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Oddo Seydler geht an Elgeti und Parmantier

Rentenhandel bei Seydler: CEO René Parmantier wird Miteigentümer, die Mehrheit übernimmt der Finanzinvestor Rolf Elgeti.
Oddo Seydler

Die französisch-deutsche Bankengruppe Oddo BHF hat ihre deutsche Brokerage-Tochter Oddo Seydler verkauft. Käufer ist Obotritia Capital, die private Beteiligungsgesellschaft des Unternehmers und Finanzinvestors Rolf Elgeti. Über Obotritia hält Elgeti unter anderem auch einen Anteil von 39 Prozent an dem kürzlich an die Börse gegangenen Fintech Creditshelf. 

Einen Anteil von 25 Prozent an Oddo Seydler reicht Elgeti an den langjährigen Chef des Handelshauses, René Parmantier, weiter. Dies gaben beide Unternehmen am heutigen Montag bekannt. Künftig soll die Bank, die 60 Mitarbeiter beschäftigt und ein Eigenkapital von 18 Millionen Euro aufweist, unter dem Namen Seydler Bank firmieren. Angaben zum Kaufpreis machen die Transaktionspartner nicht.

Seydler gehört zu den führenden Aktien- und Rentenhändlern an der Frankfurter Börse. Nach eigenen Angaben betreut die Bank über 170 börsennotierte Unternehmen als Designated Sponsor, um gerade bei kleineren Werten einen liquiden Handel zu gewährleisten. Seit 2007 verfügt Seydler über eine Vollbanklizenz. 

Kauf der BHF-Bank schwächte Oddo Seydler

Mit dem Verkauf zieht sich Oddo nach gerade einmal vier Jahren wieder aus dem Brokerhaus zurück. Der Kauf der damaligen Close Brothers Seydler im Herbst 2014 markierte den ersten großen Schritt des Pariser Bankhauses Oddo im deutschen Firmenkundengeschäft. In der Zeit danach habe das anschließend in Oddo Seydler umbenannte Finanzunternehmen gute Gewinne erzielt, sagte Bankchef Philippe Oddo Anfang 2017 gegenüber FINANCE.

Doch die Übernahme der weitaus größeren BHF-Bank durch Oddo machte Seydler schon ein Jahr später zum Randgeschäft. In Oddos Plan, die BHF-Bank im Geschäft mit dem gehobenen deutschen Mittelstand zurück zu alter Blüte zu führen, passte Seydler nicht mehr hinein.

Denn Seydlers Corporate-Finance-Geschäft bekam Gegenwind: Das Bankhaus begleitete vor allem kleine Mittelständler an den Kapitalmarkt und war beispielsweise eine der wichtigsten Emissionsbanken am Markt für Mittelstandsanleihen. Im Mini-Bond-Markt werden aufgrund zahlreicher Pleiten inzwischen aber kaum noch neue Titel emittiert. 

Oddo Seydler verlor wichtige Manager an Equinet

Einen Teil der Corporate-Finance-Spezialisten zog Philippe Oddo hinüber zur BHF-Bank, nachdem er unter deren Dach auch Seydler angesiedelt hatte. Einige andere wichtige Corporate-Finance-Leute verließen das Brokerhaus hingegen, allen voran zum Konkurrenten Equinet. Die übrig gebliebenen Seydler-Services im Aktienhandel und Designated Sponsoring sind für Oddo nicht Kern der Strategie.

Der Deal kommt vor diesem Hintergrund nicht überraschend. Verkaufsgerüchte um Seydler kursieren schon seit weit mehr als einem Jahr. Die ICF Bank brachte sich als möglicher Käufer in Stellung, schon damals stand aber auch bereits ein Buy-out durch Seydler-Chef René Parmantier im Raum. Parmantier ist die entscheidende Figur bei Seydler, ein nennenswerter Teil des Geschäfts beruht auf seinem persönlichen Netzwerk. Mit Elgeti verbindet ihn eine lange Geschäftsbeziehung: Als der frühere Aktienanalyst damit begann, das Immobilienunternehmen TAG groß zu machen, platzierte Parmantier die ersten Anleihen für ihn.

Elgeti will Seydler bei Corporate Finance wieder aufbauen

Im Gespräch mit FINANCE umreißt Elgeti seine Pläne für Seydler: „Wir wollen eine Investmentbank für den Mittelstand bauen und erstklassige Investmentbanking-Produkte auch kleineren und mittelgroßen Emittenten zugänglich machen.“ Dort sieht er, der selbst regelmäßig den Kapitalmarkt nutzt, „eine große Marktlücke, denn diese Kunden werden seit einigen Jahren immer schlechter bedient.“

Produktseitig plant Elgeti, aus den Designated-Sponsoring-Mandaten heraus neue Service-Angebote zu entwickeln. Zusätzliches Geschäft verspricht er sich auch aus der Beratung bei Kapitalmaßnahmen im Aktien- und Bondbereich, wo Seydler früher einmal ordentlich positioniert gewesen ist, inzwischen aber nicht mehr. Der Schwerpunkt soll auf Kapitalerhöhungen liegen.

„Die Bank ist mehr als ausreichend kapitalisiert, auch für unsere Wachstumspläne“, glaubt Elgeti. Er sei grundsätzlich aber auch dazu bereit, „zusätzliches Kapital dazu zu geben, sollte die Umsetzung der Wachstumspläne dies erfordern“.

Die Ausgangslage für den Wiederaufbau von Seydler als wichtige Anlaufstelle für kapitalsuchende Mittelständler ist aber nicht einfach: Praktisch alle Spezialisten für Kapitalmaßnahmen haben Seydler verlassen, Parmantier muss einen personellen Neuaufbau starten. „Natürlich wollen und müssen wir in den Bereichen ECM, DCM und Advisory punktuell einstellen. Ein Personalwachstum von 10 bis 15 Prozent pro Jahr ist realistisch“, sagt der Seydler-Chef.