Eine an Schärfe zunehmende Kapitalismusdebatte hat die gesamte Welt erfasst – ausgelöst vom schleichenden Abstieg der Mittelschicht. Öl ins schwelende Feuer goss dabei ausgerechnet ein Forscher der Paris School of Economics, Thomas Piketty. Er hatte festgestellt, dass im Kapitalismus Vermögen deutlich schneller wachsen als die Wirtschaft insgesamt. Gegen diese systemimmanente Ungerechtigkeit hülfen nur radikale Maßnahmen wie eine Einkommensteuer von bis zu 80 Prozent sowie eine Vermögenssteuer.
Seine Forderungen haben bei der ausgemergelten deutschen Mittelschicht schnell Gehör gefunden. Eine erst vor zwei Tagen gestartete Online-Petition hat bereits Hunderte Unterschriften gesammelt. „Das ist die Revolution, von der meine Eltern ´68 nur geträumt haben“, kommentierte ein Unterzeichner (42). Die Facebook-Gruppe „Für faireren Kapitalismus!“ wurde bereits mehr als 10.000 mal geliked.
Die Wucht der Bewegung trifft die Oberschicht aber nicht unerwartet. „Wir alle wissen um das enorme revolutionäre Potential der deutschen Mittelschicht“, sagt einer, der bereits seine Auswanderung vorbereitet. Die Regierung bemüht sich unterdessen, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen: „Wir haben bei Markus Lanz erlebt, welche Sprengkraft eine Online-Petition entfalten kann. Noch einmal würde dieses Land so etwas nicht aushalten“, warnte Innenminister Thomas de Maiziere.