Berechnungen von PwC haben die potentiellen Käufer aktuell mehr als 70 Milliarden Euro Eigenkapital in den Kassen, bei vielen steht zudem weiteres Fundraising auf dem Programm.
Durch zusätzlichen Leverage könnten die Investoren PwC zufolge sogar 90 bis 100 Milliarden investieren. Geleveragte Finanzierungen dürften dabei gegenüber dem Vorjahr generell zunehmen: Gut ein Fünftel der Investoren, die im vergangenen Jahr fremdfinanzierte Kreditankäufe noch kategorisch ausgeschlossen hatten, würden aktuell auch Fremdkapital einsetzen.
Auch nach 2015 noch große Aufräumarbeiten in den Bankbilanzen
Interessant für die Käufer sind dabei alle Asset-Klassen und nicht nur der renditeträchtige Handel mit notleidenden Krediten. Vieles spricht dafür, dass die Verkäufer den Appetit der Investoren auch stillen können: Aktuell halten die Banken in Europa nach PwC-Schätzungen etwa 1,9 Billionen Euro Non-Core-Loans auf ihren Büchern, worunter nicht nur Non-performing Loans, sondern auch strategisch nicht mehr erwünschte Kredite fallen.
Diese Summe dürfte durch die in vielen Banken anstehenden Restrukturierungen und Portfoliobereinigungen weiter steigen, schließlich haben zahlreiche europäische Großbanken angekündigt, ihre Bilanzen zu kürzen und in ihren Kreditbüchern gebundene Liquidität freizusetzen.
Die beste Nachricht für die Kreditinvestoren aber ist, dass dieser Prozess – selbst wenn er 2015 seinen Höhepunkt erreicht – noch lange nicht enden wird. PwC schätzt, dass es noch bis zu fünf Jahre dauern könnte, bis die größten Aufräumarbeiten in den Bankbilanzen abgeschlossen sind.