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CFOs müssen sich auf ungeduldige Bewerber einstellen

Finanzexperten werden immer ungeduldiger wenn es um Rückmeldungen zu Bewerbungen geht. CFOs sollten bei der Personalakquise einige Dinge beachten.
kieferpix/iStock/Thinkstock/Getty Images

Seit Jahren herrscht in Deutschland ein großer Kampf um die besten Finanzexperten. Der Markt ist beinahe leergefegt: „Gute Kandidaten sind rar gesät. Der Fachkräftemangel, der in anderen Bereichen seit langem angekündigt wird, ist im Finanzbereich schon längst da“, sagt Sladjan Petkovic, Berater beim Personaldienstleister Robert Half.

Für Finanzexperten ist das eine gute Nachricht: „Den meisten Bewerbern liegen mehrere Angebote parallel vor. Sie können sich das beste aussuchen“, erklärt Rekrutierer Petkovic. Die hohe Nachfrage hat den angenehmen Nebeneffekt, dass dadurch auch die Gehälter von Controllern, Treasury-Experten und Co. steigen.

CFOs müssen Kandidaten überzeugen

Auf der Kandidatensuche müssen CFOs und andere Personalverantwortliche daher umdenken. So gaben bei einer Umfrage von Robert Half unter 200 CFOs, deren Ergebnisse FINANCE exklusiv vorliegen, drei Viertel der befragten Finanzchefs an, dass Bewerber weniger bereit seien, auf eine Stelle zu warten, als noch vor zwölf Monaten.

„Bewerber müssen nicht mehr die Unternehmen überzeugen, sondern umgekehrt“, kommentiert Petkovic das Ergebnis. Es sei die Aufgabe der Firmen, die Kandidaten von den Aufgaben im neuen Job und dem Arbeitsumfeld zu begeistern. „Das hat sich grundlegend verändert.“

„Bewerber müssen nicht mehr die Unternehmen überzeugen, sondern umgekehrt.“

Sladjan Petkovic, Robert Half

Auch die aktuellen Arbeitgeber kämpfen um ihre Finanzer. Sie wollen sich gar nicht erst auf die Personalsuche begeben und legen daher immer häufiger Gegenangebote vor, berichten sechs von zehn CFOs.

Insofern ist Handlungsschnelligkeit bei der Rekrutierung zunehmend wichtig. Da überrascht es, dass fast 40 Prozent der CFOs angaben, die Zahl der Bewerbungsrunden habe sich erhöht, wodurch sich der Auswahlprozess in die Länge zieht. 

Der Grund: Laut Berater Petkovic befürchten viele CFOs, aus den wenigen guten Kandidaten den falschen auszuwählen. Die Ironie dabei: Die große Vorsicht sorgt immer wieder dafür, dass die besten Kandidaten vor dem Abschluss aller Bewerbungsrunden abspringen, zur Konkurrenz wechseln oder gleich bei ihrem Unternehmen bleiben und auf den geplanten Jobwechsel verzichten. 

Finanzchefs sollen Wunschkandidaten schnell anrufen

Berater Petkovic rät Unternehmen daher, den Auswahlprozess schlank zu halten. „Eine schnelle persönliche Rückmeldung auf eine interessante Bewerbung ist wichtig“, empfiehlt er. Unternehmen sollten zudem von Anfang an transparent sein, wie der weitere Bewerbungsprozess abläuft, damit die Bewerber nicht unruhig werden.

Später sollten sich dann auch CFOs zu einem persönlichen Kennenlernen bereitfinden. Dabei können CFOs und Abteilungschefs auch von klassischen Wegen abweichen, sagt Robert-Half-Experte Petkovic: „Man kann den Kandidaten zum Beispiel mit dem Finanzteam zum Mittagessen mitnehmen und sich so schon einmal auf eine ungezwungenere Weise kennenlernen.“

Insgesamt sollte der Bewerbungsprozess vom Eingang der Bewerbung bis zur Zusage nicht länger als zwei Wochen dauern, rät Petkovic. Bei höher gestellten Tätigkeiten als Prokurist oder in der Geschäftsführung sollten Unternehmen drei bis vier Wochen einplanen.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.