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Firmenkundengeschäft: Commerzbank weitet Strafzinsen aus

Die Commerzbank weitet ihre Strafzinsen für große Einlagen nun offenbar auch auf Mittelstandskunden aus. Rund 10.000 Unternehmen sind betroffen.
Julia Schwager/Commerzbank

Die Commerzbank weitet die Strafzinsen im Firmenkundengeschäft, die sie in Form von Gebühren bei großen Einlagekunden erhebt, von den Konzernen nun offenbar auch auf mittelgroße Unternehmenskunden aus. Das berichtet die „Welt am Sonntag“. Die Bank sei mit Gebührenerhebungen in den vergangenen Monaten verstärkt auf Unternehmen zugegangen, die hohe Beträge auf ihren Konten bunkern, die nicht für den Zahlungsverkehr benötigt wird, berichtet die Zeitung.

Bislang waren von den Strafzinsen nur Konzerne, größere Mittelständler und institutionelle sowie öffentliche Kunden betroffen. Durch die Ausweitung auf den Mittelstand gibt die Commerzbank den Druck, der durch das anhaltende Niedrigzinsniveau entsteht, an die Unternehmenskunden weiter. Erst Anfang Dezember hatte EZB-Chef Mario Draghi den Einlagenzins von minus 0,2 auf minus 0,3 Prozent gesenkt. Weitere Senkungen des Strafzinses sind Marktbeobachtern zufolge möglich. Dies macht es den Banken immer schwerer, ihren Firmenkunden die Strafzinsen zu ersparen.

Einlagengebühr: 10.000 Mittelständler bei der Commerzbank betroffen

Die Bank bestätigte die Informationen der Welt am Sonntag. Ziel sei es aber laut eines Banksprechers nicht, die Strafgebühr tatsächlich zu erheben, sondern „alternative Anlagekonzepte“ zu erarbeiten. Die Commerzbank will Kunden zum Einstieg in alternative Produkte bewegen. Dazu zählen laut Bankangaben längere Fristigkeiten und Investitionen in andere Anlageklassen. Zu letzterem zählen unter anderem die Optimierung bei Fremdwährungsanlagen bei Exporteuren oder Importeuren, die Beimischung von Aktien, Renten oder auch Immobilien im Rahmen einer individuellen Portfoliostruktur. Es ist davon auszugehen, dass die Bank bei diesen Produkten finanziell partizipiert, so dass die Kosten, die der Commerzbank durch die EZB-Politik entstehen, kompensiert werden. Nur wenn die Firmenkunden auf die anderen Angebote nicht eingehen, würden die Strafzinsen fällig, betont die Commerzbank.

Die Ausweitung des Strafzinses dürfte trotzdem zahlreichen CFOs Kopfzerbrechen bereiten. Die Commerzbank zählt rund 100.000 Firmenkunden. Dem Bericht zufolge soll jeder zehnte Unternehmenskunde von der neuen Entwicklung betroffen sein – also rund 10.000.

Weitere Banken haben negative Zinsen bestätigt

Die Commerzbank ist nicht die einzige Bank, die in Deutschland Strafzinsen erhebt. Wie eine FINANCE-Umfrage in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift ergeben hat, erheben so gut wie alle befragten Geldhäuser unter bestimmten Umständen negative Zinsen. Die Hypovereinsbank schließt „negative Guthabenzinsen“ zwar für die Sicht- und Spareinlagen bei Privat- und Firmenkunden strikt aus. Allerdings heißt es aus München, dass man bei „Termineinlagen mit kurzen Laufzeiten, die vor allem von professionellen Großkunden oder Multinationals genutzt werden“, marktkonform agiere und „die Zinsvorgabe der EZB“ weiterreiche. Die WGZ berechnet Negativzinsen auf Geldanlagen, wenn „plötzlich erkennbar hohe Geldbestände kurzfristig angelegt werden, die im Rahmen der bisherigen Geschäftsbeziehungen nicht üblich waren“.

Keine der 14 in diesem Rahmen von FINANCE befragten Banken schließt negative Zinsen für die Zukunft aus. CFOs müssen sich also darauf einstellen, dass der Spielraum, bei der Geldanlage das Kapital zu erhalten, noch enger wird.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Immer mehr Banken verlangen von ihren Firmenkunden Negativzinsen. Wie die verschiedenen Geldhäuser mit den Strafzinsen umgehen, hat FINANCE in einer Umfrage unter 14 Banken in Erfahrung gebracht. Die Ergebnisse können Sie im aktuellen FINANCE-Magazin nachlesen.

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Das Firmenkundengeschäft ist in Deutschland hart umkämpft. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit der FINANCE-Themenseite Firmenkundengeschäft.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.