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Spaltet sich die Deutsche Bank auf?

Fitschen und Jain wollen im zweiten Quartal die neue Strategie der Deutschen Bank verkünden.
Mario Andreya/ Deutsche Bank

Die Strategie-Debatte bei der Deutschen Bank nimmt radikale Formen an. Das Geldhaus erwägt offenbar eine Aufspaltung: Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Finanzkreise, dass die Führungsspitze über eine weitere Beschneidung des Handelsgeschäfts und einen Börsengang der Postbank nachdenke. Die Optionen seien bisher nur im Vorstand diskutiert worden, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, hieß es.

Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert gar einen Insider, wonach die Bank eine Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts prüfe – sollte sich die Bundesregierung für eine harte Trennung von Einlagengeschäft und Investmentbanking entscheiden. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an einer Trennbankverordnung, die auch Deutschland dazu zwingen könnte, sein Trennbankengesetz entsprechend anzupassen.

Deutsche Bank gibt kein klares Dementi ab

Die Deutsche Bank reagiert zurückhaltend auf die Berichte: Eine Sprecherin des Geldhauses sagte gegenüber FINANCE lediglich, dass es unverantwortlich sei, über eine Veräußerung irgendwelcher Geschäftsbereiche, inklusive Postbank zu spekulieren. Dies ist schon seit Tagen die offizielle Sprachregelung der Banken zu den sich hartnäckig haltenden Spekulationen um die künftige Ausrichtung. Ein klares Dementi hört sich anders an.

Co-Chef Jürgen Fitschen heizt die Spekulationen in einem Interview mit dem TV-Sender N24 gar noch an: Man betrachte das Modell der globalen Universalbank grundsätzlich als das richtige. Gleichzeitig verwies er aber auch auf die strengen Vorgaben der Aufsichtsbehörden, weshalb das Geschäftsmodell überprüft werden müsse. Vor einigen Monaten klang die Verfechtung des Universalbank-Modells noch offensiver.

Richtig ist aber natürlich auch: Die Bank muss sich an die regulatorische Realität anpassen und entsprechende Szenarien entwickeln. Dass nun eine Trennung vom Privatkundengeschäft den Vorzug vor dem Beschneiden des unattraktiver gewordenen Investmentbankings bekommen könnte, überrascht. Gleichzeitig versucht die Bank, das Gesetz noch zu verhindern: Aus Koalitionskreisen in Berlin verlautet, das die Deutsche Bank weiterhin politisch „sehr, sehr, sehr emsig“ unterwegs sei, um für eine Abschwächung des Trennbanken-Gesetzes zu werben.

Im zweiten Quartal will sich die Bank zur neuen Strategie äußern

Klar ist: Die Deutsche Bank hat ihre Strategie auf den Prüfstand gestellt. Im zweiten Quartal will das größte deutsche Geldhaus die Öffentlichkeit  und ihre Mitarbeiter über die neue strategische Ausrichtung und ihre Ziele informieren. Das war Anfang Januar bekannt geworden, als ein internes Neujahrsschreiben in die Öffentlichkeit gelangte. Dabei darf es keine Denkverbote geben – darum soll der Aufsichtsrat den Vorstand gebeten haben.

Denn es läuft nicht mehr rund bei der Deutschen Bank. Insbesondere die Altlasten des Investmentbankings belasten das Ergebnis: Im dritten Quartal 2014 fuhr die Bank vor allem wegen Rückzahlungen für weitere Strafzahlungen einen Verlust von 92 Millionen Euro ein. Die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten summieren sich inzwischen auf rund 3 Milliarden Euro. Darüber hinaus erschweren die strengeren Eigenkapitalvorschriften das Investmentbanking, das dadurch an Renditepotential strukturell einbüßt. Allerdings ist auch das Einlagengeschäft in Zeiten niedriger Zinsen nicht attraktiv.

Die Investoren zeigen ihre Unzufriedenheit mit der Performance und der strategischen Ausrichtung der Bank sehr deutlich. In den vergangenen zwölf Monaten hat der Aktienkurs des Geldhauses rund ein Drittel seines Wertes verloren – mehr als die Papiere vieler Wettbewerber – und notiert nun bei 24,34 Euro.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de