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SEB will im Firmenkundengeschäft wachsen

Die SEB streicht in Deutschland viele Stellen. Das Firmenkundengeschäft will die schwedische Bank aber ausbauen.
SEB AG

Die schwedische Bank SEB krempelt ihr Deutschlandgeschäft um. Sie wird sich künftig aus dem Pfandbriefgeschäft und der Aktivität mit dem öffentlichen Sektor zurückziehen. Das sagte Johan Andersson, seit etwas über einem Jahr SEB-Deutschland-Chef, gegenüber der „Börsenzeitung“. „Wir haben die kritische Masse nicht erreichen können“, so die Begründung.

Stattdessen will die Bank jetzt ihren Fokus auf das Geschäft mit institutionellen Kunden sowie auf das Firmenkundengeschäft mit Mittelständlern und Konzernen legen. Zum Firmenkundengeschäft gehören bei der SEB sowohl das klassische Kreditgeschäft als auch Finanzierungen über den Kapitalmarkt mit Bonds oder Schuldscheinen sowie LBO-Finanzierungen. In diesen Bereichen will die Bank wachsen und dazu zusätzliche Mitarbeiter einstellen, sagte ein Sprecher der Bank gegenüber FINANCE. In welcher der Sparten die Bank wie stark zulegen will, präzisierte der Sprecher nicht.

Im LBO-Segment hatte die Bank 2016 die meisten Transaktionen in Deutschland abgewickelt und überholte damit sogar die Commerzbank, ermittelte die internationale Investmentbank GCA Altium in ihrem vierteljährlich erscheinenden Mid Cap Monitor. Im Mittelstand will die SEB zur Hausbank der Unternehmen werden, bei Großkonzernen will sie mindestens zum Kreis der Kernbanken gehören, so der Pressesprecher. Außerdem soll das Trade-Finance-Geschäft, worunter unter anderem das Avalgeschäft und strukturierte Handelsfinanzierungen fallen, als wichtiges Standbein erhalten bleiben.

SEB wandelt deutsche AG in Niederlassung um

In Rahmen dieser Reorganisation wandelt die schwedische Bank ihre deutsche AG in eine Niederlassung um. Alle anderen Auslandstöchter der Schweden sind bereits als Niederlassungen strukturiert. Die neue Organisation soll den Firmenkunden Vorteile bieten, wirbt der SEB-Chef in der „Börsenzeitung“.

Zum einen hätten Kunden Zugang zur Bilanzsumme der gesamten SEB-Gruppe. Die AG hatte in der Vergangenheit manchmal Probleme, großen Kunden den gewünschten Umfang bereitzustellen, gibt er im Interview zu. Außerdem ist das Rating der Mutter besser, es liegt in der Regel mindestens einen Notch über dem der AG, so Andersson. Das könnte den Kunden eine günstigere Refinanzierung ermöglichen.

Die SEB AG soll zunächst weiterbestehen, allerdings als eine Art Bad Bank, in der die noch abzuwickelnden Aktivitäten gebündelt werden.

SEB streicht mehrere Hundert Stellen

In diesem Zuge streicht die Bank abseits vom Firmenkundengeschäft massiv Stellen: Von den momentan rund 500 Stellen sollen in den kommenden fünf Jahren mehrere Hundert wegfallen, eine Reduktion auf 300 bis 400 Vollzeitstellen sei denkbar, so Johan Andersson.
Die Bank hat bereits 200 Stellen seit dem vergangenen Jahr abgebaut. Trotz dieser drastischen Kürzungen sei keinesfalls ein Rückzug aus dem deutschen Markt geplant, so der Chef: „SEB kann ohne Deutschland nicht leben.“

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wie die anderen Banken sich in ihrem Firmenkunden- und Kapitalmarktgeschäft aufstellen, zeigt unsere FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.