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HSH-Firmenkundenchef Miljes: „Wir wollen Innovation als Service anbieten“

Patrick Miljes, Firmenkundenchef der HSH Nordbank, will mithilfe von Start-ups seine Firmenkunden besser kennen lernen.
HSH Nordbank

Der Handelsplatz Hamburg soll zur neuen Start-up-Schmiede werden. Das wollen jedenfalls die HSH Nordbank und die Hamburger Sparkasse mit ihrem neuen Joint Venture erreichen. Im Februar haben die beiden Häuser das Projekt offiziell bekanntgeben, voraussichtlich im Juli soll der „Next Commerce Accelerator“ (NCA) an den Start gehen und Start-ups aus dem E-Commerce-Bereich fördern. Die Gründer-Teams bekommen Zugang zu einem Mentorennetzwerk, werden gecoacht und erhalten bis zu 50.000 Euro an Beteiligungskapital.

Derzeit läuft die Suche nach zehn Investoren, die sich an dem Projekt beteiligen sollen. Noch sind keine Namen bekannt. Der HSH Nordbank, die sich gerade in einem Privatisierungsprozess befindet und bis 2018 einen neuen Eigentümer finden muss, geht es bei dem Projekt nicht allein um die Start-ups: „Wir wollen sie mit etablierten Unternehmen aus der Handelsbranche zusammenbringen“, erklärt Firmenkundenchef Patrick Miljes.

HSH Nordbank nimmt Digitalisierung im Handel ins Visier

Die Handelsbranche ist für die Hamburger Landesbank eine der zentralen Kundengruppen. Die HSH Nordbank will diese Firmenkunden mit dem Projekt auf ihrem Digitalisierungsweg unterstützen. „Wir wollen ihnen Innovation als Service anbieten“, sagt Miljes. Der Vorteil für die Bank ist, dass sie mit dem Joint Venture einzelne Unternehmen konkret bei dem Prozess begleiten und deren Geschäft noch besser verstehen kann. „Wir können sie dabei begleiten, wenn sie ihre Wertschöpfungskette digitalisieren“, sagt der Firmenkundenchef.

Patrick Miljes erwartet, dass die Digitalisierung die Geschäftsmodelle der etablierten Handelshäuser stark verändern wird – und damit auch die Anforderungen dieser Häuser an ihre Bank: „Themen wie Logistik, Handel und Finanzierung dürften in Zukunft viel stärker verschmelzen.“ Das könnte neue Finanzierungsprodukte oder Dienstleistungen auf der Bankenseite nötig machen. Miljes hofft, durch die enge Zusammenarbeit zu den ersten zu gehören, die den Bedarf erkennen.

HSH will sich auf Finanzierung digitaler Geschäftsmodelle vorbereiten

Zudem will Patrick Miljes die HSH Nordbank durch die Zusammenarbeit mit den Start-ups aus der E-Commerce-Branche auch an die Frage heranführen, die in einigen Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen dürfte: Wie müssen Finanzierungen funktionieren, wenn auf der Unternehmensseite keine realen Assets mehr vorhanden sind? „Die gesamte Bankenbranche muss sich fragen: Wie geht man dann mit den Risiken um?“, sagt Miljes und betont: „Wir wollen diese Risiken nicht nur verstehen, sondern auch beherrschen.“

Ihre umfassende Branchenexpertise im Handelssektor dürfte die HSH Nordbank auch in dem von der EU geforderten, anstehenden M&A-Prozess betonen wollen. Die Bank, die durch notleidende Schiffskredite in Schieflage geraten war, hatte sich nach einem Umbau des Firmenkundengeschäfts 2015 neben dem Handel auch auf die Sektoren Ernährung, Logistik und Infrastruktur, Energie sowie Gesundheitswirtschaft fokussiert. Mit ihrem Branchenfokus fuhr die HSH zuletzt nicht schlecht. Im direkten Jahresvergleich entwickelte sich das Neugeschäft in dem von Miljes verantworteten Bereich Unternehmenskunden positiv. Es blieb allerdings unter den Erwartungen, die die HSH nach dem 2015 angestoßenen Umbau kommuniziert hatte.

HSH will Start-ups als zukünftige Kundengruppe erschließen

Auch für das weitere Wachstum im Firmenkundengeschäft sieht Patrick Miljes Chancen in dem neuen Start-up-Projekt der Bank. Bislang habe die Bank kaum Kontakt zu solch jungen Unternehmen. „So lernen wir bereits jetzt mögliche zukünftige Unternehmenskunden kennen“, erklärt er.

Theoretisch ließen sich solche Start-up-Acceleratoren auch auf andere Branchen übertragen, ergänzt der Firmenkundenchef. Auch die Bank an sich könnte einen ähnlichen Weg nutzen, um selbst abzuklopfen, wo Kooperationsmöglichkeiten zum Beispiel mit der Fintech-Welt bestehen. Konkrete Pläne gibt es dafür bei dem Geldhaus, auf das die turbulente Zeit eines Eigentümerwechsels zukommt, derzeit nicht.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich andere Banken im Wettbewerb um Unternehmenskunden positionieren, das erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.