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CFOs mit großer Unterschrift sind Narzissten

Sieht Ihre Unterschrift so groß aus? Das kann verdächtig sein.
tonymelony/iStock/Thinkstock/Getty Images

Wer nach Bilanzskandalen sucht, kann sich den Blick in die Details des Zahlenwerks vielleicht sparen – und stattdessen nur die Unterschrift des CFOs unter die Lupe nehmen. Eine aktuelle Studie der US-Universitäten Maryland und North Carolina hat untersucht, wie die Größe der CFO-Unterschrift, die Neigung zu Narzissmus und die Fehlerhaftigkeit in der Finanzberichterstattung zusammenhängen. Das Ergebnis: Je größer die Unterschrift eines Finanzchefs, desto eher handelt es sich um einen Narzissten. Und je eher ein CFO ein Narzisst ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Geschäftsbericht des Unternehmens Fehler enthält – so lautet die Forschungshypothese der US-Wissenschaftler.

Ein Narzisst ist jemand, der einen exzessiven Fokus auf die eigene Person sowie ein überhöhtes Selbstwertgefühl hat, Entscheidungsprozesse dominiert, unfähig ist, Feedback anzunehmen, und ein Bedürfnis nach konstanter Anerkennung und Belohnung hat. Als bekanntester Narzisst im Finanzbereich gilt gemeinhin Andrew Fastow, der Ex-CFO des spektakulär implodierten US-Energieriesen Enron.

Narzissmus spiegelt sich in Berichterstattung wider

Tatsächlich  neigen narzisstische CFOs offenbar dazu, Ergebnisgrößen zu beeinflussen (Earnings Management) und Verlustsituationen zu spät anzuerkennen (Timely Loss Recognition). Hinzu kommt: Bei Unternehmen mit solchen CFOs sind interne Kontrollen schwach, und die Finanzberichterstattung musste in der Vergangenheit schon öfter korrigiert werden.

Und welche Rolle spielen nun die Unterschriften? Die Größe der Unterschriften (gemessen als Platz-je-Buchstabe) diente den US-Forschern als Hinweis für Narzissmus – der Zusammenhang sei in anderen Studien untersucht worden und gelte als bestätigt, so die Autoren. Insgesamt wurden 512 CFO-Unterschriften analysiert. Daneben wurden auch 513 CEO-Unterschriften untersucht, um zu prüfen, ob nicht vielleicht in Wirklichkeit der CEO eine signifikante Rolle bei Bilanzskandalen spielt. Doch der Einfluss der CEO-Unterschriften war als Erklärungsmerkmal nicht statistisch signifikant – ganz im Gegensatz zur Größe der CFO-Unterschriften (mindestens p<0,1, für alle Variablen).

Tipps für den CFO-Alltag

Ein weiteres kurioses Ergebnis der Unterschriftenanalyse: Die Autoren verglichen den Zeitraum bevor der CFO zum Unternehmen kam mit dem, während der CFO beim Unternehmen tätig war. Und auch hier zeigt sich, CFOs mit größeren Unterschriften neigten eher zu Falschberichterstattung als ihre Vorgänger. Damit wollten die Autoren belegen, dass es sich nicht um Firmen-spezifische Probleme handelt, sondern dass sie tatsächlich von der Person des CFOs abhängen.

CFOs sollten jetzt vielleicht ein Lineal zu Hand nehmen und die Größe ihrer Unterschrift ausmessen. Und sich gegebenenfalls überlegen, etwas weniger ausladend zu unterschreiben, um keinen Verdacht zu erregen. Der CFO von Enron soll eine wirklich große Unterschrift gehabt haben – nach dieser Studie hätte Fastow seine Bilanztricksereien heute wohl nicht so lange unerkannt durchziehen können wie vor fünfzehn Jahren.

julia.becker[at]finance-magazin.de