Kein Erfolg, kein Bonus – in der Bankenwelt gilt dieser Grundsatz nicht immer. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat ihn sich aber zu Herzen genommen und sämtliche Boni der Vorstandsetage für 2015 gestrichen. Den Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr werden damit auch die Top-Manager des Bankhauses in ihrem Geldbeutel spüren.
Für Co-Chef John Cryan ist das angesichts der anhaltenden Aufräumarbeiten bei Deutschlands größtem Geldhaus keine Überraschung. Er selbst fühle sich „persönlich verantwortlich“ für das desaströse Abschneiden in 2015, sagte Cryan bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Welche Folgen genau das für den Bonuspool der Mitarbeiter haben wird, wollte Cryan immer noch nicht sagen. Aber etwas konkreter als zuletzt wurde er dann doch: „Wir bezahlen weniger als unsere internationale Konkurrenz, aber ich glaube, die meisten verstehen das.“
Der Rekordverlust erklärt sich vor allem aus dem hohen Rechtskosten sowie Abschreibungen, die die Deutsche Bank 2015 stemmen musste: Rechtsstreitigkeiten kosteten die Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr 5,2 Milliarden Euro, Abschreibungen auf Firmenwerte – unter anderem für die Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank – weitere 5,8 Milliarden Euro.
Global Transaction Banking kann 2015 zulegen
Im Firmenkundengeschäft ergibt sich ein weniger düsteres Bild. Eine gute Entwicklung verzeichnete das Global Transaction Banking (GTB). Die Erträge dieser Sparte legten gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zu. Die Bank sieht „solide Geschäftsvolumina“ bei Handelsfinanzierungen und dem Cash Management für Unternehmen.
Die Deutsche Bank zieht sich mit ihrer Transaktionsbank zwar aus rund zehn Ländern zurück, unter anderem aus Mexiko und Argentinien. Dennoch sieht die Bank im Geschäft mit Handelsfinanzierungen und Cash Management auch künftig Wachstumspotential und will laut ihrer Strategie 2020 rund 1 Milliarde Euro in ihr Transaction Banking investieren. Den weitgehenden Rückzug der Royal Bank of Scotland (RBS) aus dem Transaction Banking sieht sie dabei als gute Gelegenheit, neue Firmenkunden zu gewinnen. Zu Jahresbeginn hatte die Deutsche Bank die Verantwortlichkeiten im GTB-Bereich neu geordnet, wie FINANCE exklusiv berichtet hatte.
Kapitalmarktgeschäft mit Firmenkunden schwächelt
Schlecht entwickelte sich dagegen der Bereich Corporate Banking, der das Kapitalmarktgeschäft und die M&A-Beratung umfasst. Die Erträge gingen gegenüber 2014 um 6 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro zurück. Während die Deutsche Bank bei der Beratung leicht zulegen konnte, ging vor allem das Origination-Geschäft am Eigen- und Fremdkapitalmarkt zurück.
Im vierten Quartal sanken die Erträge aus dem Emissions- und Beratungsgeschäft gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum gar um 43 Prozent. Die Deutsche Bank erklärt diesen Einbruch mit geringeren Kundenaktivitäten, in einigen Marktbereichen hat sie aber auch Marktanteile verloren. Mit anderen Worten: Firmenkunden haben sich andere Banken gesucht, um etwa Anleihen zu platzieren.
Diese für die Deutsche Bank problematische Entwicklung zeigen auch die League Tables des Datendienstleisters Thomson Reuters. Daraus geht hervor, dass die Gebühreneinnahmen der Deutschen Bank im Investmentbanking 2015 um satte 20 Prozent zurückgegangen sind und nur noch bei 3,4 Milliarden US-Dollar liegen. Viele Konkurrenten büßten deutlich weniger Geschäft ein.
Deutsche Bank verzahnt Firmenkundengeschäft
Diesen Abwärtstrend will die Bank nun stoppen. Zu Beginn dieses Jahres hat die Bank den Bereich Corporate Banking und die Transaktionsbank in der neugeschaffenen Sparte Corporate & Investmentbanking zusammenlegt. Die Handelsaktivitäten, die bislang gemeinsam mit dem Corporate Banking organisiert waren, wurden ausgegliedert und im neuen Unternehmensbereich Globale Märkte (Global Markets) erfasst.
In die bessere Verzahnung des Firmenkundengeschäfts setzt Bankchef John Cryan große Hoffnungen. Die neue Aufstellung soll helfen, das gewollte Wegfallen der Erträge aus dem Handelsgeschäft, das zurückgefahren wird, aufzufangen. Erste Hinweise, ob die Neuaufstellung funktioniert, könnten die Zahlen für das erste Quartal 2016 zeigen, die im Frühjahr vorgelegt werden. Die aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten versprechen für die Deutsche Bank allerdings weiteren Gegenwind.
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