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HSH Nordbank verpasst Ziele im Firmenkundengeschäft

Die HSH Nordbank hat im Segment Unternehmenskunden im vergangenen Geschäftsjahr 3,2 Milliarden Euro Neugeschäft gemacht. Gehofft hatte sie auf mehr.
HSH Nordbank

Bei der HSH Nordbank sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Für die Bank, die sich gerade mit der Europäischen Union über weitere Details ihrer Sanierung geeinigt hat, steht bald die Privatisierung bevor – oder die Abwicklung. In diesem unruhigen Fahrwasser kann die Bank ihre Wachstumsziele im Firmenkundengeschäft – wie auch im Gesamtgeschäft – erst einmal nicht erreichen.

3,2 Milliarden Euro an Neugeschäft hat die HSH Nordbank im vergangenen Geschäftsjahr mit Unternehmenskunden erreicht. Durch eine Neustrukturierung des Bereichs wollte Firmenkundenchef Patrick Miljes eigentlich 4,9 Milliarden Euro erzielen. Zum Juni vergangenen Jahres hatte die Bank in dem neuen Segment „Unternehmenskunden“ sowohl das klassische Firmenkundengeschäft als auch die Sparten Energy & Infrastructure und das Wealth Management zusammengefasst.

Die Bank erklärt die enttäuschende Entwicklung im Firmenkundengeschäft unter anderem mit einer „marktbedingt zurückhaltenden Kreditnachfrage“. Die gute Finanzlage der meisten Konzerne trifft alle Banken. Aber die HSH litt eigener Aussage zufolge auch unter der Unsicherheit rund um das EU-Sanierungsverfahren, das erst im Oktober vergangenen Jahres endgültig durchgewunken wurde.
 
Insgesamt liegt der Gesamtertrag im Segment Corporates & Markets bei 434 Millionen Euro und damit stabil auf Vorjahresniveau (431 Millionen Euro). Die Gesamtbank hingegen konnte ihren Ertrag deutlich von 908 Millionen auf knapp 1,3 Milliarden Euro steigern. Dies lag vor allem an einem nahezu verdoppelten Zinsüberschuss, der von 586 Millionen auf 1,03 Milliarden Euro anstieg. In der Kernbank lag das Wachstum mit 46 auf 634 Millionen Euro niedriger, aber viele andere Banken mussten sogar Rückgänge im Zinsüberschuss vermelden. Der Provisionsüberschuss der gesamten Bank ging dagegen von 130 auf 114 Millionen Euro zurück.

HSH Nordbank bereitet sich auf Privatisierung vor

Große Sondereffekte zeigen sich im Bereich der Risikovorsorge. In der Firmenkundenbank drehte die Risikovorsorge von minus 56 Millionen Euro auf eine positive Summe von 51 Millionen Euro, weil „Risikovorsorge bei Firmenkrediten aufgelöst werden konnte“.

Für die gesamte Bank stiegen die Anforderungen an die Risikovorsorge dagegen deutlich. Die HSH Nordbank hat – vor allem mit Blick auf das alte Schifffahrtsportfolio – im vergangenen Jahr eine sehr hohe Risikovorsorge von gut 3 Milliarden Euro vor Garantieeffekten gebildet. Dies wurde nötig, weil in Kürze ein Portfolio fauler Kredite im Nennwert von 5 Milliarden Euro in eine Bad Bank der öffentlichen Hand übertragen werden soll – zu entsprechend hohen Abschlägen auf den Bilanzwert.

Gegenläufig wirkte, dass die Bank Rückstellungen, die sie für künftige Garantiegebühren an die öffentliche Hand gebildet hatte, auflösen konnte. Diese überstiegen die neu gebildete Risikovorsorge, was letztlich im Saldo dazu führte, dass Risikovorsorgeposten in Höhe von 304 Millionen Euro ertragswirksam aufgelöst werden konnten. Dies verbesserte die harte Kernkapitalquote nach voller Anwendung der Basel-3-Regeln von 10,0 auf 11,6 Prozent.

Stefan Ermisch übernimmt die Führung

Doch die Lage ist nicht so stabil, wie sie wirkt. Die Risikoabschirmung durch die öffentlichen Eigentümer ist der Bank nun weitgehend entzogen. Dies spart der Bank zwar dreistellige Millionenbeträge pro Jahr, die bislang als Garantievergütung fällig wurden. Gleichwohl schlummern aber noch immer milliardenschwere Risiken in der Bilanz der HSH Nordbank, warnen Politiker und Bankexperten. Ob sie Recht haben, wird man bald sehen, denn die HSH plant in Kürze auch NPL-Portfolios am Markt zu veräußern. Ob für die zu erwartenden Abschläge genügend Risikovorsorge gebildet wurde, wird sich dann erweisen.

Eine andere Möglichkeit, als die Risiken nun schnell abzubauen und die Altlasten konsequent abzustoßen, hat die HSH Nordbank nicht. Um zu verhindern, dass die Bank doch noch abgewickelt wird, muss sie bis Ende 2018 privatisiert werden. Der bisherige CFO Stefan Ermisch glaubt nicht nur, dass dieses Ziel erreicht wird, sondern dass die Bank auf dem Weg dahin in ihrem Kerngeschäft sogar noch wachsen wird. Der 50-jährige Bankmanager übernimmt morgen das Ruder als neuer Chef der HSH Nordbank.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Nicht nur die HSH Nordbank kämpft um Firmenkunden. Wie die anderen Geldhäuser versuchen bei Unternehmenskunden zu punkten, lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.