Im zurückliegenden Geschäftsjahr hat der mittelständische Wirtschaftsprüfer und Berater Mazars seine Marktposition in Deutschland verteidigen können. Mit einem – rein organischen – Wachstum von rund 6 Prozent auf 143 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2017/18 (endet im August) bleibt Mazars aller Voraussicht nach die neuntgrößte WP- und Beratungsgesellschaft Deutschlands.
Die mit großem Abstand wichtigsten Umsatzträger sind die Bereiche Wirtschaftsprüfung und Tax/AOS (Accounting & Outsourcing). Letzteres konnte im vergangenen Geschäftsjahr um rund 7 Prozent auf 67 Millionen Euro zulegen und bleibt damit das größte Geschäftsfeld von Mazars.
Die Wirtschaftsprüfung befindet sich mit einem Umsatz von 57 Millionen Euro nah dahinter. Mit 4 Prozent wuchs sie allerdings schwächer, obwohl Mazars große Hoffnungen auf diesen Bereich setzt. Nach dem Zusammenschluss mit Roever Broenner Susat im Jahr 2015 wollte Mazars neue Prüfmandate gewinnen, sagte Christoph Regierer, Sprecher des deutschen Management Boards von Mazars, noch im Herbst 2017 im Interview mit FINANCE.
Mazars gewinnt Volkswagen Versicherung als Kunden
Profitieren wollte das fusionierte Unternehmen vor allem von der gesetzlichen Abschlussprüferrotation, die kurz nach der Fusion in Kraft trat. Laut dieser müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen ihr Prüfmandat nach zehn Jahren neu ausschreiben. Banken und Versicherungen müssen das Mandat nach zehn Jahren nicht nur neu ausschreiben, sondern auch direkt den Prüfer wechseln. Gerade im Finanzsektor hatte das Next-Ten-Haus auf neue Aufträge gehofft.
Nachdem sich zunächst nicht viel tat, scheint sich diese Hoffnung nun aber langsam zu erfüllen. Im Zuge der Prüferrotation habe Mazars im vergangenen Geschäftsjahr „signifikante Zugewinne“ in der Prüfung von Banken und Versicherungen verzeichnet, beispielsweise die Versicherungstochter von Volkswagen, sagt Regierer jetzt im Gespräch mit FINANCE. Die Namen weiterer Prüfkunden nannte er nicht, dazu gehören demnach aber auch eine große Rechtsschutzversicherung sowie eine Bürgschaftsbank.
Mazars prüft gemeinsam mit EY Opel
„Die Banken- und Versicherungsbranche ist der Bereich, wo wir aktuell am stärksten von der Prüferrotation profitieren“, sagt Regierer. Derzeit prüfe Mazars rund 40 Banken und Versicherer in Deutschland. „Wir sind damit die Nummer 5 hinter den Big Four in Deutschland“, so der Partner.
Mazars selbst musste im Zuge der Rotation noch keine Prüfungsmandate abgeben – mit der großen Welle rechnet das Next-Ten-Haus erst ab 2022. Man bereite sich aber schon jetzt darauf vor, erklärt Christoph Regierer: „Zum einen wollen wir die Verluste mit neuen Mandaten kompensieren. Zum anderen wollen wir dort, wo wir rausrotieren müssen, das Beratungsmandat erhalten“, so der Plan.
„Wir wollen dort beraten, wo wir rausrotieren.“
Zudem hat Mazars ein wichtiges Joint Audit ergattert und wird ab dem aktuellen Geschäftsjahr gemeinsam mit EY Opel prüfen. Bisher war Mazars Prüfer der französischen Mutter PSA. In Deutschland wurde Opel von Deloitte geprüft. Auch die Opel Bank gehört nun zu den Kunden von Mazars. Die Umsätze aus den neuen Mandaten werden sich aber erst im aktuellen Geschäftsjahr niederschlagen.
Beratungsgeschäft hat noch viel Luft nach oben
In den zwei anderen Geschäftsfeldern FAS (Financial Advisory Services), zu dem auch Consulting gehört, und Law sind die Umsätze noch eher homöopathischer Natur: Mit Financial Advisory setzte Mazars 2017/18 knapp 10 Millionen Euro um (plus 8 Prozent), mit Legal kam die Next-Ten-Gesellschaft auf rund 9 Millionen Euro (plus 3 Prozent).
Allerdings hat sich in beiden Geschäftsfeldern zuletzt einiges getan, was das Wachstum in der Zukunft beschleunigen könnte: Im Januar hat sich ein 15-köpfiges Team von PwC Legal der Rechtsberatung von Mazars angeschlossen. Damit soll unter anderem die Rechtsberatung im öffentlichen Sektor ausgebaut werden.
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Im Consulting konnte Mazars wichtige Mandate gewinnen und wird unter anderem im laufenden Geschäftsjahr den Autozulieferer Mahle bei einem größeren Beratungsprojekt im SAP-Umfeld unterstützen. Die Umsätze daraus werden sich im Geschäftsjahr 2018/19 niederschlagen. „Es ist unser klares strategisches Ziel, in der Beratung zu wachsen“, betont Regierer.
Warth & Klein schließt zu Mazars auf
Beraten will Mazars die Unternehmen auch bei der Digitalen Transformation – und fängt dafür zunächst bei sich selbst an. Unter anderem digitalisiert Mazars derzeit Prüfungs- und Beratungsleistungen und setzt stärker auf die automatisierte Massendatenanalyse. Diese Vorbereitungen sollen das künftige Mazars-Wachstum antreiben.
Für das Geschäftsjahr 2018/19 peilt Mazars einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro an. Dies wäre ein Plus von rund 5 Prozent und damit etwas weniger als im vergangenen Geschäftsjahr. Damit würde der mittelständische Prüfer und Berater seinen Verfolger Warth & Klein vermutlich noch auf Abstand halten können.
Dieser war im Geschäftsjahr 2017/18 um 8 Prozent auf 105 Millionen Euro gewachsen und peilt für 2018/19 – nach dem Zusammenschluss mit Trinavis – einen Umsatz von 140 Millionen Euro an. Die Nummer 8 im Markt, Baker Tilly, legt in Kürze ihre Zahlen vor. Im Vorjahr lag der Umsatz bei rund 148 Millionen Euro.
Info
Lesen Sie mehr über die Verfolger von KPMG, PwC, Deloitte und EY auf unserer Themenseite zu den Next Ten.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.