Viele Unternehmen klagen über Fachkräftemangel, und auch CFOs bekommen diesen stark zu spüren. Das zeigt die jüngste Befragung des FINANCE CFO Panels, für das die Redaktion in Kooperation mit Horváth & Partners Finanzchefs in Deutschland anonym zu ihrer aktuellen Markteinschätzung befragt hat.
Die starke Stellung der Bewerber zieht sich dabei nach Wahrnehmung der mehr als 70 Teilnehmer durch alle Spezialisierungen – von Controlling, Accounting und Treasury über Investor Relations bis hin zu dem Bereich Data Science für die Finanzabteilung. Eine deutliche Verschlechterung der Jobaussichten hat dagegen kein CFO bei einer der Gruppen bemerkt. Die ausführlichen Ergebnisse gibt es im Bereich FINANCE-Research zum Download.
CFOs suchen Spezialisten für Data Science
Im Detail zeigen sich dennoch Unterschiede: Ganz besonders gefragt sind Spezialisten für Data Science in der Finanzabteilung. 89 Prozent der CFOs sehen eine verbesserte Verhandlungsposition für diese Berufsgruppe. Davon glauben 64 Prozent sogar, dass sich die Karten dieser Expertengruppe deutlich verbessert hätten.
Weniger positiv haben sich die Karriereoptionen von Investor-Relations-Spezialisten entwickelt: 40 Prozent sehen bei dieser Berufsgruppe keine Veränderung. Immerhin 55 Prozent der CFOs geben jedoch an, dass sich auch die Verhandlungsposition der IR-Bewerber in den zurückliegenden drei Jahren etwas oder sogar deutlich verbessert habe.
Finanzabteilungen arbeiten selten agil
Gerade Spezialisten für strategische Projekte, etwa die digitale Transformation der Finanzabteilung, sind zurzeit enorm gefragt. Drei Viertel der Panel-Teilnehmer sehen es als Herausforderung an, neue Kompetenzen und Fähigkeitsprofile in der Finanzabteilung zu verankern.
Dafür müssen sich aber auch die Rahmenbedingungen verändern: „Um diese stark umworbenen Talente in die Finanzabteilung zu locken, müssen die Strukturen passen. Neue Aufgaben bringen auch neue Arbeitsmethoden mit sich, und auch der Führungsstil sollte dazu passen“, sagt Achim Wenning, Partner und Leiter CFO Strategy & Transformation bei Horváth & Partners. Ein Weg dahin sei beispielsweise der Einsatz agiler Methoden.
Doch mit diesen fremdeln viele CFOs noch. Am stärksten haben agile Arbeitsformen im Prozessmanagement wie Kanban oder Lean Management bereits Einzug gehalten. Agilen Arbeitsformen im Projektmanagement (Scrum) oder in der Teamorganisation (Stand-up-Meetings) steht die Mehrheit der Teilnehmer tendenziell ebenfalls positiv gegenüber. Für Design Thinking und agile Organisationsstrukturen (Swarms) sehen die Befragten dagegen mehrheitlich in naher Zukunft noch keine Einsatzmöglichkeit in ihrem Bereich.
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Dass Kanban zu den verbreitetsten Methoden gehört, dürfte damit zusammenhängen, dass es eng an bereits bekannte Methoden des Projektmanagements anknüpft, vermutet Kai Grönke, Partner im Competence Center Controlling & Finance von Horváth & Partners. Er hat den Eindruck, dass agile Methoden aber bislang meist bei Einzelprojekten zum Einsatz kommen. „Bis ganze Organisationseinheiten flexibler und dynamischer zusammenarbeiten, wird es bestimmt noch zwei bis drei Jahre dauern“, prognostiziert er.