Nach Ebner Stolz, Baker Tilly, Warth & Klein Grant Thornton und Mazars hat mit Rödl & Partner jetzt das nächste Next-Ten-Haus seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 vorgelegt. Das mittelständische Prüf- und Beratungshaus ist in Deutschland um 8 Prozent auf einen Umsatz von rund 236 Millionen Euro gewachsen. Das Wachstum liegt auf einem ähnlichen Niveau wie bei den Konkurrenten, auffallend schwächer entwickelt hat sich nur Baker Tilly (knapp 3 Prozent).
Mit diesem Deutschlandumsatz verteidigt Rödl & Partner seinen aktuellen Platz als sechstgrößter Wirtschaftsprüfer und Berater Deutschlands. Auf Platz 7 liegt Ebner Stolz mit 213 Millionen Euro. Mit dem Wachstum ist Rödl & Partner erst einmal gefährlich nahe an die Nummer 5, BDO, herangerückt: Der Konkurrent hatte 2017 rund 230 Millionen Euro umgesetzt, diese Marke hat Rödl nun schon erreicht.
Ob BDO kontern kann, zeigt sich in den nächsten Wochen, wenn auch die Hamburger ihre Zahlen für 2018 vorlegen. Im Vorjahr wuchs BDO um 7 Prozent, in den Jahren davor allerdings schwächer. Um nicht von Rödl & Partner überholt zu werden, müsste BDO nun um mindestens 4 Prozent zulegen.
Unternehmensberatung entwickelt sich schwach
Neben den Deutschlandzahlen hat Rödl & Partner auch den weltweiten Umsatz vorgelegt, wo das Next-Ten-Haus mit knapp 10 Prozent auf 215 Millionen Euro zulegt hat. Damit liegt der Gesamtumsatz bei rund 452 Millionen Euro. Im Gegensatz zu den Konkurrenten deckt Rödl & Partner sein Auslandsgeschäft nicht über Netzwerke ab, sondern baut eigene internationale Standorte auf. Daher fließen die Einnahmen daraus direkt in die Unternehmensumsätze.
Doch nicht alle Geschäftsfelder haben sich gleich stark entwickelt. Überraschend schwach hat sich das Geschäft mit Unternehmens- und IT-Beratung entwickelt, das nur um 3 Prozent auf 29 Millionen Euro zulegen konnte (die Umsätze der einzelnen Sparten beziehen sich nur auf Deutschland). In den Vorjahren konnte Rödl hier noch teils zweistellig wachsen. Die Unternehmens- und IT-Beratung steuerte damit auch mit Abstand am wenigsten zum Gesamtumsatz 2018 bei.
Allerdings schränkt die Rödl & Partner-Führung die Aussagekraft der Segmentergebnisse ein: „Es ist grundsätzlich schwierig, die Einnahmen trennscharf einzelnen Geschäftsfeldern zuzuordnen, da viele Projekte sparten- und länderübergreifend durchgeführt werden“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung Christian Rödl im Interview mit FINANCE. Diese Zahlen und Wachstumsraten möchte er daher grundsätzlich als Näherung verstanden wissen.
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Rödl & Partner fährt Beratung teilweise zurück
Die gedämpfte Entwicklung im Unternehmens- und IT-Bereich erklärt Christian Rödl unter anderem damit, dass Rödl & Partner die Prozessberatung außerhalb der IT inzwischen eingestellt hat, nachdem Jörg Hattenbach zu Alvarez & Marsal gewechselt ist.
„Die Unternehmens- und IT-Beratung ist ebenso wie unsere anderen Geschäftsfelder Kern unseres Geschäftsmodells, wir fokussieren uns nun aber stärker auf Recht und Steuern, vor allem bei der rechnungslegungsnahen Beratung“, sagt Christian Rödl. „Das heißt, wir flüchten nicht in die Unternehmensberatung, da wir auch von den großen Chancen in den berufsständischen Bereichen überzeugt sind“. Damit gehe man bewusst einen anderen Weg als die anderen Next-Ten-Häuser, die ihr Unternehmensberatungsgeschäft immer stärker ausbauen, genauso wie die Big Four.
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Positive Trends zeigt Rödl & Partner in der Steuerberatung (plus 10 Prozent auf knapp 58 Millionen Euro) sowie der Rechts- und Steuerrechtsberatung (plus 8 Prozent auf knapp 115 Millionen Euro). Das ist eine ähnlich gute Entwicklung wie in den Vorjahren. Die Digitalisierung sei ein wichtiger Treiber gewesen, so Rödl, zum Beispiel die Beratung zu Tax-Compliance-Management-Systemen.
Rödl gewinnt Storck als Prüfkunden
Ebenfalls zufrieden zeigt sich Christian Rödl mit dem Geschäftsbereich Wirtschaftsprüfung, der 2018 in Deutschland um 9 Prozent auf rund 69 Millionen Euro gewachsen ist. Die Wachstumsraten in den Vorjahren befanden sich auf einem ähnlichen Niveau.
Das Thema gesetzliche Abschlussprüferrotation, wegen der viele kapitalmarktorientierte Unternehmen (Public Interest Entities, „PIE-Unternehmen“) derzeit ihre Prüfer wechseln, treibe Rödl & Partner nicht besonders um, so Christian Rödl: „Auch wenn wir vereinzelt PIE-Unternehmen prüfen, sind doch deutsche Familienunternehmen, die im Ausland Töchter unterhalten, unser Fokus.“ Da Rödl & Partner eigene Auslandsstandorte betreibt, passen vor allem solche Unternehmen zum Geschäftsmodell.
Und hier konnte Rödl & Partner im vergangenen Jahr auch Erfolge verbuchen: So zählt beispielsweise der Süßwarenkonzern Storck zu den neuen Mandanten. Storck wurde zuvor von einem Big-Four-Haus geprüft. Bei Storck wird Rödl & Partner auch die Auslandstöchter prüfen. Christian Rödl glaubt, dass Familienunternehmen nicht so gerne mit den Big-Four-Häusern zusammenarbeiten: „Während für uns die Auslandstöchter der Familienunternehmen im Fokus stehen, sind sie für die Big Four eher lästig, da sie durch ein Netzwerk-Unternehmen geprüft werden müssen. Häufig ist das dann nicht die erste Priorität beim Netzwerk-Partner, das merken dann auch die Mandanten.“
„Auslandstöchter sind für Big Four lästig.“
Rödl ohne neues Mandat in Dax-Familie
Zudem seien die KPMG, PwC, Deloitte und EY aktuell stark mit der Prüferrotation und damit den kapitalmarktorientieren Konzernen beschäftigt, glaubt der Rödl & Partner-Chef. Tatsächlich kämpfen alle vier Marktführer derzeit darum, bei der Neuverteilung der Großmandate nicht zu kurz zu kommen. Die Next-Ten-Häuser wiederum kämpfen darum, ihre wenigen PIE-Mandate nicht auch noch an die Big Four zu verlieren.
Rödl & Partner hat nach Aussage seines Chefs wegen der Rotationspflicht bisher noch keinen Prüfkunden abgeben müssen. Ein PIE-Unternehmen, das Rödl & Partner im Zuge der Rotation im vergangenen Jahr gewonnen hat, war die TTL Beteiligungs- und Grundbesitz AG. Ein anderes Verfahren, an dem man teilnehme, laufe noch. In der Dax-Familie konnte das Haus allerdings kein neues Mandat gewinnen. Nach wie vor prüft Rödl & Partner nur das Immobilienunternehmen DIC Asset aus dem SDax.
Info
Lesen Sie mehr über die Verfolger von KPMG, PwC, Deloitte und EY auf unserer Themenseite zu den Next Ten.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.