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Bayer-Deal heizt Streit zweier Wallstreet-Legenden an

Bayer-Chef Werner Bauman (links) und Monsanto-CEO Hugh Grant lächeln für die Kamera. Mit der besiegelten Übernahme sorgen die beiden Strahlemänner bei Perella Weinberg allerdings für finstere Gesichter. Denn ausgerechnet ein entlassener Ex-Mitarbeiter hat der US-Investmentbank das Beratermandat abgejagt.
Bayer AG

Die größte deutsche Übernahme aller Zeiten lässt bei einer bisher kleinen M&A-Boutique aus den USA kräftig die Kassen klingeln. Die erst vor rund einem Jahr gegründete Ducera Partners hat den US-Saatguthersteller Monsanto beim Verkauf an den Leverkusener Chemieriesen Bayer beraten. Dafür kassiert die M&A-Boutique laut Bloomberg mindestens die Hälfte der rund 110 Millionen Dollar, die die beratenden Investmentbanken einstreichen, zu denen auch Morgan Stanley gehört. Bayer mandatierte hauptsächlich die Bank of America, die Credit Suisse und Rothschild.

Ducera ist zwar ein junger, aber kein unbekannter Player am M&A-Markt. Denn gegründet wurde die Boutique von Michael Kramer, einem bekannten amerikanischen Dealmaker und Distressed-Banker. Kramer war zuvor Leiter des Restrukturierungsteams bei der US-Investmentbank Perella Weinberg Partners (PWP), ehe er vergangenes Jahr zusammen mit drei weiteren Kollegen entlassen wurde.    

Wie die Financial Times (FT) berichtet, will PWP, kontrolliert von den Wallstreet-Legenden Joe Perella und Peter Weinberg, ein Komplott aufgedeckt haben. Darin soll Kramer zusammen mit seinen Kollegen Derron Slonecker, Joshua Scherer und Adam Verost den Ausstieg bei PWP geplant haben.

Perella Weinberg wittert Verschwörung

Die Financial Times berichtete damals, dass Kramer Probleme mit der Unternehmenskultur und Streit mit dem ehemaligen Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Peter Weinberg, habe. Laut FT soll Perella Weinberg sogar einen externen Schlichter engagiert haben, um die Wogen zu glätten.

Der Streit ist inzwischen vor Gericht. Perella Weinberg wirft Kramer vor, dass er einen Großteil des PWP-Teams „gestohlen“ habe, anstatt selbst ein eigenes Unternehmen aufzubauen oder eine andere M&A-Boutique zu kaufen. Die neue M&A-Boutique von Kramer – Ducera Partners – beschäftigt laut Homepage derzeit neun Mitarbeiter. Acht davon haben eine Vergangenheit bei Perella Weinberg, darunter sind auch die von PWP entlassenen Slonecker, Scherer und Verost.  

Diese wehren sich gegen die Vorwürfe und führen ins Feld, dass sie selbst nie geplant hatten, PWP zu verlassen. Nach ihrer Entlassung und der Gründung von Ducera Partners kündigten wenig später laut FT vier weitere Mitarbeiter aus dem Kernteam von PWP und schlossen sich Ducera an.

Auch Joe Perella wilderte einst bei Ex-Arbeitgeber Morgan Stanley

Die Vorgehensweise von Kramer dürfte Joe Perella nicht gefallen, wohl aber bekannt vorkommen. Auch Perella schied 2005 im Streit bei Morgan Stanley aus und gründete ein Jahr später zusammen mit dem damaligen Goldman-Sachs-International-Chef Peter Weinberg die M&A-Boutique Perella Weinberg Partners. Dazu lockte er ebenfalls Teile seines alten Morgan-Stanley-Teams zu PWP.

Wie viele M&A-Boutiquen konzentrierte sich PWP damals vor allem auf das Distressed-Geschäft und übernahm deshalb 2007 auch die von Kramer gegründete Boutique Kramer Capital Partners. Dieser hatte zuvor als Restrukturierer bei der Investmentbank Houlihan Lokey und bei Greenhill gearbeitet.

In dieser Zeit knüpfte Kramer laut Medienberichten auch den Kontakt zu Monsanto, das er 2003 bei der Pleite von Solutia beraten hatte, einer 1997 ausgeliederten früheren Monsanto-Tochter. Während seiner Zeit bei Perella Weinberg begleitete Kramer 2013 auch die 930 Millionen Dollar schwere Übernahme der Climate Corp durch Monsanto. 

Die mindestens 50 Millionen Dollar, die der Mega-Deal mit Bayer Ducera Partners nun in die Kassen spült, zeigt, dass Perella nicht nur wertvolle Mitarbeiter, sondern mit Monsanto auch einen sehr lukrativen Klienten an Kramer und Ducera verloren hat. Die Beratungsgebühr, die Kramer & Co. in absehbarer Zeit einstreichen werden, dürfte eine der größten sein, die an der Wall Street in diesem Jahr ausbezahlt werden.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de