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Feierabend adieu: CFOs unter Dauerbeschuss

CFOs unter Dauerbeschuss: Viele Finanzchefs schalten auch am Wochenende oder im Urlaub ihre Blackberrys nicht aus.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Internationalisierung, Globalisierung und eine verbesserte Technik lassen die Grenzen zwischen Beruf- und Privatleben zusehends verschwinden. Dank Handy, Blackberry und iPad sind CFOs und die Mitarbeiter der Finanzabteilung immer häufiger rund um die Uhr erreichbar. Einer aktuellen Umfrage des Personaldienstleisters Robert Half unter 400 CFOs und HR-Manager in Deutschland zufolge ist es für über ein Drittel der deutschen Führungskräfte normal, auch außerhalb der gängigen Arbeitszeiten telefonisch oder per E-Mail erreichbar zu sein. Diese ständige Verfügbarkeit hat sogar seit 2007 spürbar zugenommen: Damals war der Studie zufolge nur jeder fünfte Manager auch nach Büroschluss erreichbar.

CFOs müssen in verschiedenen Zeitzonen agieren

Diese ständige Erreichbarkeit ist für die Finanzchefs und ihre Mitarbeiter Fluch und Segen zugleich: Handy, Laptop und Blackberry erleichtern die internationale Zusammenarbeit zwischen CFO und Finanzmitarbeitern in den weltweit verstreuten Tochtergesellschaften. Denn die Finanzchefs können nicht immer vor Ort sein, müssen aber ihre asiatischen und amerikanischen Tochtergesellschaften trotz Zeitverschiebung gleichermaßen wie ihre europäischen Gesellschaften betreuen und Entscheidungen mitunter sehr zeitnah treffen. Deshalb verwundert ein Ergebnis der Studie von Robert Half keineswegs: Im Rahmen besonderer Projekte arbeitet demnach fast jeder zweite Manager abends zu Hause weiter.

Hinzu kommt, dass einige CFOs für die Karriere auch weitere Strecken zwischen Wohn- und Arbeitsort zurücklegen, weshalb sie ebenfalls nicht immer in der Unternehmenszentrale vor Ort sein können. Smartphones und Telefonkonferenzen sowie virtuelle Teams werden immer häufiger genutzt, um diese physische Abwesenheit irgendwie überbrücken zu können. Das gilt auch für den Urlaub. Viele Finanzchefs sind in der Phase der Erholung erreichbar: „Führungsverantwortung endet nicht im Urlaub – der Mailverkehr sollte sich aber auf die High-Interest-Issues konzentrieren“, sagt Karl-Achim Klein, CFO von Schiesser. Auch Alfried Bührdel, CFO beim Außenwerbeunternehmen Ströer Media, und Thomas Gross, CFO der Armaturenwerk Hoetensleben, rufen ihre Emails im Urlaub ab: „Das reduziert das Rückstandsvolumen und lässt mich am Ball bleiben“, sagt Gross. „Leider sehen das meine Mitarbeiter manchmal anders.“

CFOs arbeiten oft auch am Wochenende

Gleichzeitig nehmen mit dem medialen Dauerbeschuss auch die Belastung und die Informationsflut zu. Steigende Arbeitsbelastung sorgt dafür, dass sich mancher Finanzchef auch am Wochenende nur schlecht von seinem Computer oder Blackberry trennen kann. Der Studie des Personaldienstleisters Robert Half zufolge arbeitet ein Viertel der Manager, jedes zweite Wochenende, 18 Prozent gönnen sich nur ein freies Wochenende im Monat und jeder Zehnte ist sogar jedes Wochenende für die Firma da.

Krise verstärkt Stressgefühl unter CFOs

Diese Arbeitswut steigt insbesondere in unsicheren Zeiten. Unserem aktuellen  FINANCE CFO Panel zufolge hinterlässt der langanhaltende Krisenmodus langsam Spuren bei den CFOs. Obwohl die Finanzchefs oft eine hohe Arbeitsbelastung verspüren, hat sich demnach der subjektive Stressfaktor in den vergangenen Monaten erhöht. Insgesamt geben 60 Prozent der Teilnehmer an, dass sie gestresst sind, ein deutlicher Anstieg gegenüber 50 Prozent vor sechs Monaten. Parallel dazu haben sich auch die Arbeitszeiten der Finanzvorstände verlängert. Weniger CFOs als noch vor sechs Monaten arbeiten nun unter 50 Stunden pro Woche. 55 bis 60 Wochenstunden arbeiten nun fast 40 Prozent der Umfrageteilnehmer, im vergangenen Herbst galt das erst für rund 35 Prozent. Praktisch unverändert blieb der Anteil derjenigen CFOs, die über 70 Stunden pro Woche arbeiten.

Doch ist das nicht unproblematisch: „70 Stunden-Wochen hält auf Dauer keiner durch. Man muss sich auch Freiräume schaffen“, sagt Bilfinger-CFO Joachim Müller unlängst zu FINANCE (Lesen Sie ein Portrait in der neuen FINANCE. Die aktuelle Ausgabe der FINANCE erhalten Sie im gut sortierten Bahnhofsbuchhandel und im qualifizierten Einzelhandel oder ganz einfach im Abonnement).

Arbeitspensum für CFOs ist in den vergangenen Monaten gestiegen

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Studie von Robert Half: Mehr als zwei Drittel der Befragten bestätigen, dass die Erreichbarkeit außerhalb der normalen Arbeitszeiten in den vergangenen 12 Monaten zugenommen (51 Prozent) oder sogar signifikant zugenommen (16 Prozent) hat. „Eine ständige Erreichbarkeit halte ich für eine Fehlentwicklung, die aufgrund der Belastung aber auch aufgrund übereilter Entscheidungen zu eher schlechteren als besseren Ergebnissen führt“, sagte Axel Gros, Director Corporate Finance bei Haniel, schon im vergangenen Sommer zu FINANCE. „In speziellen zeitlich begrenzten Situationen, zum Beispiel während der Vermarktung einer Anleihe oder während der heißen Phase eines M&A-Deals, ist das eine andere Sache.“

sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.