Egal ob IT-, Personal- oder Rechts-Expertise: Das Aufgabenspektrum deutscher CFOs geht mittlerweile weit über den Finanzbereich hinaus. Waren sie vor einigen Jahren noch als bessere Buchmacher verschrien, verändern sie sich langsam in Richtung Alleskönner. Im internationalen Vergleich gibt es inzwischen nicht mehr viele Länder, in denen die Finanzchefs ähnlich breit aufgestellt sind wie in Deutschland.
So hat die Personalberatung Michael Page herausgefunden, dass 58 Prozent der deutschen Finanzentscheider auch für das IT-Ressort verantwortlich sind. International kümmern sich nur 41 Prozent ihrer Kollegen um diesen Beriech. Zu rund 44 Prozent fällt zudem das vom Aufwand her oft unterschätzte Personalwesen ins Aufgabenspektrum (weltweit: 34 Prozent). Zudem zeichnen sich hiesige CFOs überdurchschnittlich oft verantwortlich für die Ressorts Recht (39 Prozent) und Einkauf und Logistik (29 Prozent). Lediglich bei der Verwaltung haben die weltweiten Finanzchefs mit 57 Prozent die Nase vorn (Deutschland: 52 Prozent).
CFO-Gehälter: Deutschland hinter Großbritannien
Dabei kommen deutsche Finanzentscheider mit ihrem vielfältigen Aufgabengebiet anscheinend sehr gut zurecht und streben nicht nach höheren Aufgaben. „Galt der CFO-Posten bisher gemeinhin als Sprungbrett zur CEO-Position, hat der CFO heute einen deutlich höheren Grad an Autonomie und Eigenverantwortung gewonnen“, meint Nils Rauschen, Director bei Michael Page.
Indiz: 80 Prozent der deutschen CFOs sehen sich der Michael-Page-Befragung zufolge auch in zwei Jahren in der gleichen Position, weltweit sind es nur 67 Prozent. Genug haben sie aber noch immer nicht: Rund die Hälfte der 176 befragten deutschen CFOs erhofft sich in den kommenden Jahren noch mehr Aufgaben.
CFOs im Nahen Osten weltweit Topverdiener
Kein Wunder, dass die deutschen CFOs im internationalen Vergleich als Gutverdiener abschneiden. Der durchschnittliche hiesige Finanzchef erhält laut Michael Page für seine Arbeit etwa 145.000 Euro pro Jahr – knapp ein Viertel mehr als seine europäischen Kollegen. Auch die Zusatzleistungen können sich sehen lassen: Im Schnitt werden 17,8 Prozent des Fixgehalts als Bonus oben drauf gelegt.
Auf der anderen Seite des Ärmelkanals verdienen die CFOs jedoch noch um einiges besser. In Großbritannien und Irland erhalten Finanzentscheider sogar 152.000 Euro mit einem variablen Anteil von königlichen 18,4 Prozent. Nur im Nahen Osten erhalten CFOs mit durchschnittlich 170.000 Euro eine noch höhere Vergütung, erhalten aber nur 14,8 Prozent als Bonus.
Info
Für die Studie „CFO & Financial Leadership Barometer“ wertete Michael Page 2.847 von Finanzentscheidern online ausgefüllte Fragebögen aus. Die Befragung fand im Zeitraum Mai bis Juni 2014 statt. Dabei wurden 176 Fragebögen von deutschen Finanzentscheidern beantwortet. Die Ergebnisse wurden entsprechend der Arbeitsmarktgröße gewichtet.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.