Die HSBC Trinkaus & Burkhardt vermeldet die ersten Zwischenergebnisse ihrer Wachstumsoffensive bei Firmenkunden. Wie die Bank heute in Düsseldorf mitteilte, sind seit Jahresbeginn neue Kundenbeziehungen zu 220 Mittelständlern geknüpft worden. Dies treibt den Provisionsüberschuss, der im ersten Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 213,9 Millionen Euro gestiegen ist. Hauptgründe seien „eine Erweiterung des Produktangebots“ sowie die „systematische Neukunden-Akquise“. Auch das Geschäft mit Derivaten und Devisen entwickelte sich aufgrund der hohen Volatilität der Währungsmärkte für die Bank positiv – ein Umstand, von dem auch Wettbewerber HVB im abgelaufenen Quartal profitiert hat.
Insgesamt erzielte die Bank ein Vorsteuerergebnis von 102,0 Millionen Euro und damit leicht unter dem Vorjahr (108,1 Millionen Euro). Der Jahresüberschuss nach Steuern beträgt 70,2 Millionen Euro (Vorjahr: 72,6 Millionen Euro). Die Kernkapitalquote der Bank liegt mit 10,2 Prozent nur knapp unter Vorjahr, obwohl die Bilanzsumme wegen der Kundenoffensive um fast 10 Prozent auf 24,2 Milliarden Euro angeschwollen ist. Als deutsche Einheit der HSBC-Gruppe hat die Bank ein Fitch-Rating von AA- (Stable) und gehört damit zu den bonitätsstärksten Banken im hart umkämpften deutschen Firmenkundengeschäft.
HSBC Trinkaus leidet unter Zinsumfeld
Während die Segmente Global Banking & Markets sowie Asset Management die Ergebnisse des Vorjahres verbessern oder zumindest halten konnten, lagen der Bereich Private Banking und auch der für das Firmenkundengeschäft zuständige Bereich Commercial Banking unter dem Vorjahr. Das Commercial Banking erzielte einen Jahresüberschuss von 18,4 Millionen Euro nach 19,3 Millionen Euro im Vorjahr. Dort wachsen die Kosten derzeit schneller als die Erlöse.
Das schwierige Zinsumfeld macht einen Teil der ersten Wachstumserfolge zunichte: So hat sich der Zinsüberschuss im ersten Halbjahr nur leicht um 1,3 Millionen Euro auf 88,9 Millionen Euro verbessert. Hier wirken gegenläufige Effekte: Während auf der einen Seite das Niedrigzinsumfeld die Zinsmargen zusammenschrumpfen lässt, hat die HSBC das Volumen an zinstragenden Ausleihungen offenbar stark erhöht: Das leichte Plus resultiert aus „deutlich verbesserten Zinserträgen im Kundenkreditgeschäft aufgrund höherer Volumina“, meldet die Bank.
Das Commercial Banking ist der einzige Bereich, der einen höheren Zinsüberschuss als im Vorjahr erzielte. Mit 45,3 Millionen Euro nach 40,6 Millionen Euro im Vorjahr ist der Zuwachs sogar erheblich. Die HSBC profitiert also nicht nur in Form von Provisionsgeschäften von ihren zahlreichen Neukunden, sondern auch auf der Zinsseite – zumal die Kreditrisikovorsorge mit 1,2 Millionen Euro sehr gering ist.
HSBC umwirbt Firmenkunden mit schwächerer Bonität
Es ist absehbar, dass die HSBC dieses niedrige Niveau bei der Risikovorsorge nicht wird halten können. Dafür öffnet sie sich im Firmenkundengeschäft zu sehr gegenüber Kunden schwächerer Bonität. Firmenkundenchef Stephen Price hat dies explizit zur Strategie erklärt.
Und die HSBC sensibilisiert die Öffentlichkeit jetzt auch schon mal für die Folgen dieses Vorgehens: „Die Ausweitung des Ziel-Ratings im Firmenkundenbereich wird neben höherem Risikovorsorgebedarf auch eine erhöhte Kapitalunterlegung mit sich bringen“, kündigt die Bank an. Man erwarte, dass der Risikovorsorgebedarf im Zeitverlauf höher ausfallen werde als 2014, zumal das Kreditwachstum „bereits erkennbar mit höheren Portfoliowertberichtigungen einhergeht“. In den Zahlen dürfte sich dies spätestens 2016, vielleicht aber auch schon im kommenden Jahresabschluss 2015 niederschlagen.
Vorstandssprecher Andreas Schmitz hatte im vergangenen Jahr gegenüber der F.A.Z. angekündigt, die Kreditrisikovorsorge könne künftig mit einem zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr zu Buche schlagen. Nach einer Risikovorsorge im Kreditgeschäft von 10,9 Millionen Euro im Jahr 2013 betrug die Risikovorsorge im Geschäftsjahr 2014 lediglich 4 Millionen Euro.
HSBC investiert in IT und Produktangebot
Insgesamt peilt HSBC Trinkaus & Burkhardt für 2015 eine Erlössteigerung im einstelligen Prozentbereich an, das Vorsteuerergebnis soll leicht steigen. Hohe Investitionskosten fallen in diesem Jahr für die Erweiterung des Produktangebots und den Ausbau der IT-Infrastruktur und der Servicebereiche sowie den Aufbau der Mitarbeiterzahl an.
Auch wenn dies momentan die Erträge belastet und die HSBC international Tausende Stellen streichen will, hält der deutsche Arm am Ausbau des Mittelstandsgeschäfts samt der personellen Erweiterungen fest. Das Bankhaus hatte Anfang 2014 angekündigt, über drei Jahre verteilt rund 500 Millionen in das deutsche Firmenkundengeschäft investieren zu wollen. Ein Anstieg der Verwaltungskosten ist bei der Bank entsprechend eingeplant.
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