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Finanzinvestoren mit schwachem Gebot für NordLB

Das Feilschen um die NordLB ist auf der Zielgeraden: Die Finanzinvestoren Cerberus und Centerbridge sollen gemeinsam ein Angebot vorgelegt haben.
Julian Stratenschulte/picture-alliance/dpa

Den erhofften Bieterwettstreit bei der NordLB wird es nicht geben: Wie die Landesbank mitgeteilt hat, haben zwei Finanzinvestoren nicht jeweils ein eigenes, sondern ein gemeinsames Angebot abgegeben. Um wen es sich dabei handelt, teilt das Institut nicht mit.

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sind es aber die Private-Equity-Investoren Cerberus und Centerbridge. Cerberus ist hierzulande bereits an der HSH Nordbank, der Deutschen Bank und der Commerzbank beteiligt.

Cerberus und Centerbridge wollen mit jeweils einer halben Milliarde Euro rund ein Viertel des Kapitalbedarfs der NordLB abdecken, schreibt die FAZ. Das „Handelsblatt“ berichtet hingegen von einer gemeinsamen Summe von 600 Millionen Euro. Der Kapitalbedarf der NordLB wird auf 3,5 bis 3,7 Milliarden Euro geschätzt.

Private-Equity-Häuser wollen fast die Hälfte der NordLB

Für diesen Kapitalzuschuss verlangen die Finanzinvestoren jeweils 24,9 Prozent an der NordLB. Die übrigen Eigner – die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie die Sparkassen – würden dann nach der Finanzspritze zusammen noch 50,2 Prozent an der NordLB halten. Der Anteil würde je nach der Höhe ihrer Beteiligung an der finanziellen Stabilisierung der Landesbank aufgeteilt.

Dass die Rettung der NordLB sogar noch teurer wird als allgemein befürchtet, lässt sich aus den weiteren Bedingungen der Private-Equity-Bieter ablesen: Der FAZ zufolge wollen sie, dass das Land Niedersachsen für die Pensionsverpflichtungen der rund 6.000 Mitarbeiter aufkommt, die sich auf 1,5 Milliarden Euro belaufen sollen.

Zudem sollen die bisherigen Träger – allen voran das Land Niedersachsen – für eine nicht genannte Zeit die Ausfallrisiken von Anleihen übernehmen, während die Sparkassen die NordLB auch nach dem Einstieg der Finanzinvestoren in ihrem Haftungssystem behalten sollen.

NordLB soll kräftig schrumpfen

Cerberus bietet für faule Kredite 2 Milliarden Euro unter Buchwert.

Alleine die Abtrennung des großen Portfolios ausfallgefährdeter Schiffskredite, die Cerberus und Centerbridge vorschlagen, würde eine milliardenschwere Bilanzlücke reißen, die die Alteigentümer noch schließen müssten. Cerberus bietet an, dieses Portfolio zu übernehmen und es gemeinsam mit den faulen Schiffskrediten der HSH Nordbank abzuwickeln, von denen die Amerikaner schon einen großen Teil übernommen haben. Doch Cerberus bietet 2 Milliarden Euro weniger als den aktuellen Bilanzwert des NordLB-Portfolios.

Weiteren Kapitalbedarf würde eine M&A-Transaktion erzeugen, die die beiden Investoren den Sparkassen anbieten. Diese bekämen die Option, die Anteile der NordLB an der Fondsgesellschaft Deka, der Landesbausparkasse und der Versicherungsgruppe Hannover zum Bilanzbuchwert zu übernehmen. Dieses Angebot werden die Sparkassen kaum ablehnen können, wollen sie die US-Investoren aus dem Kernbereich der Sparkassenlandschaft heraushalten.

Auch das Verbundgeschäft der NordLB wollen Cerberus und Centerbridge auf diesem Weg abstoßen. Ziel ist es, die NordLB zu einer Regionalbank zurückzustutzen, deren Bilanzsumme von derzeit 155 Milliarden Euro auf weit unter 100 Milliarden Euro sinken würde. Die FAZ schreibt, Ziel der Finanzinvestoren sei eine Bilanzsumme von 70 bis 80 Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote der sanierten Bank soll dafür auf 14 Prozent deutlich ansteigen.

Cerberus will faule Schiffskredite der NordLB kaufen

Dieses Angebot, das der NordLB de facto einen negativen Marktwert im Milliardenbereich zuspricht, bringt die Sparkassen und die öffentliche Hand in eine prekäre Situation. Es gibt Hinweise, wonach die Sparkassengruppe über eine Kapitalerhöhung rund 1 Milliarde Euro in die NordLB einschießen möchte. Auch Niedersachsen scheint zu einem neuerlichen Milliardeninvestment bereit.

Das Cerberus-Angebot spricht der NordLB einen negativen Marktwert zu.

Eine Rekapitalisierung durch die bisherigen Eigentümer würde wohl weniger Folgetransaktionen anstoßen als der Einstieg der Finanzinvestoren. Auch das Abarbeiten der bilanziellen Altlasten und die Aufteilung der verschiedenen NordLB-Teile in die Sparkassengruppe und eine Bad Bank hinein dürfte vermutlich mit weniger Zeitdruck geschehen.

Trotzdem ist das Design des Cerberus/Centerbridge-Gebots für die Eigentümer ein großes Problem, ist es doch die beste Indikation für jene Summe, die der private Sektor für eine Neuausrichtung der NordLB aufrufen würde. Und die Länder und Sparkassen dürfen die NordLB nicht zu besseren Konditionen rekapitalisieren, als es der private Sektor tun würde.

Wie reagieren die Aufseher und Eigner der NordLB?

Sollten sie es dennoch tun, droht ein Beihilfeverfahren seitens der EU-Wettbewerbsbehörden und wahrscheinlich auch eine potentielle Zwangsprivatisierung, wie sie bei der HSH Nordbank stattgefunden hat – oder eine Abwicklung nach dem Vorbild der WestLB. Noch in dieser Woche wollen die NordLB und ihre Eigner bei der Bankenaufsicht vorsprechen, um auszuloten, inwieweit mögliche Alternativlösungen zum Einstieg der PE-Investoren genehmigungsfähig wären.

Der Einstieg der Finanzinvestoren hingegen dürfte große Chancen auf ein Plazet von der EU-Kommission haben. Die öffentlichen Eigner behielten in diesem Fall zwar die Kontrolle, aber die Finanzinvestoren hätten die Möglichkeit, ihren Anteil mittelfristig an die Börse zu bringen.

Die NordLB will das Angebot der Finanzinvestoren in den kommenden Tagen gründlich prüfen. Am kommenden Donnerstag will die Bank mit ihren derzeitigen Eignern entscheiden, wie es weitergeht.

jakob.eich[at]finance-magazin.de