Nur jede zehnte Führungsposition im europäischen Private-Equity-Geschehen wird von einer Frau ausgefüllt. Damit ist das Feld selbst im Vergleich mit dem Finanzsektor noch eine ausgesprochene Männerdomäne. Eine Initiative schickt sich jetzt an, das zu ändern.
Die Gründerinnen von Level 20 haben sich das Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Private-Equity-Branche bis 2020 auf 20 Prozent auszubauen. 2015 lag die Quote laut Daten des Branchenverbands Invest Europe bei gerade einmal 5 Prozent, zuletzt war laut einer Studie von New Financial jede zehnte Person im Executive Committee europäischer Private-Equity-Häuser weiblich.
Level 20 unterstützt Frauen im Private-Equity-Sektor
Wie man es auch dreht und wendet: Was den Frauenanteil angeht, ist die Private-Equity-Branche eine der rückständigsten im Finanzbereich. Um dies zu ändern, setzt die Initiative Level 20 darauf, Investmentmanagerinnen über so genannte Mentoring-Programme zu betreuen.
Das bedeutet, dass erfahrene Private-Equity-Frauen dem weiblichen Nachwuchs zur Seite stehen, wenn diese Fragen haben – etwa wie sie ihre Karriere vorantreiben können. Verschiedene Events sollen Frauen in der Branche dabei helfen sich zu vernetzen. Außerdem will Level 20 mit Hochschulen zusammenarbeiten, um die Studentinnen dafür zu sensibilisieren, dass eine Private-Equity-Karriere nicht nur für Männer geeignet ist.
Dörte Höppner leitet Level 20 in Frankfurt
Die bislang in London aktive Initiative möchte nun auch in Kontinentaleuropa Fuß fassen: In diesem Jahr starten die Mentoring-Programme auch in Frankfurt am Main. Die Leitung des deutschen Zweigs übernimmt Dörte Höppner, derzeit Chief Operating Officer des Europa-Fonds beim Midmarket-Investor Riverside. Höppner wurde als Leiterin des Branchenverbands Invest Europe zu einer der bekanntesten Frau im europäischen Private-Equity-Geschehen.
Unter den Private-Equity-Häusern gehören Nordic Capital, Cinven, Advent International, Charterhouse Capital Partners und CVC Capital Partners zu den Unterstützern der Initiative. Dies sei nicht nur Öffentlichkeitsarbeit, betont eine Mitarbeiterin eines Private-Equity-Hauses, die sich bei Level 20 engagiert, gegenüber FINANCE. Die Finanzinvestoren hätten erkannt, dass sie produktiver sind, wenn das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Investmentmanagern weniger unausgeglichen ist.
PE und Familie scheint für Frauen schwer vereinbar
Die Mentoring-Programme von Level 20 sind vor allem darauf ausgelegt, Investmentmanagerinnen dabei zu unterstützen, die Karriereleiter zu erklimmen – und ihren Ausstieg aus der Branche zu verhindern, so der vermeidbar ist. Denn das ist ein wesentliches Problem der Branche: Viele Frauen wandern ab, bevor sie eine mittlere oder hohe Hierarchiestufe erreicht haben, etwa weil ihnen der Kampf um die begehrten Director- und Partner-Positionen zu viel ist oder weil sie zur Auffassung kommen, die aufreibende Private-Equity-Laufbahn nicht mit ihrem Wunsch nach Familie vereinbaren zu können.
„Private-Equity-Firmen verlangen einen hohen Einsatz von ihren Mitarbeitern“, kommentiert Rupert Bell, Deutschlandchef bei der Personalberatung PER. „Das Geschäft ist deal-getrieben, Deals sind aber per se unberechenbar, darum wird von den Mitarbeitern erwartet, lange und auch zu ungewöhnlichen Zeiten zu arbeiten.“
Ein Aspekt der Arbeit von Level 20 ist, Frauen in Karrierefragen zu unterstützen und zu beraten. Das reicht aber nicht, sagt Headhunter Bell: „Ob Initiativen wie Level 20 erfolgreich sind, hängt zu einem großen Teil von dem Arbeitsklima innerhalb der PE-Häuser ab. Die Unterstützung von Frauen aus Imagegründen ist wenig zielführend. Im Top-Management muss der Wille da sein, die Unternehmenskultur so anzupassen, dass sich Mitarbeiter gegenseitig unterstützen und so die Vereinbarkeit von Karriere und Familie möglich machen.“
Investmentbanken liefern den PE-Fonds kaum Frauen
Neben der hohen Abwanderungsrate weiblicher Investmentmanager hat der Frauenmangel in der Branche einen weiteren Grund: Private-Equity-Investoren bilden kaum selber aus, sondern werben ihren Nachwuchs ab – nicht nur von Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatungen, sondern vor allem von Investmentbanken. Dort aber ist der Frauenanteil verschwindend gering. Das reduziert die Zahl möglicher Kandidatinnen erheblich.
Gleichzeitig haben die Private-Equity-Firmen einen Mangel an Nachwuchskräften, denn sie bauen ihr Personal aus, doch die Anzahl potenzieller Bewerber steigt nicht. Das bringt die Private-Equity-Investoren Branchenkennern zufolge dazu, vermehrt an den Universitäten auf sich aufmerksam zu machen, um frühzeitig Talente zu begeistern, auf dass diese dann die Finanzinvestoren im Hinterkopf haben, nachdem sie einige Jahre bei einer Investmentbank verbracht haben. Vielleicht treibt der Mangel an qualifiziertem Personal die Finanzinvestoren ja dazu, dabei vermehrt auf Frauen zuzugehen.
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