Der LBBW ist es gelungen, ihren Gewinn im Firmenkundengeschäft stabil zu halten – indem sie ihr Kreditbuch weiter geöffnet hat. Das zeigen die gestern veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2018, die die Bank erstmals in der neuen Segmentierung berichtete.
Im Segment „Unternehmenskunden“ bündelt die LBBW ihr klassisches Firmenkundengeschäft mit Mittelständlern und Großkonzernen, aber auch mit Kommunen. Im „Kapitalmarktgeschäft“ werden Sparkassen, Institutionelle und Banken betreut. Das dritte Standbein ist das Segment „Immobilien und Projektfinanzierungen“.
Maues Cross Selling im Firmenkundengeschäft der LBBW
Um den Zinsüberschuss im Firmenkundengeschäft von 726 Millionen Euro um 8,7 Prozent auf 789 Millionen Euro zu steigern, musste die LBBW ihr Finanzierungsvolumen vergangenes Jahr um 10 Prozent, also 4,9 Milliarden Euro, auf 49 Milliarden Euro ausweiten. Gewachsen ist die Bank vor allem in den Branchen Versorger/Energie, Pharma/Gesundheitswesen und Technologie/Medien/Telekommunikation. Einem Banksprecher zufolge wurde das Neugeschäft überwiegend mit Mittelständlern und Großunternehmen aus der Kernregion der LBBW gemacht.
Weil der Provisionsüberschuss im Unternehmenskundensegment um 12 Prozent auf 170 Millionen Euro gesunken ist, lag der Vorsteuergewinn im Firmenkundengeschäft unter dem Strich trotzdem nur auf Vorjahresniveau. Das ist jedoch ein kleiner Erfolg, war der Gewinn in den vier Jahren zuvor doch jeweils gesunken. Im Provisionsüberschuss finden sich auch die Cross-Selling-Erträge mit Firmenkunden wieder, da Erträge aus Kapitalmarktprodukten mit Firmenkunden nicht im Segment „Kapitalmarktgeschäft“, sondern im Segment „Unternehmenskunden“ ausgewiesen werden.
Dreiviertel weniger Gewinn im Kapitalmarktgeschäft
Das Ergebnis im Kapitalmarktgeschäft ohne Firmenkundenbezug konnte die LBBW nicht über höhere Finanzierungsvolumina steigern. Dort betreibt die LBBW das Geschäft mit Institutionellen und Banken, das Sparkassen- und Zertifikategeschäft sowie das Asset Management.
Im Kapitalmarktgeschäft hat sich der Zinsüberschuss von 321 auf 151 Millionen Euro mehr als halbiert. Der Provisionsüberschuss lag mit 131 Millionen Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich verdiente das Kapitalmarktgeschäft der LBBW vor Steuern mit 46 Millionen Euro nur noch rund ein Viertel des Vorjahreswerts.
Die Bank verwies auf das schwierige und verunsicherte Marktumfeld und die daraus resultierenden höheren Credit Spreads, die das Kapitalmarktgeschäft erheblich belastet hätten. 2017 konnte die LBBW ihr Ergebnis dort noch über Wertpapierverkäufe retten. Diese Erträge seien vergangenes Jahr jedoch geringer ausgefallen. Zusätzlich belastet habe auch die im Vorjahresvergleich höhere Bankenabgabe.
RWA der LBBW steigen um fast 5 Milliarden Euro an
Auch in der gewerblichen Immobilienfinanzierung hat die LBBW 2018 mehr Kredite vergeben – das Neugeschäftsvolumen wuchs um 40 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Zins- und Provisionsüberschüsse im Segment Immobilien- und Projektfinanzierung sind trotzdem gesunken, wodurch auch der Vorsteuergewinn mit 235 Millionen Euro niedriger ausfiel als im Vorjahr.
Die höhere Kreditvergabe quer durch alle Bereiche der Bank hat zur Folge, dass die risikogewichteten Aktiva (RWA) der LBBW im vergangenen Jahr um 4,6 auf 80,3 Milliarden Euro angewachsen sind. Die harte Kernkapitalquote sank in diesem Zuge von 15,7 auf 15,1 Prozent. Damit präsentiert sich die LBBW ähnlich wie andere wichtige Banken, etwa Commerzbank und HSBC, die den rückläufigen Zinsüberschuss im Firmenkundengeschäft ebenfalls durch eine deutliche Ausweitung ihrer Kreditbücher versuchen aufzufangen.
LBBW setzt auf digitale Schuldscheinplattform
Höhere Kreditvolumina können aber nicht die einzige Antwort der Banken auf den anhaltenden Margendruck im Firmenkundengeschäft sein. Die LBBW will deshalb 2019 im Firmenkundengeschäft rentabler werden. Dazu will sie Kunden mehr Produkte zum Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement und mehr Corporate-Finance-Produkte verkaufen. Zudem sollen Kernprozesse im Firmenkundengeschäft digitaler werden.
Erste Duftmarken haben die Schwaben bereits gesetzt: Vergangenes Jahr brachte die LBBW zusammen mit der Börse Stuttgart die digitale Schuldscheinplattform Debtvision an den Start. Erster Kunde war der Agrarhändler Baywa. Die Plattform richtet sich allerdings nur an erfahrene Schuldschein-Emittenten mit Investmentgrade-Bonität. Grundsätzlich hat die Bank nach eigener Aussage ihre Marktführerschaft bei Schuldscheindarlehen verteidigt. Daten von Thomson Reuters LPC zufolge kam die LBBW 2018 mit 54 begleiteten Transaktionen auf einen Marktanteil von rund 22 Prozent.