Am heutigen Tag verschmilzt die Targo Commercial Finance mit ihrer Muttergesellschaft Targobank, wie FINANCE erfahren hat. Damit verliert die Factoring-Sparte, die die Targobank vor rund zwei Jahren von GE Capital Deutschland erworben hatte, ihren Status als eigenständige Aktiengesellschaft. Dass dieser Schritt geplant ist, hatte FINANCE bereits im Frühjahr berichtet. Durch den Wegfall einer nun überflüssigen Banklizenz kann die Targobank Kosten sparen.
Da gleichzeitig die bisherigen Vorstandsmandate erlöschen, gehen mit der Fusion einige Personalien einher. Der langjährige Chef von Targo Commercial Finance und deren Vorgängergesellschaften, Joachim Secker, hat sein Mandat Ende Juli niedergelegt. Für die kurze Periode bis zum geplanten Ruhestand im Januar 2019 mache eine neue Rolle beim Factoring-Anbieter keinen Sinn mehr, sagte Secker gegenüber FINANCE.
Die „Koryphäe der deutschen Mittelstandsfinanzierung“, wie Targobank-Firmenkundenvorstand Berthold Rüsing den 59-Jährigen bezeichnete, bleibt bis dahin zwar beratend als Senior Advisor an Bord. Von vielen Kunden und den Mitarbeitern hat sich Secker aber bereits verabschiedet.
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Prominentester Factoring-Manager zieht sich zurück
Mit Joachim Secker verliert auch die deutsche Factoring-Community ihr prominentestes Mitglied. Das Factoring-Urgestein war seit 1980 für die Vorläufergesellschaften von Targo Commercial Finance tätig, die seither zahlreiche Gesellschafterwechsel erlebt haben. In dieser Zeit hat der Factoring-Anbieter das jährliche Factoring-Volumen von 660 Millionen D-Mark auf fast 50 Milliarden Euro mehr als verhundertfacht.
Seit Mitte der 90er Jahre hat sich Factoring, das anfangs mit dem zweifelhaften Ruf des „Lender of Last Resort“ zu kämpfen hatte, als Finanzierungsinstrument in Deutschland fest etabliert. Inzwischen beläuft sich das Factoring-Volumen mit 232 Milliarden Euro (2017) auf 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
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Secker war viele Jahre lang Vorstandsvorsitzender des Deutschen Factoring-Verbands, der die Interessen der Branche in Berlin vertritt. Dieses Mandat hat er ebenfalls aufgegeben, ein Nachfolger wird vermutlich im kommenden Jahr auf der Mitgliederversammlung des Verbands bestimmt.
Weiterer Manager verlässt das Unternehmen
Secker ist nicht der einzige Abgang bei Targo Commercial Finance. Mit Jörg Diewald verlässt ein weiteres langjähriges Vorstandsmitglied das Unternehmen. Diewald scheide auf eigenen Wunsch aus und wolle sich „neuen Herausforderungen im Markt stellen“, teilt das Unternehmen mit.
Einige Schlüsselpersonen bleiben aber an Bord. Der ehemalige Vorstand Burkhard Reitermann soll weiterhin als langjähriger Risikoexperte der Geschäftsführung angehören und „die Kontinuität sicherstellen“. Christian Stoffel, der seit zwanzig Jahren in verschiedenen Fach- und Führungspositionen im Unternehmen beschäftigt ist, soll als „Commercial Leader Factoring“ zentraler Ansprechpartner der Kunden bleiben. Ansgar Kugelstadt steuert weiterhin als Geschäftsführer die CommerzFactoring, ein Joint Venture von Targo CF und Commerzbank.
Targo Commercial Finance
Auf Vorstandsebene der Targobank ist Firmenkundenvorstand Berthold Rüsing für Targo Commercial Finance zuständig. Für Kunden des Factoring-Arms der französisch-deutschen Retailbank ändere sich daher im Tagesgeschäft nicht viel, argumentiert die Bank.
Targo Commercial wächst mit fast 10 Prozent
Secker übergibt den Factoring-Anbieter offenbar in einem gesunden Zustand. Zum Halbjahr verkündete die Bank überraschend positive Zahlen: Das Geschäftsvolumen ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 von 23,7 auf 25,9 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von über 9 Prozent. Angesichts des kompetitiven Marktumfelds ist dies ein erstaunlich hoher Wert. Wie sich der Gesamtmarkt entwickelt hat, ist allerdings noch nicht bekannt, da der Factoring-Verband seine Halbjahreszahlen noch nicht vorgelegt hat.
Secker glaubt, dass Targo Commercial Finance auch im Gesamtjahr 2018 ein Plus von 10 Prozent erzielen kann – trotz der welt- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen. Längerfristig erwartet der scheidende Vorstand für die Branche einen starken Technologieumbruch, der das Instrument Factoring weiter beflügeln könnte.
markus.dentz[at]finance-magazin.de
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Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.