Also doch: Nachdem der Konzern in den vergangenen Wochen in der Personalsache Ronald Pofalla den Ball flach gehalten hatte, macht die Deutsche Bahn jetzt offenbar Nägel mit Köpfen, wie die Saarbrücker Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt. Ja, Pofalla wird wohl tatsächlich Vorstand der Deutschen Bahn. Die harmlose Nachricht zuerst: Der CDU-Politiker fängt „unten“ an, was in diesem Fall wohl eher relativ als absolut zu verstehen ist. Soll heißen: Pofalla wird nicht direkt Vorstand. Als oberster Lobbyist stellt er aber schon ab 2015 seine Kontakte in den Dienst der Bahn.
Aber die Bahn legt noch einen drauf: Nichts weniger als Nachfolger von Gerd Becht soll Pofalla wohl Anfang 2017 im Vorstand werden. Dazu muss man wissen: Gerd Becht ist nicht irgendjemand, sondern das Gesicht der Integrität der Deutschen Bahn in der Öffentlichkeit, nämlich der Vorstand für Compliance, Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit.
Pofalla hätte dann als oberster Regelhüter auch darauf zu achten, dass sich der Cheflobbyist Pofalla an die Regeln hält – eine ungeahnte Konvergenz aus Compliance und Lobbyismus! Das ist in etwa so, als würde Uli Hoeneß seine eigene Steuererklärung prüfen und gleichzeitig noch die Kontakte des Finanzamts zum bayerischen Justizministerium pflegen.
Von Böcken und Gärtnern will man da schon nicht mehr reden. Aber auf dem Papier sieht das gut aus, befindet man bei der Bahn: Mit dem Karriereplan für Roland Pofalla – erst nur Lobbyist, dann auch Compliance-Vorstand – seien die Anforderungen der Kanzlerin in Sachen Karenzzeit erfüllt. Na dann.