Immer mehr Aufgaben, immer höhere Erwartungen, aber nur wenig Personal: Viele CFOs fürchten, dass die Arbeit in den Finanzabteilungen in den kommenden Jahren stressiger werden wird. Das zeigt eine aktuelle Arbeitsmarktstudie der Personalberatung Robert Half, die FINANCE vorliegt. Für die Studie wurden 200 CFOs in Deutschland befragt.
Die Perspektiven für ihre Mitarbeiter schätzen die Finanzchefs nicht unbedingt rosig ein: Vier von fünf befragten CFOs gehen davon aus, dass der Stresslevel der Mitarbeiter in ihrer Finanzabteilung in den kommenden drei Jahren zunehmen wird. 59 Prozent denken, dass der Stresslevel etwas steigen wird. 20 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Mehrbelastung erheblich ausfallen wird.
Auch der Stresslevel der CFOs selbst ist hoch, wie das jüngste FINANCE CFO Panel ergeben hat: Auf einer Skala von 1 („sehr gering“) bis 10 („sehr hoch“) lag die Belastung der Finanzchefs im Frühjahr zuletzt bei 6,00 und damit etwas höher als im vergangenen Herbst (Wert 5,84).
Unterbesetzung trifft CFOs in kleineren Unternehmen
Die Gründe dafür, dass die Finanzchefs ihren Mitarbeitern eine stressige Zukunft voraussagen, sind vielfältig: Unter den Befragten, die von steigenden Belastungen ausgehen, nennen 40 Prozent wachsendes Arbeitsaufkommen und mehr Verantwortung als Grund (Mehrfachnennungen waren möglich). Allerdings unterscheidet sich die Wahrnehmung je nach Unternehmensgröße: Während in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern 49 Prozent der CFOs ein steigendes Arbeitsaufkommen erwarten, sind es bei den Unternehmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern nur 33 Prozent.
Allerdings scheint die Personalausstattung der größeren Unternehmen komfortabler zu sein als die der kleineren Wettbewerber. Durchschnittlich 32 Prozent der CFOs sehen in einer Unterbesetzung des Finanzteams einen Grund für steigende Stresspegel. In Unternehmen mit 50 bis 499 Mitarbeitern sind es sogar 43 Prozent. Bei größeren Mittelständlern mit 500 bis 999 Mitarbeiter sieht das Problem dagegen nur noch jeder dritte Befragte, und in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern führen nur 19 Prozent der CFOs den steigenden Stress auf mangelnde Personalausstattung zurück.
Dies heißt aber nicht, dass die Konzerne bei Stellenausschreibungen nicht auch den Fachkräftemangel zu spüren bekämen, beobachtet Sladjan Petkovic, Managing Director bei Robert Half: „Annährend jedes Unternehmen in Deutschland hat Schwierigkeiten, offene Stellen im Finanz- und Rechnungswesen zu besetzen“, sagt er. „Ausgleichen müssen diese Engpässe die bestehenden Mitarbeiter. In der Konsequenz bedeutet das oft steigenden Stress.“
CFOs können sich Arbeit mit Quereinsteigern vorstellen
Die Situation führt zu einem Umdenken: Viele CFOs können sich inzwischen mit der Vorstellung anfreunden, ihr Team auch um Quereinsteiger zu erweitern. Neben der oft schwierigen Personalsituation spielt dabei auch der Wunsch eine Rolle, neue Fähigkeiten ins Team zu holen, die im Zuge der Digitalisierung stärker gefragt sind.
Die Offenheit ist scheinbar groß, nur jeder zehnte CFO lehnt es ab, fachfremde Bewerber in der Finanzabteilung einzustellen und dort einzulernen. 61 Prozent halten dies für vorstellbar. Bei 28 Prozent ist die Bereitschaft, mit fachfremden Kollegen zu arbeiten, sogar sehr groß. Diese sollten nach Möglichkeit Fähigkeiten mitbringen, die bei der Automatisierung von Finanzprozessen hilfreich sind. Für die CFOs sind dies in erster Linie IT-Kompetenz, aber auch unternehmerisches Denken und Kenntnisse in der Datenanalyse.
Erfolgreiche Quereinsteiger waren aber häufig bereits in Berufsfeldern tätig, die zumindest gewisse Parallelen zu einer Tätigkeit im Finanzbereich aufweisen. „Der Wechsel in die Finanzabteilung bietet sich neben IT-Spezialisten beispielweise für Arbeitnehmer aus dem Bank- und Versicherungssektor an. Gerade für Führungspositionen sind Unternehmensberater gefragt. In Einzelfällen kommen aber auch andere Berufsfelder in Frage – Juristen mit Berufserfahrung können zum Beispiel als Compliance Manager in die Finanzabteilung wechseln“, sagt Personalberater Petkovic.