John Cryan macht bei der Deutschen Bank reinen Tisch. Cryan, der seit dem 1. Juli CEO des Geldhauses ist, kündigte für das dritte Quartal kündigt einen Rekordverlust von 6,2 Milliarden Euro an. Ein großer Teil des Verlusts kommt durch Abschreibungen zustande. Die Ratingagentur Standard and Poors teilte mit, dass dies derzeit keinen Einfluss auf das Rating der Bank habe. Ende des Monats soll der genaue Fahrplan zum Umbau der kriselnden Bank folgen.
An den harten Einschnitten, die auf die Bank zukommen werden, lässt der neue Co-Chef durch die aktuellen Zahlen keinen Zweifel. Die Bank schreibt 5,8 Milliarden Euro in den Bereichen Corporate Banking & Securities und Private & Business Clients ab. Darin spiegeln sich laut der Bank auch die höheren regulatorischen Anforderungen und ein geringerer Wert der Postbank wider, die verkauft werden soll.
John Cryans Strategie für die Deutsche Bank kommt an
Die Bank senkt außerdem den Wert ihrer Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia um 600 Millionen Euro. Das Haus betrachtet die Beteiligung an diesem Institut nicht mehr als strategisch, heißt es.
Damit sendet Cryan ein klares Signal – an die Kapitalmärkte einerseits und an das eigene Unternehmen andererseits. Bei ersteren kommt die Ansage Cryans zunächst überraschend gut an: Nachdem die Aktie nach der Mitteilung über die Wertminderungen vorbörslich um 7 Prozent nachgab, ist sie in der Spitze um 2 Prozent gestiegen und liegt noch im Plus.
Deutsche-Bank-Mitarbeiter müssen um Boni fürchten
Den Mitarbeitern erläuterte Cryan die Bilanzbereinigung in einem Brief. Darin kündigte er auch gleich an, dass die schlechte Lage auch die Boni der Banker drücken wird. Cryan hatte bereits angekündigt, etwas ein Viertel der Stellen abbauen zu wollen.
Dass auch das Investmentbanking von den Abschreibungen betroffen ist, zeigt, dass die Schonfrist für den Bereich vorbei ist. Es hatte sich schon angedeutet, dass John Cryan auch hier härter durchgreifen will. Bei seinen Vorgängern war die Sparte von Einsparungen weitgehend verschont geblieben.
John Cryan streicht Berater-Budgets der Deutschen Bank zusammen
Dass Cryan sich die Kosten des Geldhauses genau anschaut, hatte sich in den letzten Wochen schon angedeutet. So berichtete das Manager Magazin, dass seit seinem Amtsantritt das Beratungsmandat von PR-Agentur Hering Schuppener – laut der Zeitschrift eine siebenstellige Summe pro Jahr – wackelt.
Die Reaktion der Aktienmärkte zeigt: Für John Cryan könnte sich seine Strategie der harten, schnörkellos vermittelten Einschnitte auszahlen. Wenn er es schafft, am Kapitalmarkt als Sanierer wahrgenommen zu werden und das Vertrauen der Anleger halten kann, gewinnt er auch innerhalb der angeschlagenen Bank Gestaltungsspielraum.
Welche Vorstellungen Cryan genau hat, wird er Ende des Monats verkünden. Klar ist: Ein „weiter so“ gibt es mit dem neuen CEO nicht.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.