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ING Diba: Rekordgewinn dank Firmenkundengeschäft

Die ING Diba hat zum vierten Mal in Folge einen Rekordgewinn erzielt, auch dank des Firmenkundengeschäfts.
ING Diba

Die ING Diba hat im abgelaufenen Geschäftsjahr in allen Bereichen zugelegt, wichtigster Wachstumstreiber war jedoch das Firmenkundengeschäft: So stieg das Kreditvolumen an Unternehmen 2016 um zwei Drittel auf 25,9 Milliarden Euro. Für 110 Firmenkunden in Deutschland ist die niederländischen Großbank nach eigenen Angaben inzwischen Kernbank. „Die ING-Diba ist mittlerweile eine erfolgreiche Universalbank, ohne Investmentbanking“, betonte CEO Roland Boekhout am heutigen Freitag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz.

Insgesamt zählen 130 deutsche Unternehmen zu den Kunden, wie Firmenkundenchef Joachim von Schorlemer kürzlich im Interview mit FINANCE-TV verraten hat. Das sind 30 mehr als noch im Vorjahr. Zu den ING-Firmenkunden gehören Unternehmen wie Siemens, Heidelberg Cement, Uniper oder Evonik. Zählt man das Geschäft mit strukturierten Projektfinanzierungen hinzu, betreut die ING mit 300 Mitarbeitern aus Frankfurt heraus 180 Kunden.

Firmenkundengeschäft liefert ein Viertel des Gewinns der ING Diba

Trotz des harten Preiswettbewerbs am deutschen Firmenkundenmarkt scheint das Wachstum profitabel zu sein: Die Firmenkundensparte der ING Diba trug im abgelaufenen Geschäftsjahr etwa ein Viertel zum Gewinn vor Steuern von 1,23 Milliarden Euro bei. Damit lieferte die Bank das vierte Rekordjahr in Folge ab, was auch die Zentrale in Amsterdam freut: Die deutsche Tochtergesellschaft steuert inzwischen ein Fünftel der Erträge des Gesamtkonzerns bei. Das Verhältnis von Kosten zu Erträgen (Cost-Income-Ratio) beziffert die ING Diba auf 40 Prozent – ein im Branchenvergleich sehr guter Wert.

Der ganz überwiegende Teil des Ergebnisses entfällt trotz Niedrigzinsumfeld auf den Zinsüberschuss. Gegen den Branchentrend konnte die ING Diba ihr Zinsergebnis sogar um 9 Prozent auf 1,97 Milliarden steigern. Das erklärt sich zum einen aus dem höheren Geschäftsvolumen, zum anderen aber auch aus einer Strategieänderung: „Wir haben im vergangenen Jahr verstärkt Darlehen in Dollar ausgegeben, um die Abhängigkeit von der Niedrigzinspolitik im Euro-Raum zu reduzieren“, erklärte CEO Boekhout. Etwa 7 Prozent der Bilanzsumme von 158 Milliarden Euro entfallen laut CFO Remco Nieland auf höher verzinste Dollar-Kredite.

Das Provisionsergebnis der ING Diba war dagegen mit 2 Prozent sogar leicht rückläufig und liegt bei gerade einmal 90 Millionen Euro. Im Privatkundengeschäft ist die ING Diba mit ihren kostenlosen Angeboten vielen Wettbewerbern ein Dorn im Auge. Einige Provisionseinnahmen aus dem Geschäft mit deutschen Firmenkunden tauchen dagegen nicht unbedingt in der Gewinn- und Verlustrechnung der deutschen Tochtergesellschaft auf, etwa wenn Währungssicherungsgeschäfte vor Ort in dem jeweiligen Land getätigt werden und daher auf die lokale Niederlassung der ING entfallen.

Einlagenüberschuss der ING Diba schmilzt

Auch 2017 will die niederländische Großbank im deutschen Firmenkundengeschäft weiter wachsen: „Wir planen, das Kreditvolumen um 10 Prozent zu steigern, glauben aber, dass wir noch mehr erreichen können“, sagte Deutschlandchef Boekhout.

Tatsächlich verzeichnet die Bank trotz des rasanten Kreditwachstums immer noch einen Einlagenüberhang: Den Spargeldern von 123 Milliarden Euro stand Ende 2016 ein Kreditvolumen von 100 Milliarden Euro gegenüber – neben dem Wholesale Banking engagiert sich die ING auch noch im Konsumentenkredit- und dem Baufinanzierungsgeschäft. Um die Einlagegelder ihrer inzwischen 8,8 Millionen Privatkunden gewinnbringend anlegen zu können, hatte die ING ihr deutsches Firmenkundengeschäft 2011 überhaupt erst ins Leben gerufen.

Kreditwachstum belastet Kernkapitalquote der ING Diba

Doch der Spielraum für Wachstum wird kleiner, wie auch ein Blick auf die Kernkapitalquote zeigt: Sie fiel 2016 von 14,9 auf 13,2 Prozent, was vor allem auf das gestiegene Kreditvolumen zurückzuführen ist, wie CFO Nieland erläuterte. Welche Quote die EZB der ING vorschreibt, wollte der Finanzchef nicht verraten. Er versicherte allerdings, der Puffer sei komfortabel. Außerdem gäbe es zeitnah Zuflüsse, die die Quote wieder auf 14,4 Prozent steigen lassen würden.

Ein weiterer limitierender Faktor: Wegen der extrem günstigen Finanzierungsbedingungen haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen ihre syndizierten Kredite neu aufgelegt oder verlängert. Dies nutzte die ING als Gelegenheit, um bei vielen dieser Konzerne in den Kernbankenkreis vorzustoßen. In diesem Jahr werden hingegen deutlich weniger Unternehmen ihre Back-up-Facilities aufschnüren, so die allgemeine Erwartung. Daher will und muss die ING nun vor allem mit bestehenden Kunden mehr Geschäft erwirtschaften.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Nicht nur die ING will ihr Geschäft mit deutschen Firmenkunden ausbauen. Wie sich andere Banken positionieren, das erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.