Eine Tätigkeit als Aufsichtsrat ist für viele CFOs interessant – schließlich sind gerade Finanzexperten in den Gremien dringend gesucht. Symrise-CFO Bernd Hirsch, der noch bis Ende des Jahres die Finanzen des Duftstoffanbieters verantwortet, heuerte jüngst als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Evotec an. Margarete Haase, Finanzchefin bei Deutz, ist Aufsichtsratsmitglied bei den MDax-Unternehmen Fraport und ElringKlinger sowie bei ZF Friedrichshafen. Dürr-CFO Ralph Heuwing wird im September Aufsichtsratchef der Homag-Gruppe, die seit Sommer 2014 zu Dürr gehört. Auch der frühere Klett-CFO Arthur Zimmermann wechselte vom operativen Geschäft in den Aufsichtsrat des Verlags.
Die Tätigkeit als Aufsichtsrat ist lukrativ, insbesondere in großen Unternehmen. Im Dax ist die Vergütung der Aufsichtsräte 2014 um durchschnittlich 9,5 Prozent pro Jahr gestiegen, hat eine Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum ergeben. Im MDax konnten sich die Kontrolleure über ein Plus von 5,9 Prozent freuen.
Aufsichtsratsvorsitz im Dax bringt am meisten ein
Im Dax wachsen die Vergütungen aber nicht nur schneller, sie liegen auch generell deutlich vorne: Kienbaum zufolge verdient ein Aufsichtsratsvorsitzender im Dax durchschnittlich 376.000 Euro. Das ist fast doppelt so viel wie der Chef eines MDax-Kontrollgremiums, der auf durchschnittlich 198.000 Euro kommt. Ähnlich groß sind die Unterschiede bei den stellvertretenden Aufsichtsratschefs: Wird diese Position bei Dax-Unternehmen laut Studie mit durchschnittlich 241.000 Euro vergütet, gibt es im MDax mit 124.000 Euro nur etwa halb so viel.
Aufsichtsräte ohne Vorsitzfunktion kommen bei Dax-Konzernen auf etwa 150.000 Euro jährlich, die Mitgliedschaft im Kontrollgremium eines MDax-Konzerns bringt etwa 84.000 Euro im Jahr. Die erfolgsabhängige Entlohnung der Aufsichtsräte ist weiter auf dem Rückzug. Nur je sieben Unternehmen in Dax und MDax zahlen ihren Kontrolleuren überhaupt noch ein erfolgsabhängiges Salär. Vor wenigen Jahren vergütete noch ein Großteil der Unternehmen die Aufsichtsräte zum Teil erfolgsabhängig.
Aufsichtsratssalär führt zu Aktionärsrevolte bei PNE Wind
Unter den Vorsitzenden in den Kontrollgremien war der inzwischen zurückgetretene Ex-VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch 2014 der Spitzenverdiener. Seine Tätigkeit wurde laut Kienbaum mit insgesamt 1,475 Millionen Euro vergütet. Es folgen Deutsche-Bank-Chefkontrolleur Paul Achleitner, der inklusive einer mehrjährigen erfolgsabhängigen Vergütung auf 815.548 Euro kam, sowie Gerhard Cromme, der als Chef des Siemens-Aufsichtsrats knapp 616.000 Euro erhielt. Spitzenverdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden im MDax ist der Gründer der Rhön-Klinikum AG, Eugen Münch, der 488.000 Euro erhielt.
Für Aufsehen und eine turbulente Hauptversammlung sorgte kürzlich das Salär des Aufsichtsratschefs eines deutlich kleineren Unternehmens: Beim Windparkprojektierer PNE Wind soll Aufsichtsratschef Dieter Kuprian im vergangenen Jahr mehr als 340.000 Euro für seine Tätigkeit kassiert haben – eine Summe, die auf einer turbulenten Hauptversammlung bei vielen Aktionären auf Unverständnis stieß.