Zwar setzen viele CFOs im Arbeitsalltag ähnliche Schwerpunkte, der Austausch mit Finanzvorständen aus anderen Häusern findet dennoch nur sporadisch statt. Das zeigt die jüngste Befragung des FINANCE CFO Panels, für das die Redaktion in Kooperation mit Horváth & Partners Finanzchefs in Deutschland anonym zu ihrer Einschätzung und ihren aktuellen Arbeitsschwerpunkten befragt hat.
Ein Ergebnis: Die Finanzexperten stehen eher selten im direkten Kontakt. Insgesamt 86 Prozent der Befragten stehen höchstens einmal in vier Wochen mit Fachkollegen im engeren Austausch. Nur geringe 8 Prozent tauschen sich ein- oder mehrmals pro Woche mit anderen CFOs aus.
Finanzchefs fehlt oft die Zeit für Networking
Dabei würden fast zwei Drittel der Befragten einen regeren Austausch mit Fachkollegen begrüßen. Am intensivsten nutzen die CFOs nach eigenem Bekunden Networking-Events von Beratungshäusern oder Banken, um sich mit Kollegen auszutauschen. Auf einer Skala von 1 („nutze ich nicht“) bis 10 („nutze ich sehr häufig“) erzielen diese Veranstaltungen den Wert 6,00.
In speziellen CFO-Netzwerken ist derzeit knapp ein Drittel der Befragten organisiert. Auch von den Finanzchefs, die bislang kein Mitglied in einem Netzwerk sind, haben einige grundsätzlich Interesse und sind deshalb nicht organisiert, weil sie keine geeignete Plattform kennen.
Ein weiteres Problem: Neben dem Tagesgeschäft müssen die CFOs sich die Zeit für den fachlichen Austausch mühsam freischaufeln. Ein Finanzchef schreibt, er kenne zwar geeignete Netzwerke, ihm fehle aber für ein Engagement die Zeit. Die vollständigen Ergebnisse des CFO Panels können Sie im Bereich FINANCE-Research kostenlos herunterladen.
CFOs sehen hohen Transformationsdruck
Die Gesprächsthemen dürften den CFOs beim Networking jedenfalls nicht ausgehen: Viele stehen vor ähnlichen Herausforderungen. 63 Prozent der Befragten sehen derzeit den Transformationsdruck aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung eher oder vollständig als eine Herausforderung für ihren Finanzbereich an. Zwei Drittel der CFOs stehen vor der Aufgabe, ihre Finanzorganisation an neue Prozesse und Kompetenzanforderungen anpassen.
FINANCE-TV
Jeweils rund 60 Prozent der Finanzchefs sind mit einer heterogenen IT-Landschaft konfrontiert. Entsprechend müssen sie fragmentierte, unvollständige oder redundante Daten aus verschiedenen Bereichen konsolidieren. Der Weg zu einer einheitlichen Struktur ist allerdings oft beschwerlich: „Wir erleben es häufig, dass CFOs interne Widerstände im Unternehmen überwinden müssen. Nicht jeder ist damit einverstanden, wenn IT- und Datenhoheit stärker zum Finanzchef wandern“, meint Kai Grönke, Partner im Competence Center Controlling & Finance von Horváth & Partners.
Erst Standards schaffen, dann automatisieren
Stärker zentralisierte Prozesse würden nicht nur die Transparenz verbessern, auch neue Technologien könnten dann ihr Potential besser entfalten. Derzeit kämpfen über 90 Prozent der befragten CFOs damit, Prozesse zu automatisieren. Dennoch nutzt erst gut jeder Vierte Automatisierungstechnologien wie Robotics.
Dieser Widerspruch lässt sich erklären: „Robotic Process Automation ist umso effizienter, je stärker Prozesse standardisiert sind. Die Umfrage zeigt, dass diese Basis noch nicht überall steht“, sagt Achim Wenning, Leiter des Business Segments „CFO Strategy & Transformation“ bei Horváth & Partners. Den Finanzabteilungen steht in den kommenden Monaten also noch einiges an Arbeit bevor.
Info
Für das FINANCE CFO Panel befragt die Redaktion des FINANCE-Magazins zweimal jährlich Finanzchefs aus dem deutschsprachigen Raum anonym zu ihrer Markteinschätzung. Die vollständigen Ergebnisse können Sie im Bereich FINANCE-Research kostenlos herunterladen.