Dass Thomas Middelhoff in seinen zahlreichen Prozessen keiner Absurdität aus dem Weg geht, um die Justiz und die Öffentlichkeit zu beschäftigen, ist mittlerweile hinreichend bekannt. Offenbar hat Middelhoffs Einfallsreichtum nun aber auch seine Verteidiger erreicht.
Wo der staugeplagte Westfale Middelhoffs Begründung für seine früher dringend erforderlichen Helikopterflüge ja fast noch nachvollziehen kann – das Kamener Kreuz zwischen seinem damaligen Wohnort Bielefeld und seinem ehemaligen Arbeitsplatz bei Arcandor in Essen ist stautechnisch wirklich die Hölle – legen die Anwälte nun nach.
Denn im Prozess lernt der aufmerksame Zuschauer, wie modernes Teambuilding geht. Die illustren Runden, die Middelhoff früher mit Spitzenmanagern in Saint-Tropez veranstaltet hat, hatten nämlich keinen anderen Zweck als diesen. Klar, wenn der gesammelte Vorstand zusammen auf den Tischen tanzt, schweißt das zusammen – keine Frage.
Aber laut Verteidigung sollen bei den Treffen im mondänen Ferienort auch strategische Diskussionen stattgefunden haben. Da kann von reinen Privatveranstaltungen, die die Staatsanwaltschaft unterstellt, ja keine Rede sein. Ein schöner Dreh, auf den man erstmal kommen muss. Schaffen nicht viele – andernfalls hätte es mit Sicherheit nicht lange gedauert, bis in dieser Redaktion die ersten Anregungen aufgekommen wären, die nächste Redaktionskonferenz zu später Stunde im Frankfurter Bahnhofsviertel abzuhalten. Aber die Chuzpe von Middelhoff und seinen Anwälten, die erreicht hier keiner. Schade eigentlich.
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